So wie Lone Ranger für Disney das risikoreichste Projekt dieses Jahr ist, so ist es für Paramount World War Z. Man investiert schließlich nicht jeden Tag $125 Mio in einen Zombiefilm. Einigen Quellen zufolge blähte sich das Budget aufgrund diverser Nachdrehs gar auf $200 Mio auf. Doch es ist ja auch kein gewöhnlicher Zombiefilm, sondern hat mit Brad Pitt einen Megastar in der Hauptrolle, bringt die Zuschauer an viele Schauplätze rund um den Erdball und zeigt die globalen Auswirkungen einer Zombieseuche, wie kein Film zuvor. Außerdem basiert der Flm auf dem enorm populären, dokumentarisch angelegten Kultbuch von Max Brooks (übrigens der Sohn des Comedy-Regisseurs Mel Brooks). Glaubt man den ersten Trailern, ist von der Vorlage nicht sonderlich viel im Film gelandet, abgesehen von der generellen Tatsache, dass er von einer Zombieseuche handelt, die die ganze Welt befällt. Das zog erwartungsgemäß viel Kritik seitens der eingefleischten Fans des Buchs nach sich. Doch Paramount wird viel eher daran interessiert sein, den Film für das große Mainstream-Publikum ansprechend zu machen. Deshalb wurde er auch mit einem milden PG-13-Rating versehen, was viele Horrorfans das Gesicht verziehen lässt, wie auch das Übermaß an computergenerierten Untoten, die man in den Trailern gesehen hat. Die umfangreichen Nachdrehs, die letzten Oktober stattfanden, stimmen einen auch nicht optimistisch.
Dabei liegt Paramount nicht nur aufgrund der Investitionen viel an dem Erfolg des Streifens. Sollte sich World War Z finanziell behaupten, so wird der Film zu einer Trilogie ausgebaut werden.
Auch wenn der obige Text sicherlich negativ klingt, sollte nicht der Eindruck entstehen, ich sei nicht gespannt auf den Film. Schließlich wurde ein solches Projekt noch nie auf die Beine gestellt – ein riesiger, global angelegter Zombie-Thriller. Dass dabei Kompromisse eingegangen werden (wie eine niedrige Altersfreigabe), war zu erwarten und ist auch irgendwie verständlich, wenn auch schade. Außerdem will ich mir kein Urteil über den Film bilden, ohne ihn gesehen zu haben. Allerdings habe ich bereits ein ganzes Stück mehr gesehen, als das, was die bisherigen Trailer gezeigt haben – und das hat mich zunehmend optimistisch gestimmt.
Vergangenen Freitag hatte ich das Glück, einem exklusiven Footage-Screening zum Zombie-Spektakel beizuwohnen. Gezeigt wurden 15 Minuten aus dem Film – allerdings "nur" in 2D (der Film wurde ursprünglich in 2D gedreht und in der Post-Production nachkonvertiert). Eingeführt wurde das Screening von einer kurzen Videobotschaft von Marc Forster, dem Regisseur, der die Zuschauer darauf hinwies, dass einige Soundeffekte noch nicht fertig seien (davon habe ich allerdings nicht bemerkt).
Da es nie leicht ist, aus dem Kontext gerissenen Szenen zu beurteilen, weise ich darauf hin, dass ich mir natürlich noch kein Urteil über den eigentlichen Film leisten kann. Stattdessen beschränke ich mich im Folgenden auf die Beschreibung der gezeigten Szenen und deren jeweilige Wirkung.
Gezeigt wurden insgesamt drei Szenen, bei denen Zombieaction im Fokus stand. Dazu muss ich betonen, dass alle diese Szenen in den Trailern zumindest ansatzweise gezeigt wurden. Jetzt kommt der Punkt, an dem ich vor einigen Spoilern warnen muss, aber da ich 15 Minuten aus dem Film beschreiben werde, sollte dies eigentlich niemanden überraschen.
Die erste Szene spielt in Philadelphia und beginnt wie die Szene im ersten Trailer. Es handelt sich wohl um den Beginn des Seuchenausbruchs in der Stadt. Brad Pitts Charakter Gerry Lane, seine Frau und ihre zwei Töchter sitzen in einem Auto im zähen Stau. Spannung wird langsam, aber stetig aufgebaut. Erst rast ein Motorrad vorbei und zertrümmert den Seitenspiegel von Pitts Auto, ohne anzuhalten. Dann noch ein Motorrad und noch eins (nur diese können im Stau durchkommen). Man bekommt im Hintergrund eine undefinierbare Unruhe mit, etwas liegt in der Luft, auch wenn man es nicht genau benennen kann. Eine Explosion im Hintergrund folgt. Schnell eskaliert die Lage, denn eine wilde Horde von Zombies überschwemmt die Straßen. Diese Zombies sind am besten als eine Mischung aus dem klassischen Zombieansatz (weiße Augen, verzerrte Gesichter) und den Infizierten aus 28 Days Later zu verstehen, was die Geschwindigkeit und Agilität betrifft. Allerdings gibt es hier keine Zweifel, dass es sich um Untote handelt und nicht um erkrankte Menschen. Diese Zombies werden nur von ihrem Hunger nach Menschen angetrieben und gehen dafür buchstäblich mit dem Kopf durch die Wand bzw. durch die Windschutzscheibe, ohne Rücksicht auf eigene Verletzungen. Man wird auch Zeuge einer blitzschnellen Verwandlung. Ein Mann wird aus seinem Auto von einem Zombie gezerrt und gebissen. Es ist ein einziger Biss auf dem Arm. Das Opfer windet sich und krümmt sich unter Schmerzen auf dem Boden und kaum 10 Sekunden später ist ein neuer Untoter entstanden. Es wird also keine Szenen geben, in denen gebissene Charaktere à la Dawn of the Dead stundenlang noch mit der Tatsache zurecht kommen müssen, dass sie sich bald in Zombies verwandeln werden. Das erklärt natürlich die rasche und unaufhaltsame Ausbreitung der Plage.
Gerry begreift den Ernst der Lage schnell und schafft es, das Auto aus dem Stau herauszumanövrieren. Was danach folgt, ist ein Zusammenschnitt von Szenen, die den generellen Überblick über den Zombiechaos aus der Vogelperspektive geben und Szenen aus dem Inneren von Brad Pitts Auto. Die Mädchen weinen und schreien, Brad Pitt versucht die Kontrolle über das Auto beizubehalten, welches bald von einem anderen Wagen erfasst wird. Die Familie muss schnell das Gefährt wechseln, ohne dabei von einem der Zombies erwischt zu werden.
Die erste Szene weckt, insbesondere im Spannungsaufbau, als die Charaktere noch nicht wissen, was um sie geschieht, während die Stimmung stets unheilvoller wird, positive Erinnerungen an den ersten Alien-Angriff in Steven Spielbergs Krieg der Welten. Es herrscht Chaos, die Menschen sind total unterlegen, der Feind ist übermächtig und omnipräsent und der Held versucht lediglich seine Familie heil aus dem Epizentrum zu bringen. Die Szene ist sehr dynamisch und spannungsgeladen inszeniert und man wird schnell in das Geschehen hineingezogen. Der Minuspunkt liegt ebenfalls schnell an der Hand und zieht sich genau so durch die restlichen beiden Szenen durch – der Mangel an Blut. Auch wenn ich ein Horrrofilm-Fan bin und nicht abgeneigt bin, in Horrorfilmen gut gemachte Gore-Effekte zu sehen, weiß ich durchaus, dass ein Film auch ohne Bluteffekte sehr gut sein kann (bzw. auch mit viel Blut mies sein kein). Gleichwohl, wenn man einen Film als eine halbwegs realistische Situation (sofern es mit Zombies eben geht) darsellen möchte, in der Tausende von Zombies über Tausende von Menschen herfallen, während vereinzelt auch Soldaten und Polizisten in die Zombiehorden schießen, so stößt es doch sauer auf, dass dabei kein einziger Tropfen Blut, sei es nun von den Zombies oder von den angegriffenen Menschen, gezeigt wird. Sogar aus einer Bisswunde in der Nahaufnahme, kurz vor der Verwandlung, tritt kaum Blut aus. Es ist mir bewusst, das die Mengen an Blut nicht darüber entscheiden werden, ob es ein guter Film ist, doch es fällt dennoch negativ auf, wenn es beinahe komplett abwesend ist.
Die zweite Szene bringt uns nach Jerusalem, eine Stadt, die sich dank hoher Mauern und der patrouillierenden Hubschrauber in Sicherheit wähnt. Gerry spricht mit einem Mann in der Stadt und äußert seine Absicht in Indien nach dem Patient Zero zu suchen. Sein Gesprächsprtner sagt daraufhin, Indien sei ein schwarzes Loch. Hier zeigen sich wohl die Nachdrehs; im Trailer heißt es nämlich noch, Russland sei ein schwarzes Loch. In die Stadt werden noch massenweise Menschen hineingelassen, die dort Zuflucht suchen. Es bilden sich lange Warteschlagen. Die Menschen halten sich mit Gesang bei Laune. Der Geräuschpegel entgeht jedoch den Zombies jenseits der Mauer nicht. Hier zeigen sie, im Gegensatz zu der ersten Szene, erstmals Anzeichen von Intelligenz und bilden (wie im Trailer bereits gesehen) eine Pyramide, die am ehesten einem Ameisenhaufen ähnelt. Als ein Hubschrauber die Formation bemekt, ist es zu spät. Zombies überfluten die Stadt, Gerry und eine Gruppe an Soldaten flüchten durch enge Gassen und schießen in die nahenden Zombiehorden. Diese sind so groß, dass sie im Film nach wahren Zombie-Tsunamis aussehen. Dazu trägt natürlich auch der computergenerierte Look bei. Viele werden sich daran mit Sicherheit stören, ebenso wie an der Tatsache, dass die Zombies nun sogar deutlich agiler und schneller als normale Menschen wirken. Die Szene endet an einem spannenden Moment, als Gerry und einige Soldaten von den Zombies eingekesselt werden.
Auch die dritte Szene wird im letzten Trailer angedeutet. Sie spielt im Flugzeug (der "Belarus Airlines"). Die Situation im Inneren des Flugzeugs ähnelt eher einem Flüchtlingsbus. Es ist überfüllt, Menschen sitzen auf dem Boden oder quetschen sich auf den Sitzen (von wegen Sicherheitsvorschriften!). Im hinteren Teil des Flugzeugs bellt ein Hund die Gepäckabteilung an. Plötzlich taumelt aus ihr ein blinder Passagier, ein Untoter. Da die Bisse sehr schnell wirken, werden aus einem Zombie bald viele. Gerry, der vorne sitzt, bekommt als Erster die Lage mit und weist die Passagiere im vorderen Abteil an, den Durchgang mit Koffern zu verbarrikadieren. Hier wird erneut betont, dass die Zombies auf Geräusche empfindlich reagieren. Die Untoten bekommen schnell mit, was vor sich geht und auch die improvisierten Barrikaden können sie nicht aufhalten. Sehr schnell wird auch der vordere Teil des Flugzeugs von ihnen überflutet. Eine junge Soldatin schießt in die Zombiemenge, doch es sind zu viele. Wenn alles verloren scheint, greift Gerry zu einer verzweifelten Maßnahme. Er wirft eine Granate in die Zombiemenge, die prompt ein Loch in die Außenhülle des Fliegers reißt und viele Zombies direkt aus dem Flugzeug befördert. Die Piloten bereiten sich auf eine Notlandung vor… Dann war auch Schluss.
Insgesamt kann ich sagen, dass jede der gezeigten Szenen spannender war als die vorherige. Das Negative blieb durchweg, dass man die niedrige Altersfreigabe dem Film stets ansieht und diese dem Stoff einfach unangemessen erscheint. Hat jedoch der Film noch mehr solche Szenen, wie die gezeigten, lässt sich der Umstand womöglich vergessen, denn der reine Adrenalinschock, den die Action einem hier verpast, zieht den Zuschauer in den Bann des Geschehens. Zum Glück hat Marc Forster seit Ein Quantum Trost scheinbar dazugelernt, was Inszenierung von effektiven Actionszenen angeht. Zwar ist das Ganze immer noch schnell geschnitten, doch nicht so furchtbar unübersichtlich, wie beim 22. Bond-Film. Über die sportlichen CG-Zombies lässt sich natürlich streiten. Entweder man nimmt sie in dem Film hin oder man wird ein generelles Problem mit dem Streifen haben. Insgesamt, trotz einiger Makel, bin ich jetzt deutlich optimistischer gestimmt und gespannt, das fertige Produkt zu sehen.
Im Anschluss an die 15 Minuten Material, wurde der bereits bekannte deutsche Trailer gezeigt (unten), diesmal in 3D.
Am 27. Juni kommt World War Z in voller Länge in die deutschen Kinos.