Der Konferenzraum im luxuriösen Hyatt Regency Hotel in Köln ist vollgepackt mit Vertretern aller möglichen Medien. Von ZDF und WDR über diverse Filmzeitschriften, -websites und Web TV bis hin zu Filmblogs. Alle sind sie an einem kalten und zugeschneiten Montagmorgen gekommen, um Arnold Schwarzenegger bei der Pressekonferenz zu seinem großen Comeback-Film The Last Stand zu sehen. Darin spielt die Äktschn-Legende einen mit allen Wassern gewaschenen, gealterten Sheriff einer Kleinstadt an der mexikanischen Grenze. Als ein irrer Drogenbaron samt seiner kleinen Privatarmee auf der Flucht vom FBI durch die Kleinstadt durch muss, liegt es an dem Sheriff und seiner kleinen Mannschaft, ihn aufzuhalten.
Zu Recht ist man gespannt auf den Auftritt des gebürtigen Österreichers und ehemaligen Gouverneurs von Kalifornien. Schließlich war der einst größte Actionstar der Welt und einer der bestbezahlten Schauspieler aller Zeiten mit der Ausnahme von kurzen Auftritten in The Expendables und The Expendables 2 seit neun Jahren in keinem Film zu sehen. In der Zwischenzeit ließ Arnie von sich vor allem durch seine turbulente politische Karriere und sein in die Schlagzeilen geratenes Privatleben hören. Da ist es natürlich interessant zu sehen, wie gut dem Mimen und dem mehrfachen Mister Universum die Rückkehr in das andere Rampenlicht gelingt. Die US-amerikanischen Zuschauer waren wenig begeistert und bescherten The Last Stand den schlechtesten Start für einen Arnie-Film seit den Achtzigern. Umso wichtiger ist es für die Promotour natürlich, genug Publicity für den Film im Ausland zu betreiben. Schließlich waren insbesondere die europäischen Kinomärkte den Filmen von Arnie immer sehr zugeneigt.
Arnie betritt den Konferenzraum, gefolgt vom Moderator Wolfram Kons und seinen The Last Stand-Co-Stars Johnny Knoxville (Jackass) und Jaimie Alexander (Thor). Doch die ganze Aufmerksamkeit gilt nicht der Schönheit im schwarzen Kleid, sondern dem Terminator-Star, der mit viel Applaus begrüßt wird. Diverse Anwesende stellen sich die Frage, ob Arnie nun auf Deutsch oder Englisch reden wird. Dies wird schnell geklärt, denn Arnie macht sein Eingangsstatement auf gutem Österreichisch-Deutsch und erklärt wie wichtig ihm heute noch Deutschland und die deutschen Fans seien. Dabei benennt er Deutschland als das Sprungbrett für seine große Karriere und erzählt von seinen Mr. Universum-, Mr. Olympia- und Mr. Europa-Titeln, die er in München und Essen in den jungen Jahren gewonnen hat. Aber auch die Loyalität der deutschen Fans und die Kassenerfolge seiner Filme hierzulande seien ihm sehr wichtig. Das Statement beendet er mit dem typisch-markigen Arnie-Spruch: "It’s nice to be back again".
Nach dieser kurzen Einführung geht’s auch direkt los mit der Fragerunde, wobei es allen frei steht zu entscheiden, ob die Fragen an Arnie auf Deutsch oder Englisch gestellt (und entsprechend in der gleichen Sprache beantwortet) werden. Von den enttäuschenden Box-Office-Zahlen in den USA lassen sich die Filmstars nichts anmerken und schwärmen von dem Film und dem Regisseur, dem Koreaner Kim Ji-Woon. Die erste Frage betrifft den Standort der Deutschlandpremiere, Köln. Darauf entgegnet Arnie, er habe die Stadt nicht selbst gewählt, was etwas Verwunderung und Gekicher auslöst, führt aber dann weiter aus, dass es die Idee des Filmverleihers Andreas Klein von "Splendid Film" sei, etwas Anderes als der Rest zu tun und nicht nach Berlin oder München für die Premiere zu gehen, sondern eben nach Köln. Arnie war direkt mit an Bord, etwas Ungewöhnliches zu tun und war deshalb von der Kölner Premiere prompt begeistert.
Viele weitere Fragen, die kommen, haben mit dem Film nichts zu tun, sondern, u.a. mit Arnies Beziehung zu Deutschland und Österreich, sowie seinen politischen und umweltschützenden Interessen und Aktivitäten. Dabei rangieren die Fraen von interessant (Arnie wird auf den Panzer angesprochen, den er der österreichischen Armee abgekauft hat. Dabei erzählt er auch von seinen eigenen Erfahrungen mit dem Panzer als 18-jähriger in der österreichischen Armee) bis hin zu völlig belanglos und lächerlich (Möchte Herr Schwarzenegger irgendwann in die österreichische Politik einsteigen? Nein! Könne er sich daran erinnern, dass er 1962 an einem Bodybuilding-Wettbewerb in Köln teilnahm. Nein!). Dabei zeigt sich Arnie gewohnt professionell und geht auf beinahe jede Frage ausführlich ein. So stellt er klar, dass er sich nie ein Leben als Berufspolitiker vorgestellt hat, sondern viel eher mit seiner Zeit als Gouverneur etwas an das Land zurückgeben wollte, welches ihm einst als Einwanderer so viel ermöglichte. Nun sei er aber froh, wieder vor den Kameras zu stehen. Auch nutzt Arnie eine Frage, um selbst kurz von der angesprochenen Fragestellung abzuschweifen und ein Thema anzusprechen, das ihm persönlich sehr am Herzen liegt. Dabei geht es um Umweltschutz, saubere Energie und zukunftsgerichtetes Denken, was die Umwelt angeht. Schnell zieht Arnie den Vergleich zwischen den actionreichen Kämpfen in seinen Filmen und dem Kampf um eine umweltfreundliche Zukunft, ein Kampf, der nicht mit Waffen oder Fäusten, sondern mit Überzeugung gewonnen wird. Lediglich auf die Frage, ob er denn irgendwelche Filme des gefeierten und gerade oscarnominierten österreichischen Arthouse-Filmemachers Michael Haneke (Liebe) gesehen habe, antwortet er knapp mit einem wenig überzeugenden "Ja".
Auch ich komme zu Wort und frage Arnold eine der wenigen filmbezogenen Fragen des Morgens. Dabei geht es darum, wie sich das Actiongenre seiner Ansicht nach in den letzten zehn Jahren, in denen er im Filmgeschäft kaum aktiv war, verändert habe. Dabei sieht der Arnie nicht so sehr eine Veränderung des Genres, sondern vielmehr eine klare Unterscheidung zwischen zwei Arten von Actionfilmen, die durch die moderne Technologie zustande komme. Einerseits gebe es die mit Spezialeffekten überladenen Actionstreifen wie Iron Man und Spider-Man, andererseits aber die traditionellen Old-School-Streifen wie Stirb langsam 4.0, die Expendables-Filme und, eben, The Last Stand. In den letzteren würden die Zuschauer gut trainierte Hauptdarsteller erwarten, die sich ohne Unterstützung von Computereffekten in die Action reinhängen. Beide haben ihre Daseinsberechtigung und seien an und für sich erfolgreich. Wichtig sei eine gute Story und dann würden die Zuschauer auch gerne einen altmodischen Actionhelden gerne sehen. Dabei geizen Schwarzenegger und Knoxville nicht mit Lob für die Actionqualitäten von Jaimie Alexander, die nach Arnies Aussage unglaublich gut mit Waffen umgehen konnte – "für eine Frau" wohlbemerkt.
Unausweichlich ist natürlich auch das Thema "Alter". In Anlehnung an eine Filmszene aus The Last Stand, in der Arnies Charakter auf die Frage, wie er sich fühle, mit "Alt" antwortet, wird der 65-jährige gefragt, wie sehr die Knochen beim Dreh wohl geknackt haben. Amüsiert entgegnet er, dass er immer noch in Top-Form sei, täglich 1,5-2 Stunden trainiere und es keinen Untershied gebe zwischen jetzt oder im Alter von 55 oder gar von 45. Ständig müsse man gut vorbereitet und im Training sein. Zugleich gibt er aber zu, etwas nervös vor der großen Rückkehr in einer Hauptrolle gewesen zu sei. Da half zum "Aufwärmen" der viertägige Dreh zu The Expendables 2 in Bulgarien.
Zum Schluss spricht jedes Cast-Mitglied noch eine Empfehlung für den Film aus, der für jeden etwas zu bieten habe – von großangelegten Actionszenen über Humor bis hin zu einem kleinen Schuss Romantik. Schnell verlassen Arnie und seine Entourage den Saal, schließlich wartet noch ein voller Tag auf ihn, einschließlich des Besuchs des Kölner Doms und natürlich der großen Deutschlandpremiere im Kölner Luxuskino Residenz Astor Film Lounge. Doch zuvor gibt Arnie noch hastig ein Paar Autogramme an die plötzlich wildgewordenen Anwesenden, die in Sekundenschnelle von seriösen Journalisten zu absoluten Fanboys und -girls mutieren. Das zeichnet eben die Beliebtheit des großen Stars aus, mit dem Generationen an Kinogängern aufgewachsen sind. Er ist zurück und er wird nicht bald wieder gehen, schließlich hat er bereits zwei weitere Filme abgedreht, die in den nächsten 12 Monaten die Kinos erreichen sollen.
Damit endete der Tag im Hyatt für Filmfutter aber noch nicht, denn direkt nach der Premiere hatte ich die Gelegenheit an einem exklusiven Roundtable-Gespräch mit Johnny Knoxville und Jaimie Alexander teilzunehmen. Die beiden kamen bei der Pressekonferenz verglichen mit Arnie etwas zu kurz und daher war es erfreulich, sich mit ihnen danach in einer entspannten Atmosphäre zu unterhalten. Doch dazu später mehr.