Al Pacino erklärt seine schlechten Filme

Links: Al Pacino in Jack und Jill (2011) © Sony Pictures
Rechts: Al Pacino in Hangman (2017) © Saban Films

Quelle: GQ

Robert De Niro und Al Pacino gehören zu den größten lebenden Legenden Hollywoods und obwohl sie bislang nur viermal im selben Film mitgespielt haben (und bei Der Pate II teilten sie noch keine Szene miteinander), haben sich ihre Karrieren in den Siebzigern und Achtzigern parallel zueinander entwickelt als Darsteller komplexer, häufig zwielichtiger oder krimineller Figuren. Pacino und De Niro wurden zu Marken. Sie standen für herausragende Performances und hochwertige Filme. Zwischen 1973 und 1993 wurden die beiden zusammengerechnet für 14 Oscars nominiert. De Niro gewann zwei (für Der Pate II und Wie ein wilder Stier), Pacino erhielt seine goldene Statue endlich für Der Duft der Frauen.

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Die Zeit der Oscarrollen endete für die beiden zwar vorerst in den Nuenzigern, dennoch drehten sie danach noch einige fantastische Filme, allen voran natürlich ihre zweite Zusammenarbeit Heat. In den letzten 15 Jahren sah man diese beiden Ikonen jedoch immer häufiger in minderwertiger Fließbandware, die es gelegentlich nicht einmal in die Kinos geschafft hat. Für seine Nebenrolle in Adam Sandlers groteskem Jack und Jill heimste Pacino die Goldenen Himbeere ein. An Filme wie Hangman, 88 Minuten oder Ein Cop mit dunkler Vergangenheit erinnert sich kaum wer, weil sie kaum jemand gesehen hat, aber auch weil es nichts gibt, woran man sich da erinnern sollte. Auch De Niro hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, auch wenn er immerhin seit David O. Russells Silver Linings wieder auf dem richtigen Weg ist.

Dass die beiden jedoch nichts von ihrem schlummernden Talent eingebüßt haben, zeigen sie aktuell in Martin Scorseses Gangsterepos The Irishman, für den sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auf der Liste der Oscarwähler landen werden. Es brauchte nur den richtigen Film und den richtigen Regisseur.

Doch weshalb haben sie ihre Zeit mit schlechten Filmen verschwendet? Natürlich spielte das Geld dabei eine Rolle, doch Pacino hat in einem Interview mit GQ eine weitere Sicht auf seine filmischen Ausfälle präsentiert. Ihm ist durchaus bewusst, wenn er Mist dreht, doch er sieht darin eine besondere Herausforderung: (aus dem Englischen)

Ich denke, es wird zu einer schlechten Angewohnheit. Ich denke, ich werde ein wenig pervers. Ich möchte diese Filme machen, die nicht wirklich sehr gut sind, und versuchen, sie besser zu machen. Das wird zu meiner Herausforderung. Ich gehe nicht rein mit dem Gedanken, dass es nicht sehr gut werden wird, aber es ist wie Bob (Robert De Niro) gesagt hat: Manchmal bieten sie dir Geld für etwas an, was nicht adäquat ist. Und man überredet sich selbst dazu. Und irgendwo tief drin weiß man, dass dieses Ding ein Reinfall werden wird. Aber dann, wenn sich der Kreis schließt, sieht man es und sagt: "Oh, nein. Ich werde es besser machen." Und man verbringt viel Zeit damit, man tut all diese Dinge, und man sagt: "Wenn ich den Film zumindest mittelmäßig machen könnte," und man freut sich schon darüber. Es ist ein Impuls, von dem ich mich lösen muss.

Filmfans vergessen häufig, dass die Filmindustrie ein Geschäft wie jedes andere ist, und Schauspielerei auch ein Job. Und bei einem Job mag man auch nicht alles, was man gelegentlich tun muss, doch schließlich muss das Geld verdient werden. Natürlich könnte man entgegnen, dass Schauspieler eines gewissen Ranges nicht mehr darauf angewiesen sind, jeden beliebigen Film für Geld zu drehen (es sei denn, sie heißen Nicolas Cage). Doch andererseits ist die Verlockung vielleicht trotzdem groß, für geringen Einsatz eine satte Gage zu kassieren. Anders kann ich mir die meisten Rollen von Bruce Willis in den letzten Jahren auch nicht erklären. Sir Michael Caine hat es auch mal gut auf den Punkt gebracht, als er auf seinen Auftritt in Der weiße Hai – Die Abrechnung angesprochen wurde: "Ich habe den Film nie gesehen. Aber ich habe das Haus gesehen, das mit der Gage gebaut wurde, und es ist fantastisch."

Wenn man Pacino und De Niro wieder einmal in Bestform sehen will, sollte man sich The Irishman nicht entgehen lasen. Aktuell läuft er in ausgewählten Kinos in Deutschland und wird ab dem 27. November bei Netflix abrufbar sein.

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