Quelle: Universal Pictures Home Entertainment
Curtis Hanson, der 2016 leider verstorben ist, war einer der wandlungsfähigsten Regisseure seiner Zeit. Man könnte behaupten, dass er keinen eigenen Stempel wie Scorsese, Tarantino oder Nolan hatte, dafür inszenierte er mehrere gute Filme in unterschiedlichsten Genres. Unvergessen bleibt natürlich sein Neo-Noir-Meisterwerk L.A. Confidential, aber auch die wundervolle Tragikomödie Die WonderBoys mit Michael Douglas, das semi-biografische Hip-Hop-Drama 8 Mile mit Eminem und die einfühlsame Schwesterngeschichte In den Schuhen meiner Schwester mit Toni Collette und Cameron Diaz stammen von Hanson.
Unmittelbar vor seinem Durchbruch mit L.A. Confidential drehte Hanson den packenden Thriller Am wilden Fluß (OT: The River Wild), in dem Meryl Streep und David Strathairn ein Paar in Ehekrise verkörperten, das gemeinsam mit ihrem Sohn eine Rafting-Tour macht und von Bankräubern als Geiseln genommen wird, die die Familie dazu zwingen, ihnen über den Fluss zur Flucht zu verhelfen. Kevin Bacon spielte den fiesen Anführer der Kriminellen und sowohl er als auch Streep wurden für ihre Performances jeweils für einen Golden Globe nominiert. Der Film selbst erhielt gemischte Kritiken, war aber ein Kassenhit.
Rückblickend ist Am wilden Fluß ein handwerklich gut inszenierter, aber ansonsten sehr typischer 90er-Thriller. Dass ausgerechnet dieser Film aus Hansons Filmografie fast 30 Jahre später wie aus dem Nichts eine Neuauflage bekommen würde, hätte ich nicht erwartet, doch genau das ist passiert. Statt den Originalfilm einfach zu wiederholen, hat sich Regisseur und Drehbuchautor Ben Ketai (30 Days of Night: Dark Days) von der Idee eines Thrillers im Rafting-Setting inspirieren lassen, veränderte aber die Grundkonstellation der Figuren. In seinem Film sind die beiden Protagonisten kein Ehepaar, sondern Geschwister, der Schurke ist ein Kindheitsfreund der beiden, der eine komplizierte Vorgeschichte mit ihnen hat, und es gibt auch kein Kind.
Kurios ist, dass alle drei Rollen in River Wild von Schauspielern verkörpert werden, die für Comedy-Rollen bekannt sind und auch alle drei in der kurzlebigen Sitcom "Single Parents" mitgespielt haben. Leighton Meester, noch besser bekannt aus "Gossip Girl", und Taran Killam spielen Bruder und Schwester Gray und Joey Reese, und Adam Brody ("O.C., California") verkörpert ihren zwielichtigen Freund Trevor. Dabei schlüpfen Meester und Brody mehr oder weniger in Streeps bzw. Bacons Rollen. Ironischerweise sind die beiden im echten Leben seit neun Jahren verheiratet, sodass ihre Besetzung als Antagonisten auch als eine Art filmische Paartherapie gesehen werden kann.
Mit einer Laufzeit von nur 90 Minuten verspricht River Wild ein schnörkelloser, gradliniger, knackiger Thriller zu werden. Auch wenn man vielleicht auf den ersten Blick meinen könnte, dass es sich hierbei um einen billigen Abklatsch handelt, sind die bisherigen Rezensionen erstaunlich positiv und sogar besser als für den Originalfilm mit 77% auf RottenTomatoes (die Vorlage erreichte nur 57%).
In den USA wurde River Wild von Universal Anfang August direkt auf DVD, Blu-ray und digital veröffentlicht. In Deutschland hat er noch keinen Veröffentlichungstermin. Unten könnt Ihr neben dem kurzen Trailer auch einen fast achtminütigen offiziellen Filmausschnitt sehen:
