© 20th Century Studios
Quelle: Observer
Was haben die Alien– und Terminator-Franchises gemeinsamen? Ihre ersten Filme gelten als Meilensteine des Science-Fiction-Kinos, ihre jeweiligen ersten Sequels wurden von James Cameron inszeniert und gehören zu den wenigen Fortsetzungen, die gemeinhin als genauso gut wenn nicht gar besser gesehen als die Originalfilme gelten. Beide Filmreihen wurden danach noch mehrfach fortgesetzt, die Nachfolger konnten jedoch nie an das Niveau der ersten zwei Filme anknüpfen, und inzwischen sind beide Franchises in kreativer und kommerzieller Hinsicht mausetot.
Nachdem Terminator: Dark Fate letztes Jahr an den Kinokassen enttäuscht und bereits den dritten Anlauf einer neuen Terminator-Trilogie im Keim erstickt hat, wird es vermutlich nicht bald einen neuen Versuch geben. Auch Ridley Scotts zunächst erfolgreiche Rückkehr zu seiner Schöpfung mit Prometheus war kurzlebig, nachdem Alien: Covenant in eine ganz andere Richtung ging als sein Vorgänger und kommerziell enttäuschte. So sehr Scott es sich auch wünscht, der neue Rechteinhaber Disney wird nicht in absehbarer Zeit die Reihe unter Scotts Leitung fortführen, und wer kann es ihnen nach dem letzten Film auch verübeln? Die vermutlich beste Chance, die Alien auf eine gute neue Fortsetzung hatte, war Neill Blomkamps Idee eines direkten Nachfolgers zu Camerons Aliens, doch dieses Projekt ist genauso tot wie Scotts Sequel zu Covenant, das den Titel Alien: Awakening tragen sollte.
Blomkamp war jedoch nicht der einzige, der das Alien-Franchise in eine neue Richtung lenken wollte. Letztes Jahr wurde bekannt, dass Noah Hawley dem US-Kabelsender FX, für den er bereits die Serien "Fargo" und "Legion" erschaffen hat, die Idee herangetragen hat, eine "Alien"-Miniserie zu produzieren, wobei er den Schwerpunkt auf die menschlichen Charaktere legen wollte. FX zögerte jedoch, und nach der Übernahme durch Disney war das Projekt genauso Geschichte wie Hawleys unter Fox in Auftrag gegebener Doctor-Doom-Film.
Jetzt hat Hawley in einem neuen Interview erklärt, was sein Ansatz für die "Alien"-Serie gewesen wäre: (aus dem Englischen)
Alien ist in gewisser Hinsicht das komplette Gegenteil von Star Trek. Es geht um das Schlechteste an der Menschheit. Es gibt diesen einen Moment im zweiten Film, in dem Sigourney sagt: "Ich weiß nicht, welche Spezies schlimmer ist. Zumindest legen sie sich gegenseitig nicht wegen eines Anteils herein." Wenn man sich Alien-Filme anschaut, ist es in der Regel eine Geschichte in einem geschlossenen Setting. Auf einem Schiff eingeschlossen, in einem Gefängnis eingeschlossen usw. Und das liegt daran, dass das Alien diesen Lebenszyklus hat, bei dem es vom Ei zum Chestburster zum Xenomorph geht, es stellt sich eine Routine ein.
Ich dachte, es wäre interessant, wenn man es ausweiten könnte. Wenn man etwas fürs Fernsehen macht, hat man, sagen wir mal, zehn Stunden. Auch wenn man viel Action hat, sagen wir mal zwei Stunden, hat man immer noch acht Stunden übrig. Also worum geht es dann in der Serie? Darüber wollte ich mit ihnen reden. Wie ich es schon mit "Legion" gemacht habe, ist der Grundgedanke: Lasst uns das Superheldenzeug aus der Serie herausnehmen und schauen, ob es immer noch eine großartige Serie ist. Worum geht es in der Serie? Lasst uns das Alien aus der Serie herausnehmen. Worum geht es dann? Was sind die Themen, wer sind die Charaktere, und was ist das menschliche Drama? Und dann bringen wir die Aliens wieder rein und sagen: "Das ist großartig. Es gibt nicht nur tolles menschliches Drama, sondern auch Aliens!"
Hawley ist ein sehr kreativer Kopf und mit "Fargo" hat er das nahezu Unmögliche geschafft und eine Serie erschaffen, die mit dem Film der Coen-Brüder in jeder Hinsicht mithalten konnte. "Legion" war wiederum die bislang originellste und zum Teil echt abgefahrene Adaption der X-Men-Comics. Doch bei all seinem Einfallsreichtum und seiner Kreativität, bin ich nicht sicher, ob Hawley wirklich gut dazu geeignet ist, ein Mainstream-Projekt zu übernehmen. Und eine "Alien"-Serie, in der das Alien nur nebensächlich gewesen wäre, würde vermutlich viele Zuschauer vor den Kopf stoßen, die wöchentliche Xenomorph-Action erwartet hätten. Wie schon bei seinem Star-Trek-Kinofilm, ist Hawley möglicherweise auch bei "Alien" sein eigener Hang zur anspruchsvollen und ruhigen Unterhaltung zum Verhängnis geworden.
Hättet Ihr gerne eine "Alien"-Serie gesehen?