Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Wie auch in den Kategorien "Bestes Makeup" und "Beste visuelle Effekte" wird jährlich auch eine Vorauswahl in der Oscarkategorie "Bester fremdsprachiger Film" getroffen. Diese besteht aus neun Filmen, von denen schließlich fünf nominiert werden. Daher ist diese Vorauswahl noch am nächsten dran an den eigentlichen Nominierungen, denn mehr als die Hälfte der Filme von der Shortlist wird letztendlich nominiert.
Der Prozess erfolgte hier folgendermaßen und unterscheidet sich insofern von allen anderen Oscarkategorien: Zwischen Mitte Oktober und dem 16. Dezember wurden einigen Hunderten Academy-Mitgliedern in Los Angeles alle 76 eingereichten Filme gescreent (eine Rekordzahl von Einreichungen dieses Jahr!). Daraufhin wurde darüber abgestimmt und die Top 6 der Filme wurden in die Vorauswahl aufgenommen. Zusätzlich wurde diese Vorauswahl durch drei Filme ergänzt, die von Academy’s Foreign Language Film Award Executive Committee ausgewählt wurde (nach welchem Prinzip bleibt mir verborgen). Das Ergebnis – diese neun Filme in der Vorauswahl:
The Broken Circle – Belgien
Aus dem Leben eines Schrottsammlers – Bosnien und Herzegowina
Das fehlende Bild – Kambodscha
Die Jagd – Dänemark
Zwei Leben – Deutschland
The Grandmaster – Hong Kong
The Notebook – Ungarn
La Grande Bellezza – Italien
Omar – Palästina
Damit ist Österreichs Die Wand bereits aus dem Rennen ausgeschieden. Bei den letzten Oscars gewann Österreich dank Hanekes Liebe den Auslands-Oscar. Deutschlands Vergangenheitsbewältigungsdrama Zwei Leben ( wird eigentlich je was anderes eingereicht seitens Deutschland bei den Oscars?!) bleibt dafür weiter im Rennen. Sollte der Film eine Nominierung ergattern, dann wird Deutschland (einschließlich DDR) mit insgesamt 19 Nominierungen für den Auslands-Oscar mit Spanien gleichziehen. Nur Frankreich (36) und Italien (27) haben mehr vorzuweisen. Allesdings ist eine Nominierung nicht sicher, denn Zwei Leben hat es hier mit harter Konkurenz zu tun – allen voran Hong Kongs The Grandmaster von Wong Kar-wei, Dänemarks Die Jagd, Italiens La Grande Bellezza, der bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises kürzlich abgeräumt hat und Belgiens The Broken Circle, der ebenfalls für zahlreiche Preise nominiert wurde.
Sehr überraschend und geradezu schockierend ist das frühe Ausschneiden zweier Filme: Irans Le Passé – Das Vergangene (der Regisseur Asghar Farhadi gewann mit seinem letzten Film Nader und Simin – Eine Trennung für Iran die Statue) und Saudi Arabiens Das Mädchen Wadjda. Insbesondere letzterer wurde als großer Favorit gehandelt. Blau ist eine warme Farbe war übrigens im Rennen gar nicht drin – Frankreichs Einreichung war Renoir, denn nach Academy-Regeln müssen die Einreichungen in dieser Kategorie im Ursprungsland zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September des aktuellen Jahres in den Kinos starten. Blau ist eine warme Farbe lief aber knapp nach der Deadline an. Möglicherweise kann Frankreich den Film aber bei den nächsten Oscars vorschlagen.
Unter den aktuell verbleibenden neun Filmen gilt La Grande Bellezza als klarer Favorit. Italien hat eine sehr gute Quote an Siegern vorzuweisen. Nahezu jede zweite Nominierung für das Land resultierte in einem Sieg. Der letzte ist allerdings schon 15 Jahre her (Das Leben ist schön). Andererseits ist die Kategorie immer für Überraschungen gut. Man denke zum Beispiel daran, als Nokan – Die Kunst des Ausklangs gegen den klaren Favoriten Das weiße Band gewann oder No Man’s Land gegen Die fabelhafte Welt der Amelie bzw. als Das Leben der Anderen sich überraschend gegen Pans Labyrinth durchsetzte.