Quelle: American Film Insitute
Das American Film Institute (AFI), eine vom Regisseur George Stevens Jr., Sohn des Giganten-Regisseurs George Stevens, 1967 ins Leben gerufene Organisation zur Förderung der Filmkunst und Bewahrung des US-amerikanischen Filmerbes, kürt seit 2000 jährlich die zehn besten US-amerikanischen Filme und Serien des zu Ende neigenden Jahres. Die Filme-Top-10 hat sich in der Vergangenheit als ein sehr guter Indikator der Oscars erwiesen. Zwar haben die AFI Awards keinerlei direkte Auswirkung auf die Oscars selbst, doch die prestigeträchtige Organisation trägt sehr viel Gewicht und die von ihr prämierten Filme und Serien rücken sofort ins Rampenlicht. Allerdings gilt das natürlich nur für amerikanische (Co-)Produktionen, denn die anderen sind von dieser Top 10 automatisch ausgeschlossen, sodass in Vergangenheit auch Oscargewinner wie The King’s Speech und The Artist vom AFI nicht benannt wurden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kritikerpreisen dieses Jahr, die ihren regulären Zeitplan eingehalten haben, hat das AFI die Bekanntgabe der Gewinner um zwei Wochen nach hinten verschoben, aus dem einzigen Grund, um Star Wars: Das Erwachen der Macht vor der Benennung der besten Filme noch sichten zu können. Daher ist es vermutlich auch keine Überraschung, dass der neue Star-Wars-Film, es auf die Liste des AFI geschafft hat. Es ist die erste Bestenliste, auf der Star Wars: Das Erwachen der Macht auftaucht, sie wird jedoch sicherlich nicht die letzte sein. Nach den überwältigend positiven Kritiken, die gestern das Internet geflutet haben (siehe auch bei uns: Kritik 1, Kritik 2) und im Angesicht des sicheren, gigantischen Box-Office-Erfolgs, ist Star Wars von 0 auf 100 ins Oscar-Rennen eingestiegen und hat gute Chancen, als erster Film der Reihe seit dem allerersten Krieg der Sterne als "Bester Film" nominiert zu werden. Die Nennung durch das American Film Institute ist ein guter Anfang.
Der Rest der Liste ist weitgehend erwartungsgemäß ausgefallen. Die größte Überraschung ist vermutlich die Abwesenheit von Quentin Tarantinos The Hateful Eight, dessen Oscarchancen von Tag zu Tag immer weiter schwinden. Der Film verpasste auch wichtige Nominierungen bei den Golden Globes und der Schauspielergewerkschaft. Letztes Jahr verpasste David Finchers Gone Girl AFIs Top 10 und das war eins der ersten Zeichen der Schwäche des Films, der letztendlich nur eine einzige Oscarnominierung erhielt.
Unten findet Ihr die Listen für die jeweils 10 besten Filme und Serien von 2015. Denkt daran, dass hier nur US-Produktionen berücksichtigt wurden und es auch keine Rangfolge innerhalb der Listen gibt:
Die besten Filme von 2015
The Big Short
Bridge of Spies – Der Unterhändler
Carol
Alles steht Kopf
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer
Raum
Spotlight
Star Wars: Das Erwachen der Macht
Straight Outta Compton
Die besten TV-Serien von 2015
"The Americans"
"Fargo"
"Game of Thrones"
"Better Call Saul"
"Empire"
"Homeland"
"Black-ish"
"Master of None"
"Mr. Robot"
"UnREAL"
Sonderpreis
"Mad Men"
______________________________________________
Es war ein bemerkenswert starker Jahrgang für Blockbuster, denn mit Star Wars, Mad Max und Der Marsianer fanden sic gleich drei davon auf die Liste wieder. Auch Alles steht Kopf und Straight Outta Compton sind Riesenhits im Kino gewesen und große Publikumslieblinge. Dieses Jahr scheint das Oscar-Rennen tatsächlich mehr oder weniger im Einklang mit den Präferenzen der Zuschauer zu stehen. Mad Max: Fury Road stärkt durch seine Nennung hier nach den Golden-Globe-Nominierungen weiter seine Position im Rennen. Auch Bridge of Spies hat die Erwähnung hier dringend gebraucht und hat sie bekommen. Überraschend ist hingegen die Wahl von Raum, weil der Film eigentlich eine irisch-kanadische Co-Produktion ist. Die Abwesenheit von Brooklyn lässt sich beispielsweise auch dadurch erklären, dass der Film von Irland, Kanada und Großbritannien produziert wurde.
Man braucht sich nur die letzten drei Jahre anzuschauen, um zu merken, wie gut die Vorhersagekraft des AFI im Hinblick auf die Oscars ist. Von den acht als "Bester Film" nominierten Filmen dieses Jahr, wurden sechs zuvor vom AFI ausgezeichnet. Dazu kamen dann noch Grand Budapest Hotel und Die Entdeckung der Unendlichkeit, die sich aufgrund ihrer Produktionsländer nicht für die AFI-Liste qualifiziert haben. Im Jahr davor hat das AFI sieben der neun "Bester Film"-Kandidaten im Vorfeld genannt, nur Philomena (als britische Produktion) und Dallas Buyers Club fehlten. Noch beeindruckender war die Statistik ein Jahr früher, als das AFI acht der späteren neun "Bester Film"-Kandidaten erwischte. Es ist also gut möglich, gar wahrscheinlich, dass die spätere Oscarliste sich hauptsächlich aus den Titeln zusammensetzen wird, die Ihr oben sehen könnt.
In der Kategorie "Serien" beeindruckte die von den Emmys und Golden Globes sträflich ignorierte Serie "The Americans" mit der dritten Nennung in Folge. "Game of Thrones" schaffte es zum fünften Mal in Folge auf die Liste. "Fargo" war jedoch die einzige weitere Serie, die schon letztes Jahr in der Top 10 war und es wieder geschafft hat. Überraschenderweise fehlten sowohl "Orange is the New Black" als auch "Transparent". Ein erfolgreiches Comeback gelang hingegen "Homeland". Die Spionageserie war während ihrer dritten und vierten Staffel von der AFI-Liste abwesend und konnte sich mit der fünften Staffel endgültig in der Gunst der Kritiker wieder hocharbeiten.
Findet Ihr Eure Favoriten auf den AFI-Listen?