© 2017 20th Century Studios
Quelle: The Hollywood Reporter
Inszeniert James Cameron erst einmal ein Sequel, dann ist es für alle anderen Filmemacher wirklich schwer, da noch einen draufzusetzen. Diese Faustregel gilt sowohl für das Terminator– als auch für das Alien-Franchise. Es gab in beiden Franchises mal bessere, mal schlechtere Fortsetzungen, doch die meisten sind sich darin einig, dass die jeweils ersten zwei Filme der beiden unerreicht bleiben und alle Versuche, ihre Magie wieder einzufangen, nicht ganz geglückt sind. Während Cameron der Schöpfer der Terminator-Reihe war, war er als Regisseur von Aliens – Die Rückkehr der Nachfolger von Ridley Scott und traf die kluge Entscheidung, tonal eine ganz anderen, bombastischen Weg einzuschlagen als Scotts atmosphärischer Weltraum-Horror. Sowohl mit Terminator 2 als auch mit Aliens perfektionierte Cameron Hollywoods bewährte "schneller, größer, actionreicher"-Formel für Sequels.
Dennoch war das Interesse riesig, als Originalregisseur Scott 2012 mit dem Prequel Prometheus zur Alien-Welt zurückkehrte, nachdem er jahrzehntelang kein Interesse daran gezeigt hatte. Prometheus war ein bildgewaltiges, erwachsenes Science-Fiction-Spektakel, voll mit interessanten Ideen, die über die Drehbuchschwächen hinwegsehen ließen. Scott war plötzlich wieder Feuer und Flamme für die Reihe und plante plötzlich nicht nur ein, sondern gleich drei Prometheus-Sequels, um an seinen Erstling anzuschließen. Der fünf Jahre nach Prometheus veröffentlichte Alien: Covenant setzte diesen ambitionierten Plänen jedoch ein jähes Ende. Der Film verwarf viele coole Ansätze aus Prometheus, ließ die von Noomi Rapace gespielte Hauptfigur des ersten Films kurzerhand abseits der Leinwand sterben und entmystifizierte die unheimlichen Xenomorphs als Schöpfung eines Androiden mit Gott-Komplex. Alien: Covenant hat Kritiker wie Kinogänger gleichermaßen vor den Kopf gestoßen und Scotts Pläne für den nächsten Teil mit dem Titel Alien: Awakening wurden begraben.
Nach der Übernahme des ehemaligen Rechteinhabers 20th Century Fox gehören das Alien– und das Predator-Franchise inzwischen Disney. Obwohl die letzten beiden Filme der jeweiligen Reihe keine Erfolge waren, kennt Disney natürlich den Wert etablierter Marken und fackelte auch nicht lange, diese zu verwerten. Zunächst wurde eine "Alien"-Serie vom "Fargo"-Schöpfer Noah Hawley für den Kabelsender FX in Auftrag gegeben. Diese wird auf der Erde spielen und ohne Franchise-Hauptfigur Ellen Ripley auskommen. Abgedreht ist auch Prey, der im Geheimen geplante fünfte Film der Predator-Reihe, der im 18. Jahrhundert spielt und von der ersten Reise des außerirdischen Jägers zur Erde handelt. Darin kämpft eine junge Komantschen-Kriegerin gegen den Predator. Dan Trachtenberg (10 Cloverfield Lane) inszenierte den Film, der dieses Jahr direkt beim Streaming-Anbieter Hulu in den USA erscheinen wird.
Ebenfalls direkt für Hulu wird auch ein brandneuer Alien-Film gedreht, der außerhalb der Chronologie der Hauptreihe spielen und eine eigenständige Geschichte über den Xenomorph mit neuen Charakteren erzählen wird. Fede Álvarez, der Macher von Evil Dead und Don’t Breathe, der kürzlich den neuen Texas Chainsaw Massacre von Netflix produziert hat, wurde als Autor und Regisseur des Films verpflichtet. Ridley Scott wird den Film produzieren. Álvarez ist ein Riesenfan der Reihe und trat vor einigen Jahren selbst an Scott mit seiner Idee für einen Film heran. Scott war damals noch auf seine eigenen Pläne für die Reihe fokussiert, merkte sich jedoch Álvarez' Idee. Nachdem ihm klar wurde, dass Disney seine Sequels zu Alien: Covenant nicht finanzieren wird, rief er Álvarez Ende letzten Jahres an und fragte ihn, ob er immer noch Interesse habe. Álvarez' Idee soll so gut sein, dass man bei 20th Century Studios sofort darauf angesprungen und dem Film grünes Licht erteilt hat.
Alien wird Álvarez vierte Regiearbeit nach Evil Dead, Don’t Breathe und dem mauen Lisbeth-Salander-Film Verschwörung, den man am besten ganz schnell aus dem Gedächtnis verdrängen sollte. Wer die ersten beiden rabiaten Filme von Álvarez kennt, hat jeden Grund zu glauben, dass sein Alien-Streifen mit ziemlicher Sicherheit nicht weichgespült werden wird. Ich habe jedenfalls größeres Interesse daran als wenn Scott ein weiteres Sequel gedreht hätte, nachdem er das Potenzial von Prometheus mit Alien: Covenant so vor die Wand gefahren hat. Noch lieber hätte ich Neill Blomkamps Alien 5 gesehen, der Sigourney Weaver und Michael Biehn zurückbringen sollte, aber das Projekt ist leider gestorben, nachdem Scott doch lieber seine Alien-Filme drehen wollte.
Hierzulande werden Prey und der neue Alien-Film höchstwahrscheinlich beim erwachsenen Label Star von Disney+ erscheinen.