Und damit ist schon der letzte Tag beim 15. Japan-Filmfest Hamburg angebrochen! Für diesen Tag standen zwei Filme auf meinem Plan: der Studio-Ghibli-Film Der Mohnblumenberg (Kokurikozaka kara) und der zunächst interessant klingende Krimi Shining Besides Funny Moon (Saezaete naho kokkei na tsuki), der allerdings eine totale Bruchlandung wurde.
Der Mohnblumenberg (2011)
(Kokurikozaka kara)Wir befinden uns im Japan der 60er-Jahre. Die Nachkriegszeit ist immer noch deutlich spür- und sichtbar. Doch die Olympischen Spiele in Tôkyô könnten dem Land aus seiner Stagnation heraushelfen. Um Japan in neuem Glanz zu zeigen, soll auch das alte Clubhaus einer Schule abgerissen werden. Umi ist eine der Schülerinnen und interessiert sich zunächst nicht sonderlich dafür. Sie hat zu Hause alle Hände voll zu tun. Doch als sie den Jungen Shun trifft, betritt sie das erste Mal das Clubhaus. Durch die Leidenschaft der Mitglieder der einzelnen Clubs, die für den Erhalt des Hauses kämpfen, ist Umi so beeindruckt, dass sie sich ebefalls dafür starkmachen will. Sie organisiert eine große Putzaktion, um das alte Haus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Währenddessen lernen sie und Shun sich besser kennen. Beide teilen ein Schicksal: Sie haben ihren Vater im Krieg verloren. Diese Geschichte verbindet beide mehr, als es ihnen lieb ist, sodass ihre Freundschaft immer weiter erkaltet. Doch mit der wachsenden Hoffnung auf Rettung des Clubhauses kommt auch die Wärme zwischen den beiden zurück.
Mit Die Chroniken von Erdsee hatte Regisseur Gorô Miyazaki sein Debüt bei Studio Ghibli. Der Sohn des berühmten Studiomitgründers Hayao Miyazaki überzeugte 2006 viele Fans nicht mit seinem durchschnittlichen Werk. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, dass er es diesmal besser macht, und der Kinosaal war proppenvoll. Immerhin hat sein Vater das Drehbuch geschrieben. Und das Resultat? Technisch gesehen war der Film gewohnt brillant. Die ausgestrahlte Stimmung ließ den Zuschauer förmlich die Zeit kurz vor der Olympiade in Japan miterleben. Inhaltlich war der Film auf der einen Seite sehr politisch. Allerdings nicht so wie bei Hayao durch Symboliken und Metaphern veranschaulicht, sondern sehr direkt durch die Historie des Landes bestimmt. Das bietet sich bei so einem Stoff natürlich auch an. Auf der anderen Seite ist der Film stark durch die scheinbar tragische Liebe der beiden Schüler beeinflusst. Diese Liebe ist eng mit der Lebensgeschichte beider Charaktere verwoben und zeigt viele Parallelen. Das Vor und Zurück sowie Nein und Doch in diesen Paralellen tut der Handlung allerdings nicht gut. Es unterbricht den Film im Ablauf seiner Handlung zu stark und trennt ihn zu sehr in zwei Teile. Der Part mit der Rettung des Clubhauses, das etwas an das Badehaus aus Chihiros Reise ins Zauberland (Sen to Chihiro no kamikakushi) erinnert, ist wesentlich schöner mitzuverfolgen. Insgesamt hat Gorô Miyazaki dennoch gezeigt, dass er mit Der Mohnblumenberg auf dem richtigen Weg ist. Der Zauber, den Hayao mit seinen Filmen auf die Leinwand bringt, beherrscht Gorô allerdings noch nicht in Perfektion. Bleibt ihm nur zu wünschen, dass er sich mit seinem dritten Film dann noch mal steigern kann.
3,5/5 Sterne
Shining Besides Funny Moon (2013)
(Saezaete naho kokkei na tsuki)Der Polizeiermittler Muto (Kyôsuke Hamao) muss für einen Fall in die zweilichtige Sadomasowelt von Tôkyô eintauchen. Während seiner Ermittlung wirft er ein Auge auf die Domina Mirei (Mei Kurokawa). Schnell wächst sein Interesse an ihr und ihren Spielchen, sodass er zu einem von Mireis Sklaven wird. Die kann ihm nicht nur bei der Befriedigung seiner Lust nach Untergebenheit und Schwäche helfen, sondern auch zum Fall hilfreiche Gedanken und Ermittlungsansätze beisteuern. Je länger er in dieser Welt ist, desto mehr häufen sich die mysteriösen Todesfälle in der Szene. Eine wichtige Schlüsselfigur scheint eine Domina namens Marilyn zu sein. Doch keiner weiß wirklich, wer das eigentlich ist.
Zum persönlichen Abschluss des Filmfests gab es mit Shining Besides Funny Moon eine letzte internationale Premiere zu sehen. Spätestens am Ende stand für mich fest: Das war der schlimmste Film, den ich dieses Jahr auf dem Filmfest gesehen hab. Sowohl technisch als auch inhaltlich war der Film ein Desaster. Optisch – und auch durch den anrüchigen Unterton – wirkte er wie ein schlechter Porno aus den 80er-Jahren, nur ohne Sex. Dazu ein exzessiv eingesetztes Fischauge-Objektiv, dass einen in den Wahnsinn getrieben hat, und eine zum Teil unglaublich schlechte Nachsynchronisation, unverständliche Charaktere, verwackelte Kamerafahrten. Hinzu kamen Überladungen mit sinnlosen Zusatzinformationen und verwirrenden Extraszenen, die die Klärung des Falls kein Stück vorantrieben. Zusammenfassend muss ich sagen, dass sich der Stoff wesentlich interessanter anhörte, als die Umsetzung von Regisseur Kakuei Shimada tatsächlich war. Auch wenn es ein Independentfilm ist, ist das keine Rechtfertigung dafür, dass nichts zum anderen passte. Ein Abschluss, der nicht als Maßstab für das JFFH gelten sollte. Daher bin ich extrem froh, dass es noch ein Fazit zum Filmfest geben wird und dies nicht die letzte Zeile dazu sein wird.