The Family, USA/FR 2013 • 111 Min • Regie: Luc Besson • Drehbuch: Luc Besson, Michael Caleo • Mit: Robert De Niro, Michelle Pfeiffer, Tommy Lee Jones, Dianna Agron, John D’Leo, Jon Freda • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 21.11.2013 • Deutsche Website
Handlung
Neues Land, neuer Ort, neuer Name, neues Leben – aber die gleiche Familie. Und Familie geht bekanntlich über alles, vor allem in Kreisen der Mafia. Dumm nur, dass Giovanni Manzoni seine verraten hat. Nur seine Frau Maggie und die beiden Kinder Warren und Belle sind noch bei ihm. Und mit denen muss er alle paar Monate im Rahmen des CIA-Zeugenschutzprogramms umziehen, um ihre Leben vor der Vendetta des Don Luchese zu schützen. Das Alltagsleben fällt allen Familienmitgliedern sichtlich schwer, besonders da sie in der Normandie sämtliche Vorzüge ihres alten Lebens nicht länger genießen können. So sorgen sie für einigen Aufruhr in einer kleinen Hafenstadt im verschlafenen Nordfrankreich. Probleme lösen sie dabei auf ihre gute alte Italo-Art. Schließlich ist es nicht so einfach, sich von alten Gewohnheiten zu verabschieden. Und während sie sich immer weiter einleben, kommt der Don ihnen gefährlich näher. Steht ein neuer Umzug kurz bevor?
Kritik
Robert De Niro kehrt über 20 Jahre nach „GoodFellas“ als Mafiaboss zurück auf die Leinwand. Ende der 90er spielte er in der Komödie „Reine Nervensache“ wieder den Don, allerdings als Patient auf der Liege eines Psychologen. Auch diesmal ist er wieder in einer Komödie unterwegs. Doch die gelingt nicht hundertprozentig. Luc Besson arbeitet mit vielen Klischees und Stereotypen, die sich vor allem auf das Missverständnis zwischen einer Mafiafamilie und ihrer bürgerlichen Nachbarschaft stützen. Hinzu kommt, dass die Namensänderung von Manzoni auf Blake viel Platz für Diskrepanzen zwischen der amerikanischen und französischen Kultur bietet. Das wirkt nach den ersten zwei, drei Anspielungen leider immer flacher. So verachten die Franzosen amerikanisches Essen und deren Lifestyle, bevorzugen lieber den Laissez-faire-Stil, sie denken viel an Sex, halten sich für was Besseres und so weiter und so fort. Eine weitere Ebene der Situationskomik wäre daher sehr wünschenswert gewesen.
Mit ihrem neuen Leben in der Normandie gehen alle Charaktere auf ihre Weise um. Giovanni alias Fred (Robert De Niro) versucht sich als Autor seiner Memoiren. Maggie (Michelle Pfeiffer) besinnt sich auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter und versucht, ihr Umfeld zu entdecken. Belle (Dianna Agron) sucht die Liebe ihres Lebens, um aus dem ewigen Zirkel ihrer Fluchten auszubrechen. Und Warren (John D’Leo) etabliert sich recht schnell als ausgefuchster Analyzer an der Schule und kann die Leute für seine Zwecke manipulieren. Ein Merkmal vereint alle Charaktere: ihr Hang zur Gewaltbereitschaft. Deren Auslebung – durch Entführung, Erpressung, Körperverletzung etc. – wirkt befriedigend auf ihr Italo-Gemüt. Diese Situationen machen den anderen Part des Humors aus, der wesentlich besser funktioniert. Allein die Frage, wie es der ehemals mächtigste Mann des New Yorker Untergrunds schaffen soll, höchstens als gewöhnlicher Bürger aufzufallen, grenzt an Utopie.
Es sind demnach vor allem die Figuren und deren Besetzung, die den Film nicht vollends scheitern lassen. Der stark besetzte Cast lässt die Figuren von Anfang bis Ende sehr gut durchdacht wirken, während die Handlung hingegen ihre Lücken aufweist. Hier sei vor allem auf Freds Alibi zum Ende des Films hingewiesen. Damit hat es sich Besson etwas zu einfach gemacht. Durch ungünstige Verstrickungen hätte wahrscheinlich auch die Komik besser gewirkt. Der Film lebt von seinen Figuren, die die Schwachstellen im Ablauf des Films partiell ausmerzen können.
Spätestens beim Showdown merkt man, dass Martin Scorsese seine Finger irgendwie mit im Spiel gehabt haben muss. Und siehe da: Im Abspann taucht er tatsächlich als ausführender Produzent auf. Wenn jemand das Genre des Mafiafilms geprägt hat, dann war das neben Francis Ford Coppola auch ein Martin Scorsese. Luc Bessons Begeisterung für die Arbeit der beiden ist auch im Film deutlich spürbar. So gibt es explizite Erwähnungen zu Scorseses Arbeiten. Spätestens bei der Umsetzung der Gewaltszenen gerät er aber an die Grenzen des Fanatismus. Das dürfte vor allem dem Genre der Komödie geschuldet sein, denn schließlich geht es nicht um die Gewalt, sondern um amüsiertes Schmunzeln. Insbesondere wenn die Familie mal wieder ihre eigenen Methoden zur Aggressionsbewältigung nutzt.
Fazit
Luc Besson ist bekennender Fan des Gangsterfilms. Das merkt man auch. Vor allem seine Sympathien für Scorsese und Co. kann man förmlich spüren. Und dennoch weist seine Hommage hier und da Lücken in der Handlung auf. Vor allem unter den ständigen Frankreich-Amerika-Klischees leidet der Humor. Im Gegensatz zu Tonino Benacquistas Romanvorlage „Malavita“ hat Besson den Schwerpunkt verstärkt auf diese ausgerichtet. Das kann nur durch den überzeugenden Cast hin und wieder wettgemacht werden. „Malavita – The Family“ bietet dennoch gute Unterhaltung und ist vor allem für Fans von Mafiafilmen eine nette Abwechslung.