Killing Ground (2016) Kritik

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Killing Ground, AUS 2016 • 88 Min • Regie & Drehbuch: Damien Power • Mit: Harriet Dyer, Ian Meadows, Stephen Hunter, Aaron Pedersen, Tiarnie Coupland, Maya Stange, Aaaron Glenane • Kamera: Simon Chapman • Musik: Leah Curtis • FSK: ab 18 Jahren • Verleih: Busch Media • Heimkinostart: 10.11.2017

Mit großer Vehemenz versucht das australische Genre-Kino, lästige Touristen abzuschrecken – diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man einen Blick auf vergangene und aktuelle Ozploitation-Werke wirft: Neben gefräßigen Killeralligatoren und angriffslustigen Riesenwildschweinen sollte man sich im Urlaub vor allem vor einem in Acht nehmen … vor Australiern. Regelmäßig – und nicht erst seit Greg McLeans Hit „Wolf Creek“ – sind es primitive Einheimische, die sich mit Messer oder Gewehr auf die Jagd nach unvorsichtigen Besuchern begeben. Keine Ausnahme bildet da Damien Powers überaus rauer Beitrag „Killing Ground“, in dem sich ein friedliches Pärchen in den abgelegenen Wäldern mit einer mörderischen Gefahr konfrontiert sieht.

Killing Ground (2016) Bild 1

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Es sollte nur ein idyllischer Camping-Ausflug werden: Das junge Paar Sam (Harriet Dyer) und Ian (Ian Meadows) möchte den Start ins neue Jahr in trauter Zweisamkeit genießen und sieht sein Vorhaben schon vor dem Aufschlagen des Zeltes scheitern, denn auf der Zufahrt zu dem entlegenen Naturpark kündigt bereits ein anderes Fahrzeug weitere Besucher an. Doch das Lager vor Ort ist verlassen und soll es auch während der totenstillen Nacht bleiben. Erst am nächsten Tag, nach einem Blick in den verwüsteten Überbau der unbekannten Nachbarn, graut den Verliebten, dass an dem trügerisch ruhigen Bild womöglich etwas nicht stimmt. Als sie schließlich noch im Gebüsch auf ein völlig entkräftetes Baby stoßen, schrillen bei beiden wirklich die Alarmglocken. In Panik wollen sie Hilfe holen. Doch da ist es bereits zu spät …

Killing Ground (2016) Bild 2

Zugegeben, rein inhaltlich ragt „Killing Ground“ keinen Millimeter aus dem Gros ähnlich gelagerter Wald-und-Wiesen-Terrorfilme heraus, die seit den Genre-Meilensteinen „Beim Sterben ist jeder der Erste“ und „Texas Chainsaw Massacre“ bis heute regelmäßig in Produktion gehen. Doch mit seinem geerdeten Ansatz, glaubwürdigen Protagonisten und dem Verzicht auf allzu hochfrequente Gewaltspitzen setzt sich das Werk angenehm von den lediglich auf Schockeffekte abzielenden Arbeiten ab. Mehr noch: Der Newcomer Power (der Name ist Programm und man sollte mit ihm wohl auch in Zukunft rechnen dürfen) treibt die Spannung in seinem Slow-Burner mit drei clever ineinander verschachtelten Handlungssträngen voran, die den vollständigen Horror erst kurz vor der Eine-Stunde-Marke – aber dafür umso wirksamer – vor dem Publikum ausbreiten. Den Start macht das sympathisch gezeichnete Paar, das schon auf seinem Weg zufällig auf den zwielichtigen Ansässigen German (Aaron Pedersen) trifft. Die Geschichte von German und seinem nicht minder verrohten Buddy Chook (Aaron Glenane) bildet die zweite Säule des Films, der letztlich von einer Rückblende über den Verbleib der anderen Camper abgerundet wird. Dabei verzettelt sich der Regisseur und Drehbuchautor zum Glück nicht in abgehackten Sprüngen zwischen den Ebenen, sondern sorgt dafür, dass die Informationen der einzelnen Szenen harmonisch ineinandergleiten und auf einen nervenzerrenden Klimax zusteuern.

Killing Ground (2016) Bild 3

Eine bedeutende Rolle in „Killing Ground“ kommt außerdem der wunderbaren Naturkulisse zu, die sich in dem bitterbösen Urlaubsalbtraum freilich zu einer isolierten und undurchsichtigen Todesfalle entwickeln soll. Hier geht ein dicker Punkt an Kameramann Simon Chapman („The Loved Ones“), der es perfekt versteht, das knackige Dickicht in eine für die Figuren und Zuschauer verständliche Geographie zu fassen. So passiv Büsche und Unterholz im Grunde auch sein mögen – auf der Jagd können selbst ein leises Rascheln oder Knacken ein Schicksal besiegeln. Erst recht auf der Menschenjagd. Selten war in jüngeren Genre-Werken die Stille und das angespannte Verharren an einem Ort bedrückender als hier. Leider gelingt es dem Film nicht ganz, seinen schleichenden Nervenkitzel bis zum bitteren Schluss aufrecht zu halten und verliert sich im Finale ein wenig zu sehr in ausgelutschten Klischees, in denen auch der letztlich aufgebrachte moralische Konflikt zwischen den Protagonisten unterzugehen droht. Das ist zwar nicht nachhaltig tragisch, aber in Anbetracht der bemerkenswerten Vorarbeit etwas schade.

Killing Ground (2016) Bild 4

Unterm Strich ist Damien Powers Spielfilm-Debüt ein kraftvoller Aussie-Thriller mit unangenehmen Ecken und Kanten, der es nicht ganz mit seinem großartigen Zeit- und Artgenossen „Hounds of Love“ aufnehmen kann, aber sich erfrischend von der inflationären Exploitation-Ware abhebt und eigene Akzente zu setzen vermag.


Information zur Heimkinoveröffentlichung

Ab dem 10. November 2017 ist Killing Ground im Verleih von Busch Media in deutscher und englischer Sprachfassung (mit wahlweise deutschen Untertiteln) als DVD und Blu-ray erhältlich.

Neben dem Hauptfilm liegen der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung folgende Extras vor:

Killing Ground (2016) Blu-ray
• Weitere Trailer aus dem Programm
• Wendecover
 
 
 
 

(Cover © Busch Media)


Trailer


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