Mission: Impossible – Rogue Nation, USA 2015 • 131 Min • Regie & Drehbuch: Christopher McQuarrie • Mit: Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Jeremy Renner, Ving Rhames, Alec Baldwin • Kamera: Robert Elswit • Musik: Joe Kraemer • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Paramount Pictures • Kinostart: 6.8.2015 • Deutsche Website
Auf eine gefährliche Maulwurfsjagd, ein todbringendes Virus, eine mysteriöse Hasenpfote und eine geplante Nuklearattacke auf die USA folgt in Christopher McQuarries fünftem Eintrag in die erfolgreiche „Mission: Impossible“-Serie nun die Bedrohung des IMF-Teams durch ein erbarmungsloses Syndikat. Der inzwischen 53-jährige Tom Cruise schlüpft erneut in die Rolle des Teamleaders Ethan Hunt und legt, wie bereits in Brad Birds Vorgänger „Phantom Protokoll“ (2011), Wert darauf, möglichst viele seiner spektakulären Stunts selbst auszuführen. Das sorgt dann schon mal für ungläubiges Kopfschütteln wenn der Mime gleich zu Beginn seiner neuen Arbeit wagemutig auf die Tragfläche eines Flugzeugs springt und sich dann noch knapp an der Tür festkrallen kann bevor die Maschine abhebt. Alles nur getrickst oder ist das wirklich der Hollywood-Superstar höchstpersönlich, der da in schwindelerregender Höhe baumelt?
Ein besonderer Reiz dieser Actionreihe liegt nämlich ganz sicher in dem Umstand dass man ihr das handwerklich-physische Element noch wirklich abkauft und nicht bloß eingeladen ist, auf die Bilder geschickter CGI-Magier zu starren. McQuarrie, der mit seinem Drehbuch zu Bryan Singers verspieltem „Die üblichen Verdächtigen“ (1995) einen phänomenalen Einstieg in die Kinowelt feiern durfte, hat bereits mit seiner zweiten Regiearbeit „Jack Reacher“ (2012) einen angenehm bodenständigen Thriller abgeliefert, der ihn dann wohl auch gleich bei seinem Star Cruise als neuen „M:I“-Schöpfer empfohlen hat. Wobei bodenständig im „M:I“-Kontext natürlich nicht missverstanden werden sollte – zu staunen gibt es in „Rogue Nation“ so Einiges, nur wird im Vergleich zum direkten Vorgänger wieder nahezu auf technische Gimmicks verzichtet. Sogar die einleitende Auftragsnachricht befindet sich auf einer guten (fast) alten Schallplatte …
Das Filmjahr 2015 hat mich nun bereits zweimal äußerst positiv überrascht. Das ist wohl besonders der Tatsache geschuldet, dass ich nie sonderlich viel auf den von der Industrie so viel propagierten Begriff Franchise gegeben habe. Eigenständige Werke waren mir stets lieber als von Studios lieblos aufgewärmte Variationen bewährter Stoffe, die den Zuschauern nur das hart verdiente Geld aus der Tasche ziehen sollten. Nun aber hat George Miller mit „Fury Road“ unlängst seinem eigenen Werk ordentlich Pfeffer hinzugefügt und nicht nur den besten „Mad Max“ sondern vermutlich den wildesten Genrefilm dieser Dekade geschaffen. Auch Christopher McQuarrie toppt mit „Rogue Nation“ die (abgesehen von John Woos reichlich taubendrecklastigem zweiten Beitrag) bereits hochwertige „M:I“-Reihe indem er noch einmal genau die Stärken des Vorgängers analysiert, die richtige Prise Humor aus Teil vier beibehalten, wieder etwas mehr düstere Machenschaften aus den Teilen eins und drei in den Topf geworfen und letztlich alles mit der rauen Actionkeule aus Teil zwei umgerührt hat. Das von Rebecca Ferguson gespielte „M:I“-Girl ist sexier, der von Sean Harris dargebotene Bösewicht böser und das aufregende Geschehen einfach noch schweißtreibender als je zuvor.
Das Highlight des Films ist eine brillant umgesetzte Doppelverfolgungsjagd durch Marrakesch – zunächst mit dem Auto, dann auf dem Motorrad. Diese wird von Kameramann Robert Elswit („Nightcrawler“) in rasanten, aber dennoch stets glasklaren Aufnahmen eingefangen, die das Adrenalin in die Höhe treiben. Aber auch die titelgebende, unmögliche Mission, die diesmal in einem Einbruch in eine unterirdische und von Wasser umspülte Datenbank besteht, garantiert Hochspannung bei einem runden, perfekt ausbalancierten Kinobesuch. Der genaue Plot, nun, der gerät bei diesem jedoch abermals in den Hintergrund. Ebenso wie die Stars Jeremy Renner und Ving Rhames, die dieses Mal leider nur zu Randfiguren verkommen und Cruise, Ferguson und dem erneut als schrulligen Computerspezialisten Benji Dunn auftauchenden „Shaun Of The Dead“-Star Simon Pegg genügsam das Spielfeld überlassen. Aber schließlich benötigt das Team ja auch Nachwuchs falls Hauptdarsteller/Produzent Cruise beim nächsten Film auf die fixe Idee kommen sollte, sich selbst an einer Rakete hängend ins All schießen zu lassen oder generell das Lebensalter der körperlich anspruchsvollen Figur nicht mehr gerecht wird. Ich hoffe aber dass das nicht so schnell der Fall sein wird.
Wenn James Bond im November knallhart in „Spectre“ zurückkehrt, haben die Filmfans in diesem Jahr bereits ein enorm unterhaltsames Geheimdienstabenteuer hinter sich gebracht und man darf sich ernsthaft fragen wie Sam Mendes gegen dieses noch groß anstinken will. Falls ihm das gelingt, werde ich in Zukunft wohl endgültig meine Einstellung zu Franchises überdenken müssen …
Trailer
https://youtu.be/JyxOgTsMNDA
[…] Filmfutter 4,5/5 […]