Liebe Aca-Fans!
Unsere Woche bleibt ganz im Zeichen von Pitch Perfect 2, der seit heute endlich in den deutschen Kinos läuft. Nach dem Gespräch mit der Hauptdarstellerin Rebel Wilson haben wir nun ein Interview für Euch mit einer Person, die selten zu Wort kommt, für den Film aber von sehr großer Wichtigkeit ist – dem Produzenten.
Max Handelman ist aber nicht nur der Produzent der beiden Pitch-Perfect-Filme, er ist auch seit über zehn Jahren Ehemann der Darstellerin und neuerdings Regisseurin Elizabeth Banks, die viele von Euch vermutlich auch als Effie Trinket aus der Panem-Reihe kennen. Die beiden haben sich in ihrem ersten College-Jahr kennengelernt und blieben seitdem unzertrennlich – ein kleines Wunder in der wankelmütigen Welt von Hollywood! Gemeinsam gründeten sie vor einigen Jahren eine Produktionsfirma, die u. a. auch den Sci-Fi-Kracher Surrogates mit Bruce Willis produziert hat. Ihr größter Erfolg bleibt aber bis dato die a-cappella-Komödie Pitch Perfect und das Sequel wird mit Sicherheit ein weiterer Meilenstein des Unternehmens werden.
In unserem Interview sprach der lässig-entspannte Max Handelman über die Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau am Set, berühmte Fans des Films und warum Baton Rouge, Louisiana plötzlich zu Kopenhagen wurde.
(dieses Interview ist hier auch in englischer Sprache verfügbar)
Filmfutter: Bevor Du und Elizabeth (Banks) Eure eigene Produktionsfirma (Brownstone Productions) gegründet habt, warst Du im Filmgeschäft nicht aktiv, sondern hast Dich eher mit Fantasy Football bei Fox beschäftigt. Bist Du durch Deine Frau zum Filmproduzenten geworden?
Max Handelman: Indirekt, ja. Ich habe für News Corporation und Rupert Murdoch gearbeitet. Ich arbeitete auf der kommerziellen Seite des Geschäfts, nicht auf der kreativen. Ich ging dann zur Business School für meinen MBA, als Elizabeths Karriere wirklich durchstartete, Durch sie lernte ich die kreative Seite der Unterhaltungsindustrie kennen.
FF: Worin besteht der aktuelle Fokus Eurer Produktionsfirma? Ich weiß, dass Ihr an einigen Fernsehserien arbeitet…
MH: Wir haben gerade einen First-Look-Vertrag mit Universal abgeschlossen und werden daher die meisten unserer Filme mit diesem Studio machen, aber nicht ausschließlich. Ich denke, wir werden uns weiterhin auf Komödien mit bescheidenen Budgets konzentrieren, meist mit weiblichen Ensembles, die sich an ein junges Publikum richten. Wir schauen uns auch mögliche Verfilmungen von Jugendliteratur an, aufbauend auf Elizabeths Arbeit in den Tribute-von-Panem-Filmen. Darauf wird also vorerst unser Augenmerk liegen.
FF: Gibt es weitere Pläne für das Pitch-Perfect-Franchise, falls der zweite Film erfolgreich sein wird, was ja sehr wahrscheinlich ist?
MH: Es gibt aktuell noch keine konkreten Pläne. Jeder wartet darauf, wie gut der Film läuft. Wir werden es bald wissen. Ich denke, wir haben eine starke und sehr wertvolle Marke erschaffen und es gibt zahlreiche Optionen, die man in der a-cappella-Welt erforschen könnte, wenn wir weitermachen, aber was diese Optionen sind, kann ich nicht sagen, bevor der zweite Film angelaufen ist.
FF: Du und Elizabeth habt den ersten Film gemeinsam produziert, aber bei Pitch Perfect 2 feierte sie auch ihr Regiedebüt. Änderte das auf irgendeine Weise Eure Zusammenarbeit während der Dreharbeiten?
MH: Nicht wirklich. Wir haben insofern viel Glück, als dass unsere Persönlichkeiten und Fertigkeiten sich gegenseitig super ergänzen. Sie ist genau so, wie man sie sieht: dynamisch, charismatisch und hat stets die Nase vorn. Meine Art war es immer, im Hintergrund zu bleiben, zu helfen und Strategien zu machen. Diese Pressetour ist auch etwas Neues für mich. Für gewöhnlich kümmert es niemanden, was ich zu sagen habe. (lacht) Es hat sich absolute natürlich angefühlt, dass ich einen Film produziert habe, bei dem sie Regie geführt hat. Die Passung war perfekt.
FF: Wie wurde die Entscheidung getroffen, dass Elizabeth den Film inszenieren würde?
MH: Es war die Mischung aus mehreren Faktoren. Sie war zu bescheiden, um sich selbst als Regisseurin vorzuschlagen. Wir wussten, dass sie gerne Regie führen würde und nicht wusste, bei welchem Film. Viele Regie-Erstlinge, insbesondere, wenn sie zuvor Schauspieler waren, drehen zunächst kleine Independent-Filme. Ich wollte das eigentlich wirklich nicht für sie und wollte, dass sie direkt mit einem Film auf Studio-Level einsteigt. Zum Glück hatte sie die Unterstützung der Universal-Vorsitzenden Donna Langley. Sie sah den Kurzfilm, den Elizabeth über Herzerkrankungen von Frauen gedreht hat und der zahlreiche Preise gewann, und war sehr beeindruckt. Innerhalb von zwei Monaten danach bot sich die Gelegenheit, Pitch Perfect 2 zu inszenieren. Ursprünglich wollten wir, dass Jason Moore, der auch Teil 1 gemacht hat, zurückkehrt. Er wurde jedoch bereits für eine Komödie mit Tina Fey und Amy Poehler (Sisters) verpflichtet. Wir standen also unter Druck, Ersatz zu finden und es wurde ziemlich schnell klar, dass es Elizabeth werden würde.
FF: Pitch Perfect war ein großer Erfolg und natürlich sind Fortsetzungen in Hollywood fast immer größer in ihren Maßstäben, aber auch was Budget betrifft. War es eine große Herausforderung oder eher befreiend, diesmal mit mehr Geld arbeiten zu können?
MH: Es war nicht wirklich befreiend. Es war schon eine Herausforderung, weil man verantwortlich ist für ein großes Budget und deshalb auch eine größere Verantwortung gegenüber dem Studio und den Geldgebern trägt. Allerdings waren unsere Produktionskosten nicht immens höher als beim ersten Film. Es war größer, aber es war trotzdem ein relativ geringes Budget für das Studio. Aber der Anstieg des Budgets ermöglichte es uns, im größeren Maßstab in der Fortsetzung zu arbeiten. Wenn man sich die beiden Filme nacheinander anschaut, merkt man wirklich den Unterschied. Es war eine großartige Gelegenheit für uns, diese Welt auszuweiten und es Elizabeth ermöglichen, dem Film ihren eigenen Stempel aufzudrücken, anstatt Teil 1 einfach zu wiederholen.
FF: Wie ist die Idee entstanden, die Weltmeisterschaft ausgerechnet in Kopenhagen stattfinden zu lassen?
MH: (lacht) Es ist lustig, wie willkürlich viele Entscheidungen getroffen werden. Wir haben in Baton Rouge, Louisiana gedreht und wir wollten nicht, dass die Weltmeisterschaft in einer Stadt spielt, die US-Amerikaner schnell wiedererkennen könnten, wie Paris, London oder Rom. Wir wollten auch nicht, dass es in Berlin ist, weil Sound Machine, die deutsche Gegner-Band, keinen Heimvorteil haben sollte. Also wählten wir Kopenhagen, weil wir dachten, dass es eine Stadt sei, von der zwar viele Amerikaner gehört haben, sie aber nicht gut kennen, also könnte sie einfach irgendwie aussehen. Aus unserer Perspektive erscheint Kopenhagen auch als eine glamouröse, sexy Stadt, die Amerikaner gerne besuchen würden. So einfach kam es also dazu.
FF: Wie funktioniert der Entscheidungsprozess bezüglich der Songs im Film? Hat (die Drehbuchautorin) Kay Cannon die Songs bereits ins Drehbuch geschrieben oder habt Elizabeth und Du die Lieder später ausgesucht?
MH: Kay schreibt die Songs gerne direkt ins Drehbuch rein, wenn sie schreibt, weil es ihr hilft, die Szenen gedanklich zu strukturieren. Die Songs bestimmen die Stimmung und die Emotionen in den Szenen. Jedoch in etwa 95% der Fälle gingen wir nochmal zurück und wählten dann unsere eigenen Lieder, basierend auf eine Reihe von Faktoren. Der wichtigste davon ist schlicht die Tatsache, dass man nicht alle Songs bekommt. Manche sind zu teuer, andere können einfach nicht lizensiert werden und manche Autoren wollen ihre Songs nicht freigeben. Ein anderer Grund, der vielen nicht bewusst ist, ist, dass es viele großartige Songs gibt, die sich nicht gut für a cappella anbieten. A cappella hat einen ganz bestimmten Sound, im Sinne davon, wie man die Songs runterbricht. Das funktioniert nicht mit jedem Song.
FF: Wie habt Ihr die Rechte dazu bekommen, den Präsidenten und die First Lady im Film zeigen zu dürfen?
MH: Es war relativ einfach. Es handelt sich dabei um lizensiertes Archivmaterial von CNN oder C-Span. Weil sie in den USA Personen öffentlichen Interesses sind, darf man Video- und Bildmaterial von ihnen verwenden, so lange es nicht zu negativen Zwecken missbraucht wird. Wir haben außerdem gehört, dass die Obamas Fans des Films sind. Nach dem ersten Teil wurden einige unserer Schauspieler zu verschiedenen Zeitpunkten ins Weiße Haus eingeladen, um dort aufzutreten. Ich bin also voller Zuversicht, dass die Obamas ihre kleine Rolle im Film mögen werden.
FF: Was ist Deine Lieblings-Musiknummer im Film?
MH: Das ist eine gute Frage. Egal was ich wähle, werde ich bestimmt die eine oder andere Person beleidigen, aber ich persönlich liebe die Eröffnungsnummer von Sound Machine bei der Autoshow, wenn sie "Uprising" von Muse singen.
FF: Snoop Dogg hat einen Gastauftritt in dem Film. Wie ist es dazu gekommen? War er auch ein Fan des ersten Films?
MH: Ja, war er und seine Tochter ist auch ein Riesenfan. Nicht dass Snoop Doog Schwierigkeiten damit hätte, cool zu sein, aber er dachte, er würde besonders cool auf seine Tochter wirken, wenn er in dem Film auftritt.
FF: Der erste Pitch Perfect wurde ein großer Erfolg im Heimkino. Denkt man als Produzent bereits über diesen Markt nach, wenn man die Fortsetzung dreht, oder liegt der Fokus primär auf dem Einspiel in den Kinos?
MH: Man denkt nicht von Anfang an darüber nach. Aber man kann darüber spekulieren, weshalb bestimmte Arten von Filmen besser funktionieren als andere. Wir haben erwartet, dass Pitch Perfect einen hohen Wiederanschauungswert besitzen würde, vor allem wegen der Musik. Aber auch als Komödie hatte der Film viel sehr einprägsame Zitate, die die Leute gerne wiederholen. Ich denke, das waren die Faktoren, weshalb der Film so erfolgreich auf DVD und Video-on-Demand wurde. Die Zuschauer haben ihn einfach immer wieder gerne angeschaut. Ich bin zuversichtlich, dass es auch beim zweiten Teil passieren wird, aber hoffentlich werden die Zuschauer ihn auch im Kino mehrmals sehen. Das ist das erste Ziel.
FF: Der erste Film wurde 2012 im Herbst und in verhältnismäßig wenigen Kinos gestartet. Das Sequel startet nun im Mai, inmitten von großen Sommerblockbustern. Wie fühlt es sich an, zu versuchen, sich gegen die ganz großen Dinger zu behaupten?
MH: Nun, diese Frage kann am besten die Marketingabteilung von Universal beantworten. Aber ich weiß, dass sie an Pitch Perfect 2 wirklich glauben und ihn als einen Film sehen, der für die breite Masse und lange in den Sommer hinein spielen kann. Sie standen immer hinter dem Film und glaubten, dass er ein großer Erfolg werden wird. Sie sehen den Film nicht als Gegenprogramm zu den Blockbustern, weshalb sie auch einen TV-Spot während des Super Bowls, der meistgesehenen Sendung des Jahres in den USA, laufen ließen. Ich war wirklich überrascht, als ich das Startdatum erfahren habe und gesehen habe, wie nah wir an dem zweiten Avengers-Film sind. Es ist ein vollgepackter Sommer mit vielen großen Filmen und wir haben einen davon – das würde man bei Universal sagen.
FF: In dem Fall wünsche ich Dir viel Glück mit dem Film und bedanke mich für das tolle Interview!
von Arthur Awanesjan
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Rebel Wilson (Darstellerin)
Elizabeth Banks (Regisseurin/Darstellerin/Produzentin)
Bildmaterial © 2015 Universal Pictures