My Soul to Take, USA 2010 • 107 Min • Regie: Wes Craven • Drehbuch: Wes Craven • Mit: Max Thieriot, Emily Meade, Denzel Whitaker, Paulina Olszynski, Frank Grillo, Jeremy Chu, Zena Grey • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 3.02.2011 • Website
Handlung
Sechzehn Jahre ist es her, dass der Riverton Ripper, ein gefürchteter Serienkiller, auf seiner Flucht vor der Polizei mehrere Menschen ermordete. Er wurde dabei tödlich verwundet, doch seine Leiche wurde nie gefunden. Am Tag seines Verschwindens wurden sieben Kinder geboren, darunter auch sein eigener Sohn. Jetzt, an ihrem sechzehnten Geburtstag, macht etwas Jagd auf die „Riverton Sieben“.
Kritik
Das Horror-Genre verbucht die meisten Veröffentlichungen pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass Filme wie „Shaun of the Dead“ und „I spit on your grave“ oder „ Rubber“ und „Die Frau in Schwarz“ alle unter diesem zusammengefasst sind, ist auch die immens große Anzahl an Subgenres durchaus verständlich. Eines der wohl bekannteren ist der „Teenie-Slasher“. Wer hat nicht schon mal nachts im Dunkeln die Krallen Freddy Kruegers aufblitzen sehen oder hat beim Paddeln im tiefen grünen Wasser das verrottete Gesicht von Jason Voorhees erblickt? Neben diesen Kultfiguren gibt es noch unzählige weitere berühmte Killer, die sich als Ziel hoch pubertäre High-School- oder College-Kids aussuchten, wie z.B. Mike Myers aus der „Halloween“-Reihe. Doch die Frage ist, hat der Riverton Ripper das Zeug dazu, sich zu ihnen zu gesellen? Die Voraussetzungen sind gut: der Cast ist zwar – wie gewohnt – fast ausschließlich unbekannt, doch der Regisseur Wes Craven, hat mit „Nightmare – Mörderische Träume“ (1984) und seiner Figur Freddy Krueger Maßstäbe in Sachen Teenie-Horror gesetzt. Wer es nicht weiß, Craven ist auch für die Schocker „The Hills have Eyes“, „Das letzte Haus links“ und die „Scream“-Reihe verantwortlich. Und nachdem er eine längere Pause vom Horror gemacht hat, kann man doch erwarten, dass seine Rückkehr ebenso einschlägt? Um es hier abzukürzen: Nein. Drehbuchautor und Regisseur Wes Craven hätte mit seinem Mini-Comeback lieber noch etwas warten sollen.
Der kurze Vorgeschichte vom Abend der Enttarnung des Riverton Rippers als einfachen Mann mit Kind und schwangerer Frau, der anscheinend eine gespaltene Persönlichkeit besitzt, enthält mehr Handlung und Spannung als der gesamte restliche Film. Rückblickend ist sie sogar sein einziges Highlight. Die Geschehnisse sechzehn Jahre danach lassen sich leicht zusammenfassen: Die „Riverton Sieben“, die am angeblichen Todestag des Rippers geboren sind, bilden den absolut stereotypischen Querschnitt durch die High-School. Da ist zum einen das hübsche beliebte Mädchen Brittany, der Sportler Brandon, der etwas nerdige Bug, sein bester Freund Alex, die gläubige Penelope, ein Asiate und ein Farbiger. Ausgenommen ist hier „Fang“ (Emily Meade), die Anführerin einer machtvollen Mädchen-Clique, die zwar keine der „Riverton Sieben“ ist, aber ihnen sehr nahe steht. Sie hätte das Potenzial eine interessante Person zu werden und auch die schauspielerische Leistung ist im Vergleich ansehnlich, leider wird sie stark in den Hintergrund gerückt. Nacheinander werden die Sieben dezimiert, natürlich nach dem Prinzip, auf wen die Handlung am ehesten verzichten kann, bis schließlich nur noch einer übrig bleibt. Kein besonders ausgefallener Aufbau, gerade für dieses Genre, doch das hat bisher keinen Slasher-Fan gestört, viel enttäuschender ist es, dass eine Erklärung für die Morde nicht wirklich vorhanden ist.
Der Film kann sich nämlich einfach nicht entscheiden, ob er nun eher mystisch, geheimnisvoll und vielleicht auch ein bisschen paranormal sein will oder doch eher realistisch einen Grund für die Morde geben möchte. Für das eine spricht das lahme Gefasel der fanatischen Penelope, die durch ihren so engen Bund mit Gott Wissen über die Rückkehr des Rippers haben will und die viel zu kurz geratene und völlig zusammenhanglose Aussage am Anfang der Geschichte über das Weiterleben der Seele des Killers und dessen möglichen Wiedergeburt in den Kids. Für das zweite wird dann wiederum auf eine erblich bedingte Schizophrenie angespielt und das Wort „Revenge“, also „Rache“, auf das Messer des Killers geritzt. In beiden Fällen fehlt so gut wie jeder Kontext, welches ein grandioses Beispiel für die auffällig häufige Abwesenheit von Details ist.
Den Dialogen fehlt es an Einfallsreichtum und sind entweder völlig verzichtbar oder schon tausendmal gehört worden. Alle diese Punkte vereinen sich in einem grauenvollen Höhepunkt, als Penelope den Psalm 23 („Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir…“) zitiert, den man nicht nur in Horrorfilmen nur allzu häufig antrifft.
Die Charaktere werden außerdem nach und nach immer nerviger – allen voran die hübsche Brittany und Bug bzw. Adam, der als Außenseiter unerklärlicher Weise attraktiv auf sie wirkt und immer mal wieder irgendeine Art von Anfall hat, wie Halluzinationen oder plötzliches Erbrechen. Außerdem hat er ein Faible für eine besonders große Geier-Art. Was das mit dem eigentlichen Film zu tun hat und warum darauf so viel Zeit verschwendet wird, welche der Film sicherlich sinnvoller hätte nutzen können, bleibt mir zumindest ein Geheimnis. Der Schauspieler von „Bug“, Max Thieriot, scheint sehr beliebt zu sein in der Rolle des Sonderlings mit psychopathischen Zügen. Kurze Zeit nach „My Soul to Take“ war er in „ House at the End of the Street“ (2012) an der Seite von Jennifer Lawrence zu sehen. Ob es nun an seiner, obwohl schon in besserer Form gesehenen, bezaubernden Schauspielkollegin liegt oder an dem insgesamt schlichtweg interessanterem Plot, überzeugt er in jenem Film weit mehr. Und auch jetzt in der Serie „Bates Motel“ in der er den Bruder des noch jungen Norman Bates spielt, sieht man deutlich eine Steigerung zu diesem Film.
Da Teenies und Handlung demnach nichts hergeben, liegt alle Hoffnung auf dem Regisseur. Allerdings ist Wes Craven nicht nur für seine guten Filme bekannt. Man darf nicht vergessen, dass er bei „Vampire in Brooklyn“ ebenso wie bei „Verflucht“ Regie führte, die beide floppten. Insgesamt bleibt Craven sich mit „My Soul to Take“ treu und gehört zu den wenigen in diesem Genre, die die Gewaltdarstellung nicht unnötig in den Mittelpunkt rücken oder diese sogar „glorifizieren“. Vielen Filmen, wie z.B. „Die Frau in Schwarz“, gelingt es trotzdem den Zuschauer zu fesseln, indes schafft„ My Soul to Take“ dies nicht mal annähernd. Zwar gibt es manche sehenswerte Szenen und Einstellungen, jedoch ist das Timing der Haupthandlung, der Morde, oft so unpassend, dass sie mehr für Verwunderung denn für Schrecken sorgen. Wenigstens klang der Titel vielversprechend.
Fazit
Nur als gut gemeinter Rat: alle die mit diesem Subgenre nichts am Hut haben sollten lieber schnell das Weite suchen. Dabei sind auf keinen Fall diejenigen angesprochen, die Blut und Gemetzel nicht ausstehen können, denn diese sind in diesem „Slasher“-Film gewissermaßen nicht existent.