Kick-Ass, GB/USA 2010 • 117 Min • Regie: Matthew Vaughn • Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman • Mit: Aaron Taylor-Johnson, Chloë Grace Moretz, Nicolas Cage, Mark Strong, Christopher Mintz-Plasse, Lyndsy Fonseca • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 22.04.2010 • Deutsche Website
Eine selbstironische Comic-Verfilmung ist in Zeiten der Marvel-Flut nichts Neues. Doch obwohl die Adaption des Mark Millar-Comics Kick-Ass dazu noch jede Menge Superhelden-Klischees bedient, setzt er sich stilistisch deutlich von gerade diesen ab.
Ich frage mich, warum das noch niemand vor mir gemacht hat.
Comic-Fan Dave (Aaron Taylor-Johnson) hat die Schnauze voll und macht seinen Traum zum Beruf – er will vom klassischen Nerd zum Bekämpfer des Bösen werden. Er ahnt jedoch nicht, dass der größte Drogenboss der Stadt (wunderbar grimmig: Mark Strong) bald auf ihn aufmerksam wird und seine Karriere als Verbrechensbekämpfer droht, ein jähes Ende zu nehmen.
Wir begleiten unseren sympathischen, leicht verpeilten Protagonisten im Coming-Of-Age-Stil auf seinem mit harten Rückschlägen versehenen Werdegang, auf dem sich Regisseur Matthew Vaughn die Zeit nimmt, ein Superhelden-Klisschee nach dem anderen spielerisch zu verdrehen – vom klassischen Nerd zur buchbaren Internet-Berühmtheit: „Kick-Ass“.
Hauptsächlich ist Kick-Ass natürlich da, um mit seinen skurrilen Charakteren und der komplett überzogenen Brutalität zu unterhalten. Und das tut er! Es gibt unglaublich spaßige, kreativ inszenierte und fantastisch choreographierte over-the-top-Action, bei der Körperteile fliegen und das Blut nur so spritzt, wodurch auch der im kompletten Look des Films wiederzufindende Comic-Einfluss spürbar wird. Am besten funktioniert das Antihelden-Duo, bestehend aus der 11-jährigen Kampfmaschine „Hit-Girl“ (Chloe Grace Moretz) und ihrem Vater und Mentor „Big Daddy“ (Nicolas Cage), das durch stimmige Chemie und einer zu Nicolas Cage perfekt passenden Rolle nicht nur für die spaßigsten Action-Szenen, sondern auch für viele gute Lacher sorgt. Die Szenen zwischen „Kick-Ass“ und seinem späteren Partner „Red Mist“ (Christopher Mintz-Plasse) bewegen sich dagegen eher im durchschnittlichen Bereich.
Der Plot um Daves Leben als geheimer Superheld funktioniert, ist im Endeffekt aber auch ziemlich trivial. Der Film lebt von seiner Action, und so ertappt man sich selbst dabei, wie man nur auf das nächste abgehackte Bein wartet, während die Geschichte vorangetrieben wird. Umso interessanter ist dafür die ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung zwischen Mindy und Damon Macready („Hit-Girl“ und „Big Daddy“), die gerade aus dem absurden Zusammenspiel aus Mindys Alter und ihrem Auftreten ihren Reiz zieht.
Kick-Ass macht eine Menge Spaß. Doch neben Witz und Brutalität findet sich sogar ein bisschen Tiefgang. Auch wenn sich Matthew Vaughn leider nicht mehr traut, als mit seiner Sozialkritik an der Oberfläche zu kratzen, ist es doch angenehm, dass in einem Film wie diesem, der auf den ersten Blick mehr style over substance ist, naheliegende Thematiken wie Zivilcourage oder die Gewaltgeilheit der Zuschauer aufgegriffen werden. Es ist trotzdem schade, dass Potenzial hier verschenkt wird. Gerade zu Anfang spürt man, dass hier mehr als nur ein sehr unterhaltsamer „Hier rein, da raus“-Film dringewesen wäre. Hätte man sich getraut, die guten Ansätze weiter durchzuziehen, würde sich Kick-Ass mit zunehmender Laufzeit nicht immer mehr in Banalität verlieren. In den letzten zwanzig Minuten überschreitet der Film die Grenze zwischen Spaßmassaker und inhaltslosem Gewaltporno und büßt somit seinen letzten Funken Individualität ein.
Fazit
Matthew Vaughn ist mit Kick-Ass ein guter Comic-Actionfilm gelungen, der vor allem dank seiner tollen Besetzung funktioniert, sich über den hohen Gewaltpegel hinaus aber nicht viel traut und viel Potenzial unausgeschöpft lässt. Humortechnisch kann sich der Film nicht ganz richtig zwischen guter visueller Comedy und langweiligen Wichswitzchen entscheiden und bleibt so am Ende kurzweilige, gute Unterhaltung, die man schnell wieder vergisst.
[…] eines klassischen Agentenfilms à la James Bond und der abgedrehten, ultrabrutalen Action der Marke Kick-Ass (beide Comicvorlagen stammen von Mark Millar) traf Regisseur Matthew Vaughn genau den Nerv der […]