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Quellen: Variety, The Hollywood Reporter, Bad Taste
Vor wenigen Tagen hatte ich das Glück, den Director’s Cut von Ridley Scotts Sci-Fi-Horrormeisterwerk Alien in einer 4K-Restaurierung kurz vor dem 40. Jubiläum des Films auf der Leinwand zu sehen. Es ist wirklich bemerkenswert, wie gut dieser Film gealtert ist und dass er nach vier Jahrzehnten nichts von seiner Schockwirkung eingebüßt hat. Den Reaktionen des vollen Kinosaals nach zu urteilen, wirkte er auf die anderen Zuschauer ähnlich.
Der erste Alien war bahnbrechend, sowohl in dem inzwischen ikonischen Design des Xenomorphs als auch in seiner Darstellung des Weltraumhorrors. Es war die Geburt eines Franchises, doch keiner der Nachfolger erreichte die unheimliche Atmosphäre und Spannung des Erstlings. James Camerons Aliens – Die Rückkehr ist ein fantastisches Sequel, dem ersten Film keineswegs unterlegen, allerdings stand bei der Fortsetzung Action im Mittelpunkt und nicht der Horror. Alle anderen Filme der Reihe reichten an die ersten zwei in keiner Hinsicht heran (übrigens eine Parallele zum Terminator-Franchise).
Als Ridley Scott zu seinem Franchise zurückkehrte, waren die Erwartungen natürlich groß. Zuvor mussten die Fans schließlich zwei Alien-vs.-Predator-Filme und Alien – Die Wiedergeburt durchleiden. Prometheus war zwar keine komplette Rückkehr zur Form, machte aber Einiges richtig, stellte interessante Fragen und war eine absolute Augenweide. Allerdings war dieses Alien-Prequel auch recht Alien-frei bis auf sein Finale. Das bemängelten einige Zuschauer und so beschloss Ridley Scott, in dem nächsten Film den Xenomorph zurückzubringen. Doch leider vergaß er bei Alien: Covenant auch, was den ersten Film so brillant gemacht hat, und das war eben das Mysterium um das Monster. Der Xenomorph war eine unbeschreibliche Naturgewalt, ein perfekter Killer-Organismus. Man wusste nicht, wie er entstanden ist, wie er sich entwickelte. Natürlich wurde in den späteren Filmen immer mehr über die Wesen enthüllt, doch als Covenant den Zuschauern weismachen wollte, dass die Xenomorphs nichts anderes als die Schöpfung eines größenwahnsinnigen Androiden sind, war ich vermutlich nicht der einzige, der diese Auflösung nicht gerade überwältigend fand.
Alien: Covenant hatte ähnliche Logikprobleme wie Prometheus, jedoch nicht mehr dessen Maßstäbe oder Ambitionen. Letztlich war der Film nichts anderes als ein weiteres sehr mäßiges Alien-Sequel, nur dass es diesmal vor dem Original-Alien spielte.
Ridley Scott war mit dem Franchise noch lange nicht fertig und plante, bereits kurz nach dem Start von Covenant mit dem nächsten Sequel weiterzumachen. Dieses trug den vorläufigen Titel Alien: Awakening und erst der Film darauf hätte an den ersten Alien wieder angeschlossen.
Alle diese Pläne lösten sich jedoch in Luft auf, als Alien: Covenant an den Kinokassen nicht die Erwartungen erfüllte und Fox nach der negativen Mundpropaganda für den Film nicht gerade Feuer und Flamme war, ein weiteres Sequel zu finanzieren. Details aus dem geschriebenen Skript zum nächsten Film sind irgendwann aufgetaucht, doch der Film selbst machte keine Fortschritte.
Dann kam die Übernahme von Fox und plötzlich gehörte das Alien-Franchise Disney. Das machte ein weiteres Prequel von Scott eigentlich noch unwahrscheinlicher. Nicht weil Disney fortan ausschließlich familientaugliche Filme produzieren wird, sondern vielmehr weil das Studio seine Investitionen in der Regel gut durchdacht und risikoarm tätigt. Einen direkten Nachfolger zu Alien: Covenant zu finanzieren, wäre aus kommerzieller Sicht äquivalent dazu gewesen, das Geld einfach zu verbrennen.
Also war’s das für Scotts Alien-Traum? Vielleicht nicht. In einem langen Interview mit The Hollywood Reporter zum 40. Jubiläum des ersten Films verriet er, dass zwischen Disney und ihm tatsächlich Diskussionen über einen weiteren Film laufen. Möglicherweise wird es jedoch nicht einfach eine Fortsetzung zum letzten sein, denn Scott betonte, dass das Franchise sich weiterentwickeln muss, um zu überleben: (aus dem Englischen)
Man erreicht einen Punkt, an dem man sagt: "Okay, das Ding ist tot." Ich denke, Alien vs. Predator war eine dämliche Idee. Und ich bin nicht sicher, ob er sehr erfolgreich lief oder nicht, ich weiß es nicht. Aber der Film hat das Biest irgendwie zu Fall gebracht. Ich habe zu ihnen gesagt: "Schaut, man kann es wiederbeleben, aber man muss an den Anfang zurückgehen und ein Prequel machen, wenn man will." Also haben wir Prometheus gemacht, der eigentlich nicht schlecht war. Aber darin kommt kein Alien vor, abgesehen von dem Baby am Ende, das sich zeigt, eine Möglichkeit. Ich meine, es hatte die Silhouette eines Aliens, stimmt? Das ursprüngliche Konzept des Alien ist mit der Mutter Natur verbunden. Es kommt von den Holzkäfern, die ihre Eier in ahnungslose Insekten legen. Indem sie das tun, wird die Form des Eis zum Wirt für diese neue Kreatur. Das ist scheußlich. Aber es war, was es war. Und man kann es nicht immer wieder wiederholen, weil der Witz alt wird.
Im gleichen Interview gab Scott aber auch zu, dass er nicht davon ausgeht, den ersten Film jemals toppen zu können:
Es kann immer nur den einen geben. Es ist als ob man versuchen würde, ein Sequel zu 2001 zu machen. Man kann es grundsätzlich nicht. Mit dem größten Respekt für Star Wars – der beste Film der Reihe war der erste, den George (Lucas) inszenierte, oder? Mit Abstand. Es war absolut wundervoll. Es war eine Märchengeschichte im Weltall. Und daran anzuknüpfen ist schwer. Genauso ist es mit Alien.
Natürlich vergisst Scott dabei, dass für viele Film- und Star-Wars-Fans das Imperium schlägt zurück als der beste Film des Franchises gilt.
Doch was wird nun aus Alien? In einem neuen Bericht des Branchenblatts Variety steht, dass ein drittes Prequel nach Prometheus und Alien: Covenant gerade geschrieben wird und Ridley Scott wieder Regie führen soll. Allerdings wird das so beiläufig erwähnt, dass ich mich wundern muss, ob Variety in dieser Hinsicht wirklich neue Informationen hat oder ob das einfach pro forma hingeschrieben wurde.
Michael Fassbender hat in einem Interview jedenfalls großes Interesse daran geäußert, in einem weiteren Alien-Film zurückzukehren. Er war auch der einzige Schauspieler aus Prometheus, der in Covenant auftrat, nachdem Ridley Scott die Figur von Noomi Rapace blöderweise zwischen den beiden Filmen sterben ließ.
Hättet Ihr Interesse an einem direkten Sequel zu Alien: Covenant, oder eher an einer ganz neuen Geschichte aus dieser Welt?