Quelle: BAFTA
Die British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) hat gestern Abend ihre alljährlichen Filmpreise verliehen. Diese sind insofern für das Oscar-Rennen relevant, als dass diverse Mitglieder der BAFTA zugleich auch Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences sind und daher auch bei den Oscars abstimmen. Der sogenannte "britische Block" hat sich in der Vergangenheit häufig als sehr einflussreich bezüglich der Oscars erwiesen und dem einen oder anderen Film zu einem Sieg oder zumindest einer Nominierung verholfen. Seit 2008 hat jedes Jahr der BAFTA-Sieger auch bei den Oscars den Preis als "Bester Film" abgeräumt. Dieses Jahr scheint es nicht anders zu laufen. Unten könnt Ihr die Gewinner (in grün) der diesjährigen Verleihung sehen.
Bester Film
Argo
Les Misérables
Life of Pi
Lincoln
Zero Dark Thirty
Bester britischer Film
Anna Karenina
Best Exotic Marigold Hotel
Les Misérables
7 Psychos
Skyfall
Beste Regie
Ben Affleck (Argo)
Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty)
Michael Haneke (Liebe)
Ang Lee (Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger)
Quentin Tarantino (Django Unchained)
Bestes Originaldrehbuch
Liebe
Django Unchained
The Master
Moonrise Kingdom
Zero Dark Thirty
Bestes adaptiertes Drehbuch
Argo
Beasts of the Southern Wild
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Lincoln
Silver Linings
Bester fremdsprachiger Film
Liebe
Headhunters
The Hunt
Ziemlich beste Freunde
Der Geschmack von Rost und Knochen
Bester Animationsfilm
Merida – Legende der Highlands
Frankenweenie
ParaNorman
Bester Dokumentarfilm
Searching for Sugar Man
The Imposter
Marley
McCullin
West of Memphis
Bester Hauptdarsteller
Ben Affleck (Argo)
Bradley Cooper (Silver Linings)
Daniel Day-Lewis (Lincoln)
Hugh Jackman (Les Misérables)
Joaquin Phoenix (The Master)
Beste Hauptdarstellerin
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty)
Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen)
Jennifer Lawrence (Silver Linings)
Helen Mirren (Hitchcock)
Emmanuelle Riva (Liebe)
Bester Nebendarsteller
Alan Arkin (Argo)
Javier Bardem (Skyfall)
Philip Seymour Hoffman (The Master)
Tommy Lee Jones, (Lincoln)
Christoph Waltz (Django Unchained)
Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (The Master)
Judi Dench (Skyfall)
Sally Field (Lincoln)
Anne Hathaway (Les Misérables)
Helen Hunt (The Sessions)
Beste Filmmusik
Anna Karenina
Argo
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Lincoln
Skyfall
Bester Schnitt
Argo
Django Unchained
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Skyfall
Zero Dark Thirty
Beste Kamera
Anna Karenina
Les Misérables
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Lincoln
Skyfall
Beste Ausstattung
Anna Karenina
Les Misérables
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Lincoln
Skyfall
Beste Kostüme
Anna Karenina
Große Erwartungen
Les Misérables
Lincoln
Snow White and the Huntsman
Bester Ton
Django Unchained
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise
Les Misérables
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Skyfall
Beste Spezialeffekte
Marvel’s The Avengers
The Dark Knight Rises
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Prometheus
Bestes Makeup
Anna Karenina
Hitchcock
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise
Les Misérables
Lincoln
Orange Rising Star Award (wird öffentlich im Internet abgestimmt)
Elizabeth Olsen (Martha Marcy May Marlene, Silent House)
Andrea Riseborough (Shadow Dancer, W.E.)
Suraj Sharma (Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger)
Juno Temple (The Dark Knight Rises, Killer Joe)
Alicia Vikander (Anna Karenina, Die Königin und der Leibarzt)
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Wie es sich schon vorher durch Ben Afflecks Nominierung als Bester Hauptdarsteller abgezeichnet hat, kam Argo bei den Briten hervorragend an und war von vornherein der Favorit für den großen Preis. So kam es schließlich und Ben Afflecks Politthriller holte daneben auch die Preise für den Besten Schnitt und die Beste Regie. Somit setzt sich das "Mysterium Argo" fort. Dass Ben Affleck bei den Regie-Nominierungen von der Academy übergangen wurde, bleibt wohl eine der größten und am schwierigsten zu erklärenden Anomalien der Oscargeschichte. Wäre Affleck nominiert gewesen, so wäre er jetzt, wie der Film selbst, konkurrenzloser Favorit für den Preis. So bleibt aber das Rennen um "Beste Regie" völlig offen und zugleich auch mit einem leicht bitteren Nachgeschmack, da man eigentlich weiß, dass der Preis wohl unter anderen Umständen an Affleck gegangen wäre. Ben Afflecks Regie wurde von der BFCA, den Golden Globes, der Directors Guild of America und nun der BAFTA ausgezeichnet. Noch nie hat ein Regisseur all diese Preise gewonnen und hat bei den Oscars verloren, geschweige denn wurde gar nicht nominiert.
Und so könnte es ausgehen, dass Argo bei den Oscars zwar den großen Preis mitnehmen wird, insgesamt aber nur mit zwei Oscars nach Hause geht. Lediglich in der Kategorie "Bester Schnitt" (die häufig mit dem Besten Film korreliert) ist er ebenfalls Favorit. Das Rennen um das Beste adaptierte Drehbuch bleibt weiterhin spannend, insbesondere nach Silver Linings' Triumph bei den BAFTAs.
Doch während Argo gestern drei Preise gewann, erging es einem Film noch besser (zumindest quantitativ). Les Misérables erhielt vier BAFTAs und ist wohl neben Life of Pi der stärkste Kandidat in den technischen Kategorien dieses Jahr. Erfreulich ist auch Skyfalls Auszeichnung als "Bester britischer Film" des letzten Jahres.
Viele Preisträger fielen so aus, wie man es auch erwartet hätte (Daniel Day-Lewis, Anne Hathaway, Argo), doch es gab auch zwei Überraschungen. Eine kleine davon ist Christoph Waltz' (Django Unchained) Triumph in der "Bester Nebendarsteller"-Kategorie. Nach den Preisen der SAG und angesichts der zehn Nominierungen für Lincoln, hätte man Tommy Lee Jones als Sieger erwartet, doch Lincoln musste sich mit einem einzigen Preis (Bester Hauptdarsteller) begnügen. Christoph Waltz hat nun den Golden Globe und den BAFTA gewonnen und ist somit Jones' größter Konkurrent.
Eine viel größere Überraschung gelang jedoch in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin". Emmanuelle Riva (Liebe) setzte sich gegen die Favoritinnen Jennifer Lawrence (Silver Linings) und Jessica Chastain (Zero Dark Thirty) durch. Auch bei den Oscars ist ein solcher Ausgang durchaus nicht unwahrscheinlich, insbesondere da Riva die älteste nominierte Hauptdarstellerin aller Zeiten ist und somit gegenüber den jungen Nominees Chastain und Lawrence mehr Sympathien einheimsen wird. Seit 2005 stimmten die BAFTAs und die Oscars in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" lediglich einmal nicht überein.
So bleibt es in vielen Kategorien auch nach der Verleihung der BAFTAs eines der spannendsten Oscar-Rennen der letzten Jahrzehnte.