Liebe Filmfutter-Fans,
die "Liebe geht durch alle Zeiten"-Trilogie (auch als Edelstein-Trilogie bekannt) von Kerstin Gier gehört zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Romanen aller Zeiten. Etwa eine Million Mal haben sich die Bücher hierzulande verkauft. Letztes Jahr gewann die Reihe weitere Fans, indem sie ein neues Medium eroberte – den Film. Nach Rubinrot, startete am 14. August dieses Jahres der zweite Teil der Zeitreise-Fantasy in den deutschen Kinos, Saphirblau.
Wir hatten das Glück, anlässlich der Premiere des Films vergangenen Montag in Köln, vier Darsteller des Films sowie die Regisseure interviewen zu dürfen. Dabei kamen höchst interessante Gespräche heraus, die tiefere Einblicke hinter die Kulissen des neuen Films gewähren, aber auch dessen Stars näher vorstellen. In den kommenden Tagen werden wir Euch diese Interviews einzeln präsentieren.
Den Auftakt machen wir mit unserem Interview mit dem Shooting Star Maria Ehrich, die Gwendolyn Shepherd spielt, die Heldin der Geschichte. Im Gespräch sprach sie mit uns über ihre Lieblingsszene (Achtung: Spoiler für Nicht-Kenner des Romans!), über den Druck, den sie angesichts der beliebten Vorlage verspürt und über den Dreh ihrer intimen Szene mit dem Co-Star Jannis Niewöhner.
Filmfutter: Wie war der Premierentag bisher für Dich?
Maria Ehrich: Heute Morgen waren wir bei „Volle Kanne“, haben ein bisschen gefrühstückt und gequatscht. Jetzt kommen die Interviews. Es läuft alles wunderbar, aber ich bin schon ein bisschen aufgeregt.
FF: Mehr oder weniger aufgeregt als beim ersten Film?
ME: Komischerweise mehr, obwohl es völlig absurd ist. Beim ersten Mal hatte ich noch gar nicht die Vorstellung, was es bedeutet. Ich merke schon, dass bei Saphirblau die Aufmerksamkeit von den Fans auf jeden Fall größer ist. Ich bin sehr gespannt, wie der Abend so wird.
FF: Die „Liebe geht durch alle Zeiten”-Trilogie hat sehr viele Fans. Ich kann mir also gut vorstellen, dass bei Rubinrot sehr viel Druck auf Dir lastete, diese Fans nicht zu enttäuschen. War der Druck bei Saphirblau nicht geringer, weil Du ja mit der Rolle schon vertraut warst?
ME: Ich hatte ehrlich gesagt am Anfang sogar ein bisschen Angst, dass ich es gar nicht mehr kann. Zwischen dem Dreh vom ersten Teil und dem Dreh vom zweiten Teil ist einige Zeit vergangen, ich habe dazwischen andere Sachen gedreht und bin ein bisschen älter geworden. Ich hatte also Angst, dass ich da nicht mehr reinkomme. Zum Glück lief das alles sehr gut, aber trotzdem ist der Druck natürlich noch da, weil man die Fans nicht enttäuschen möchte. Es ist ein neuer Film, ein anderes Buch und daher ist die Erfahrung auch immer wieder neu.
FF: Wie unterscheidet sich der zweite Film von dem ersten?
ME: Also auf jeden Fall vom Look. Es sieht alles ein bisschen bunter aus, die Kostüme sind ein bisschen punkiger. Die Geschichte ist rasanter. Wir haben uns diesmal mehr getraut, weil wir wussten, was gut ankommt und was nicht. Aber natürlich geht es weiterhin um die Liebesgeschichte und um Zeitreisen.
FF: Ist die Figur von Gwendolyn Dir ähnlich oder ganz anders?
ME: Sie ist mir schon ähnlich. Als ich den Roman gelesen habe und noch gar nicht wusste, dass es den Film dazu geben wird, habe ich mich bereits sehr mit Gwen identifiziert. Als ich dann die Rolle bekam, habe ich meinen Humor in die Performance einfließen lassen und auch die Art, wie sie Sachen sagt. Ich habe Gwen etwas von mir gegeben.
FF: Hast Du dich an irgendeinem Punkt mit der Autorin Kerstin Gier getroffen und über Deine Rolle geredet?
ME: Nein, und zwar weil Kerstin die Rechte an die Filmemacher abgetreten hat und es in dem Sinne wichtiger war, mit dem Regisseur und der Drehbuchautorin darüber zu sprechen, wie sie sich die Rolle vorgestellt haben. Aber letztendlich war sie auch am Set und es ist sehr schön zu hören, dass sie denkt, dass wir gut zu den Rollen passen. Sie sagt, dass selbst sie, wenn sie ihre Bücher noch mal liest, dabei Jannis (Niewöhner) und mich im Kopf hat. Das ist natürlich ein schönes Gefühl.
FF: Hat sie den neuen Film auch schon gesehen?
ME: Ja, das hat sie.
FF: Du auch?
ME: Ja, ich habe ihn auch schon gesehen. Ich habe ihn in einem ganz kleinen Kino geschaut und ich glaube heute, bei der Premiere wird es noch deutlich nervenaufreibender.Man sitzt dann ja in einem sehr großen Saal und da sind viele Leute, die man eingeladen hat. Das Team ist da, viele Fans…das ist auf jeden Fall etwas anderes. Und ich kann den Film bestimmt objektiver sehen als beim ersten Mal. Beim ersten Mal schaut man doch eher auf sich selber und darauf, was man vielleicht nicht so super gemacht hat.
FF: Wie findest Du es überhaupt, Dich selbst im Fernsehen oder auf der Leinwand zu sehen?
ME: Ich bin niemand, der sehr davor zurückschreckt, sich selbst zu sehen und aus falscher Demut es vielleicht nicht anguckt. Ich finde es wirklich positiv, wenn man sich das anschaut, weil man dadurch die Möglichkeit hat, sein eigenes Spiel zu verbessern. Daher schaue ich die Filme meist mehrmals an, aber Manches muss ich auch nicht zweimal sehen!
FF: Zum Beispiel?
ME: Heute habe ich Ausschnitte von mir gesehen, als ich noch jünger war, etwa 14 oder 15. Da ist man ja noch in dieser „ugly“-Übergangsphase (lacht) und das muss ich nicht noch einmal sehen.
FF: Das ist so, wenn man die Aufnahmen seiner eigenen Stimme hört.
ME: Ganz genau.
FF: Was ist Deine Lieblingsszene in Saphirblau?
ME: Ich hätte es nicht gedacht, aber beim Schauern war es die Szene zwischen Gwen und ihrer Mutter, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Mutter eigentlich nicht ihre Mutter ist. Das hat mich sehr berührt. Es gibt sehr viele schöne und witzige Szenen dabei, aber von dieser habe ich es einfach nicht so erwartet und daher war es umso schöner.
FF: Wie empfandest Du den Dreh der Szenen mit Xemerius, der ja komplett am Computer entstanden ist? Hast Du in den Szenen Selbstgespräche geführt?
ME: Ich musste ständig irgendwelche Sprüche von den Crew-Mitgliedern einstecken, dass ich einen Knall habe, weil ich immer mit mir selber gesprochen habe (lacht). Das war schon lustig. Ich war komplett verkabelt und hatte einen Knopf im Ohr, durch den mir Rufus Beck, die Stimme von Xemerius, eingespielt wurde. Es hat zwar Spaß gemacht, war aber auch wirklich anstrengend, weil man sich immer genau merken muss, in welchen Moment man genau wo hinschauen muss. Wir hatten aber auch Stand-Ins, wie z. B. eine Pinguinfigur, die so groß war, wie Xemerius, Tennisbälle, Aufkleber…
FF: Du hast im neuen Film auch eine sehr intime Szene mit Jannis Niewöhner. Hattest Du Hemmungen davor oder war es wie jede andere Szene?
ME: Wie jede andere Szene war es auf jeden Fall nicht. Wir hatten natürlich schon etwas Bammel davor. Gerade weil Jannis und ich uns sehr gut kennen und zu einer Art Geschwisterpaar zusammengewachsen sind, war es etwas seltsam. Aber es war auf jeden Fall nicht so dramatisch, wie man es sich vielleicht vorstellt. Es war sehr technisch. Der Dreh der Szene dauerte einen Tag, damit sie auch schön und ästhetisch aussieht. Ich glaube wir haben ganz gut diese Brücke geschlagen, sodass es jetzt nicht eine richtig freizügige Sexszene geworden ist, sondern dass auch jüngere Zuschauer sich das gut anschauen können.
FF: Eine sehr lustige Szene im Film ist die „Time Warp“-Szene. Wie lange wurde die Szene geprobt?
ME: Richtig lange! Schon drei Wochen vor Drehbeginn haben wir mit den Proben angefangen und da hatte ich bereits jeden Tag etwas Tanztraining. Gesangstraining hatte ich nicht, denn es sollte ja eh ein bisschen betrunken klingen. Es war eine Megaszene. Wir haben die gesamte Ballszene drei Tage gedreht und diese spezielle Szene einen Tag.
FF: Du trägst im Film auch sehr viele ausgefallene Kleider. War es eher cool oder anstrengend?
ME: Am Anfang ist alles immer total cool. Da hat man Kostümprobe und sagt sich: „Boah, das wird mein Lieblingskleid!“ Und dann hast du so ein Monster drei Tage lang um deine Hüften hängen. Das rote Ballkleid habe ich wirklich „Monster“ genannt. Ich blieb überall damit hängen, konnte mich nicht hinsetzen und habe immer Fäden verloren. Natürlich ist es schön und als Mädchen freut man sich, so etwas anprobieren zu können, aber es war auch ein bisschen nervig (lacht).
FF: Gwen ist deine größte Rolle, die bestimmt auch sehr positive Auswirkungen auf deine Karriere hatte. Hatte sie auch Auswirkungen auf Dein Privatleben? Wirst Du häufiger auf der Straße oder im Supermarkt angesprochen?
ME: Ja, das passiert schon. Es ist aber immer noch so, dass es nicht Überhand nimmt. Ich werde nicht von Heerscharen von Teenies verfolgt, aber ich werde schon erkannt. Aber es ist auch ein wenig komisch, weil sie mich als einen „Star“ sehen, aber ich selbst sehe mich nicht so. Ich mache eben meine Arbeit. Ich kann mich meist erst danach darüber freuen, dass die Fans da waren und mich um ein Foto gebeten haben.
FF: Zum Abschluss: in den Büchern kann man nicht in seine eigene Vergangenheit zurückreisen und sich selbst wiedertreffen. Aber angenommen Du könntest Deinem jüngeren Ich begegnen und ihr einen Ratschlag oder eine Weisheit auf den Weg mitgeben. Was wäre das?
ME: Ich bin nicht sicher, ob ich es überhaupt machen würde, aber wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich mir wahrscheinlich sagen, dass ich nicht so schüchtern sein sollte und auch sagen sollte, wenn mir etwas nicht gefällt. In der Schule war ich ziemlich schüchtern, als ich noch kleiner war. Einfach etwas selbstbewusster sein.
FF: Vielen Dank für das schöne Gespräch.
von Arthur Awanesjan
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