Quelle: Deadline
Allen Daviau, der als Kameramann an mehreren Steven-Spielberg-Filmen in den Achtzigern gearbeitet hat, ist im Alter von 77 an den Komplikationen infolge einer COVID-19-Erkrankung gestorben. Wie der kürzlich ebenfalls an COVID-19 verstorbene Schauspieler Allen Garfield, lebte auch Daviau im Motion Picture Country House and Hospital, einem Seniorenzentrum und Pflegeheim in Los Angeles für Personen aus der Film- und Fernsehindustrie. Nach einer Diagnose wurde Daviau aufgrund von Vorerkrankungen ins West Hills Hospital eingeliefert. Dort verschlimmerte sich jedoch sein Zustand und als klar wurde, dass er nicht überleben würde, setzten sich seine Freunde dafür ein, dass er zurück ins Pflegeheim gebracht werden würde, weil er zu Hause sterben wollte.
Kurz nach seiner Rückkehr, kam ein Brief von Steven Spielberg an ihn an. Der Regisseur hat von dem Zustand seines alten Kollegen erfahren und ihm einen rührenden Brief über ihre gemeinsamen Jahre geschrieben. In den letzten eineinhalb Tagen seines Lebens wurde Daviau der Brief immer wieder von den Pflegern vorgelesen und sie berichteten, jedes Mal ein Lächeln in seinem Gesicht danach gesehen zu haben.
Daviau wurde Spielberg 1967 vorgestellt. Er fungierte als Kameramann bei zwei von Spielbergs frühen Kurzfilmen, darunter Amblin' aus dem Jahr 1968, der Spielberg einen siebenjährigen Vertrag mit Universal Television eingebracht hat – damals als jüngstem Regisseur in der Hollywood-Studiogeschichte.
Die Arbeit führte Daviau und Spielberg mehr als zehn Jahre später wieder zusammen. Als Daviau gehört hat, dass Spielberg an E.T. – Der Außerirdische arbeitete, sandte er ihm eine Kassette seines Fernsehfilms The Boy Who Drank Too Much als Bewerbungsvideo zu. Spielberg war sofort überzeugt und stellte Daviau ein. Das Vertrauen wurde belohnt. Daviau erhielt für E.T. die erste seiner fünf Oscarnominierungen. Zwei weitere folgten für die nächsten Zusammenarbeiten mit Steven Spielberg, Das Reich der Sonne (OT: Empire of the Sun) und Die Farbe Lila (OT: The Color Purple). Für ersteren gewann Daviau den BAFTA (britisches Oscar-Pendant) für beste Kamera. Außerdem arbeitete Daviau gemeinsam mit dem Kameramann Douglas Slocombe an Indiana Jones und der Tempel des Todes und bannte Spielbergs Segment aus Unheimliche Schattenlichter (OT: Twilight Zone: The Movie) auf Film.
Ab den Neunzigern wurde Janusz Kamiński zu Spielbergs Stamm-Kameramann, doch auch Daviaus Karriere ging erfolgreich weiter. Zwei weitere Oscarnominierungen erhielt er für Avalon und Bugsy, die er beide mit Regisseur Barry Levinson gedreht hat. Für Frank Marshall, den Mitgründer von Spielbergs Amblin Entertainment, drehte Daviau den Abenteuerfilm Congo aus dem Jahr 1995. Ende der Neunziger war er der Kameramann beim unterschätzten Sci-Fi-Horrorfilm The Astronaut’s Wife mit Charlize Theron und Johnny Depp. Daviaus letzter Einsatz war bei Stephen Sommers' Horror-Actioner Van Helsing aus dem Jahr 2004. Die American Society of Cinematographers zeichnete Daviau 2007 mit dem Preis für sein Lebenswerk aus.