Quelle: Film Independent
Jährlich sind die Independent Spirit Awards eine der ersten Instanzen, die einen Ausblick auf das kommende Oscar-Rennen geben, auch wenn dieser durch die Restriktionen der Preise natürlich beschränkt ist. Die Non-Profit Organisation Film Independent (mit ca. 6300 Mitglieder) nominiert jährlich Filme und Filmschaffende im Bereich des Independent-Films. Die Voraussetzungen sind dabei, dass die Filme von den USA zumindest mitproduziert werden müssen (natürlich außer in der Kategorie "Bester internationaler Film") und dass das Budget $20 Mio nicht überschreitet (auch wenn der Gewinner vom letzten Jahr, Silver Linings, ein Budget von $21 Mio hatte). Film Independent hat nun die diesjährigen Nominierungen für die Independent Spirit Awards bekanntgegeben und diese waren voller Überraschungen, auch wenn im Großen und Ganzen die erwarteten Favoriten auch am besten abgeschnitten haben.
Steve McQueens Sklavereidrama 12 Years a Slave, das aktuell als der unschlagbare Favorit für die nächsten Oscars gilt, wurde in sieben Kategorien nominiert, darunter als "Bester Film", für die "Beste Regie" und in drei Schauspielkategorien. Es würde mich sehr wundern, wenn der Film nicht auch als Sieger hervorgehen würde. Alexander Paynes Nebraska geht mit sechs Nominierungen ins Rennen, darunter ebenfalls für den "Besten Film", die "Beste Regie" und auch in drei Schauspielkategorien. Das sollte allerdings niemanden verwundern, denn Payne ist definitiv ein Darling dieser Preisverleihung. Von seinen letzten vier Filmen wurden drei bei den Independent Spirit Awards vielfach nominiert, lediglich About Schmidt hat es nicht geschafft – aufgrund eines zu hohen Budgets. Mit Election und Sideways gewannen zwei seiner Filme bisher den Preis als "Bester Film" und für Payne als "Besten Regisseur". Dass die Independent Spirit Awards auch Nebraska den Hauptpreis geben, sehe ich daher nicht als sehr wahrscheinlich an, allerdings hat der Hauptdarsteller Bruce Dern gute Chancen auf den Sieg.
Neben diesen doch recht konventionellen und erwarteten Nominierungen, gab es aber auch eine ganze Reihe an Überraschungen bzw. ungewöhnlichen Situationen. So wurde beispielsweise Frances Ha als "Bester Film" nominiert, doch er erhielt nur noch eine einzige weitere Nom, und zwar für den "Besten Schnitt". Weder die Hauptdarstellerin Greta Gerwig noch der Regisseur/Drehbuchautor Noah Baumbach wurden nominiert, was schon sehr seltsam ist, da es im Prinzip "deren" Film ist. Mit Inside Llewyn Davis wurde zum ersten Mal seit Fargo ein Film der Coen-Brüder in der Hauptkategorie nominiert. Allerdings wurden die beiden weder als Regisseure noch für deren Drehbuch nominiert (immerhin erhielt der Hauptdarsteller Oscar Isaac eine Nominierung). Einer der umjubeltsten Filme des Jahres, Before Midnight, ging wie bereits sein Vorgänger, Before Sunset, ohne eine Nominierung für die Regie oder den Film hervor. Immerhin wurden Julie Delpy und das Drehbuch beachtet. Ungewöhnlich ist auch, dass Jeff Nichols' Indie-Überraschungshit Mud zwar eine Nominierung für seine Regie erhielt, aber keine weitere Nennung.
Nicht sehr überraschend, aber dennoch höchst befriedigend war die Nominierung des kürzlich verstorbenen James Gandolfini für einen Part in Genug gesagt. Positiv anzumerken ist auch, dass nicht nur Cate Blanchett für Blue Jasmine nominiert wurde, sondern auch ihre Kollegin Sally Hawkins. Sie kann sich Hoffnungen auf eine Oscarnominierung machen, die ihr für Happy-Go-Lucky leider verwehrt blieb.
Unten könnt Ihr die komplette Liste der Nominierungen sehen. Obwohl die Independent Spirt Awards zu den ersten Filmpreisen gehören, deren Nominierungen in einer Oscar-Saison verkündet werden, gehören sie zugleich auch zu den letzten, bei denen die Gewinner bekanntgegeben werden. Die Preise werden nämlich erst am 1.03.2014 verliehen, eine Nacht vor den Oscars.
Bester Film
12 Years a Slave
Nebraska
Frances Ha
All Is Lost
Inside Llewyn Davis
Beste Regie
J. C. Chandor (All Is Lost)
Steve McQueen (12 Years a Slave)
Alexander Payne (Nebraska)
Jeff Nichols (Mud)
Shane Carruth (Upstream Color)
Bestes Drehbuch
Blue Jasmine
Before Midnight
Genug gesagt
12 Years a Slave
The Spectacular Now
Bester Debütfilm
Blue Caprice
Una Noche
Das Mädchen Wadjda
Fruitvale Station
Concussion
Bestes Debüt-Drehbuch
Don Jon
Nebraska
In a World
Afternoon Delight
The Inevitable Defeat of Mister and Pete
Bester Hauptdarsteller
Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave)
Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)
Oscar Isaac (Inside Llewyn Davis)
Robert Redford (All Is Lost)
Michael B. Jordan (Fruitvale Station)
Bruce Dern (Nebraska)
Beste Hauptdarstellerin
Shailene Woodley (The Spectacular Now)
Julie Delpy (Before Midnight)
Cate Blanchett (Blue Jasmine)
Brie Larson (Short Term 12)
Gaby Hoffman (Crystal Fairy)
Bester Nebendarsteller
Will Forte (Nebraska)
Jared Leto (Dallas Buyers Club)
Michael Fassbender (12 Years a Slave)
James Gandolfini (Genug gesagt)
Keith Stanfield (Short Term 12)
Beste Nebendarstellerin
Yolonda Ross (Go for Sisters)
Lupita Nyong’o (12 Years a Slave)
Melonie Diaz (Fruitvale Station)
June Squibb (Nebraska)
Sally Hawkins (Blue Jasmine)
Beste Kameraarbeit
12 Years a Slave
Computer Chess
Inside Llewyn Davis
All Is Lost
Spring Breakers
Bester Schnitt
Upstream Color
Museum Hours
Frances Ha
Una Noche
Short Term 12
Bester Dokumenarfilm
20 Feet from Stardom
The Act of Killing
Gideon’s Army
The Square
After Tiller
Bester internationaler Film
A Touch of Sin
Blau ist eine warme Farbe
Gloria
La grande Bellezza
Die Jagd
John Cassavetes Award (Filme mit einem Budget unter $500,000)
Computer Chess
Museum Hours
Crystal Fairy
This Is Martin Bonner
Pit Stop