Quelle: Deadline
Es sieht ganz so aus als nehme Martin Scorseses Herzensprojekt von sieben Jahren endlich Form an. Seine Verfilmung des Romans "Schweigen" von Shūsaku Endōs aus dem Jahre 1966 hat einen weiteren Hauptdarsteller gefunden. Nachdem bereits im Mai Andrew Garfield (The Amazing Spider-Man) und Ken Watanabe (Inception) für den Film unterschrieben haben, in dem einst Benicio del Toro und Daniel Day-Lewis die Hauptrollen spielen sollten, kommt mit Liam Neeson ein schauspielerisches Schwergewicht an Bord. Neeson hat in Vergangenheit bereits mit Scorsese zusammengearbeitet – in Gangs of New York war er in einer kurzen Rolle als der Vater von Leonardo DiCaprios Charakter zu sehen. Die Rolle in einem Scorsese-Film ist genau das, was Neeson benötigt, um die Kinogänger daran zu erinnern, dass er nicht nur Bösewichte verkloppen kann. In den letzten Jahren hat Neeson seine Karriere dank dem Erfolg von 96 Hours erfolgreich "neuerfunden" und ist seitdem eine sehr erfolgreiche Präsenz in Actionthrillern wie Unknown Identity (Bild oben), 96 Hours – Taken 2 und bald auch Non-Stop. Dabei vergessen die Kinogänger schnell, dass er früher eher als Charakterdarsteller in Dramen wie Michael Collins, Kinsey und natürlich Schindlers Liste überzeugt hat.
Auch für Scorsese könnte Silence, den er bereits seit 2007 plant, ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere sein. Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis Scorsese endlich vom Mainstream angenommen wurde und anfing die Beachtung zu erhalten, die er sich eigentlich spätestens mit Goodfellas verdient hat. Jetzt ist aber kaum ein Regisseur Hollywoods so konsistent erfolgreich und umjubelt wie er. Fünf seiner letzten sechs Filme wurden bei den Oscars as "Bester Film" nominiert und brachten ihm ebenfalls fünf Nominierungen für die Regie ein. Damit hat er jetzt schon bei mehr "Bester Film"-nominierten Filmen Regie geführt als irgendein anderer Filmemacher in der Geschichte. Mit acht "Bester Regisseur"-Nominierungen zog er dieses Jahr auch mit Billy Wilder gleich und liegt nur noch hinter William Wyler (12 Noms). Silence, der von zwei portugiesischen Jesuiten-Priestern handelt, die im 17. Jahrhundert nach Japan reisen und dort mit erbarmungsloser Christenverfolgung konfrontiert werden, liest sich sofort wie ein weiteres Oscarprojekt für Scorsese. Sollte er qualitativ mit seinen letzten beiden Filmen, Hugo Cabret und The Wolf of Wall Street (beide jeweils die Nummer 1 in deren jeweiligen Jahren für mich) mithalten, dann seien ihm weitere Nominierungen absolut gegönnt.
Im Juli sollen die Dreharbeiten zu Silence in Taiwan anlaufen und man kann nur hoffen, dass nach mehreren gescheiterten Anläufen in den letzten Jahren diesmal nichts mehr schiefgeht und wir uns bereits nächstes Jahr auf einen weiteren Film von Scorsese freuen können.