Amy Adams in American Hustle (2013) ©
Quelle: Deadline
In den vergangenen neun Jahren, seit ihrem großen Durchbruch mit der Indie-Komödie Junebug, hat Amy Adams eine brillante Performance nach der anderen abgeliefert und gehört längst zu Hollywoods Elite. Auch die Academy-Wähler wurden auf sie aufmerksam und vergaben ihr eine Oscarnominierung nach der anderen. Doch ein Sieg blieb Hollywoods beliebtestem Rotschopf bislang verwehrt. Immerhin eine Steigerung gab es dieses Jahr: nach vier Nominierungen in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" wurde sie in American Hustle erstmals für eine Hauptrolle nominiert. Auch ihre neuste Oscar-Hoffnung, Tim Burtons Big Eyes, wird ihr den begehrten Goldjungen nicht einbringen, bestenfalls eine Nominierung. Sollte sie tatsächlich unter den nominierten Schauspielerinnen sich am 15. Januar befinden (und unter der Annahme, dass ein Sieg so gut wie ausgeschlossen ist gegen die harte Konkurrenz von Julianne Moore und Rosamund Pike), dann wird sie zum auserwähltem Kreis von nur fünf weiteren Schauspielerinnen und Schauspielern gehören, die nach sechs oder mehr Oscarnominierungen keinen Sieg verbuchen konnten. Die anderen sind Peter O’Toole, Richard Burton, Glenn Close, Deborah Kerr und Thelma Ritter. Doch auch Al Pacino musste erst siebenmal nominiert werden, bis er endlich für Der Duft der Frauen gewann. Ich bin sicher, Amy Adams' Zeit wird noch kommen und vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft.
Sie darf nämlich bald eine Oscar-Traumrolle spielen – die der jung verstorbenen Rock-Ikone Janis Joplin. Seit mehr als einem Jahrzehnt versucht Hollywood, einen Film basierend auf Joplins Leben und tragischem Tod auf die Beine zu stellen. Schauspielerinnen wie Reese Witherspoon, Zooey Deschanel, Renee Zellweger und die Sängerin Pink wurden zwischenzeitlich in verschiedenen Projekten mit der Rolle in Verbindung gebracht.
Für Amy Adams ist es auch ein Projekt, das sehr lange in der Mache ist. Sie wurde erstmals 2010 für die Rolle angekündigt, damals unter der Regie des City-of-God-Machers Fernando Mereilles. Vor zwei Jahren war es dann der Precious-Regisseur Lee Daniels, der das Joplin-Biopic endlich inszenieren sollte, doch das Projekt stagnierte weiterhin. Man kann es kaum glauben, doch jetzt scheint der Film unter neuer Regie startklar zu sein. Der Kanadier Jean-Marc Vallée, der mit dem dreifach oscarprämierten Film Dallas Buyers Club dieses Jahr für Furore sorgte, wurde für die Regie verpflichtet. Vallée scheint ein gutes Händchen dafür zu haben, starke Performances aus seinen Schauspielern herauszukitzeln. Matthew McConaughey und Jared Leto brachte er zum Oscar-Glück und Reese Witherspoon wird für seinen neusten Film, Wild – Der große Trip, mit Sicherheit zumindest nominiert werden. Vallées nächster Film, Demolition, ein romantisches Drama mit Naomi Watts, Chris Cooper und Jake Gyllenhaal, ist bereits im Kasten und wird womöglich kommendes Jahr für Oscar-Hype sorgen.
Manchen dürfte nun aufgefallen sein, dass Amy Adams ein ganzes Stück älter ist, als Joplin zum Zeitpunkt ihres Todes war. Die Schauspielerin feierte dieses Jahr ihren 40. Geburtstag, während Janis Joplin mit 27 starb. Ich hoffe also, dass mit dem Dreh bald begonnen werden wird, denn die Zeit arbeitet gegen sie. Zum Glück sieht sie immer deutlich jünger aus, als sie ist, während Janis Joplin stets mindestens fünf Jahre älter aussah. Für die Überbrückung der restlichen Differenz sorgen dann die Maskenbildner. Ursprünglich sollte der Filmtitel Get It While You Can lauten, in Anlehnung an Joplins Cover-Version von Howard Tates gleichnamigem Lied. Ob es dabei bleiben wird, ist unbekannt.
Da Amy Adams aktuell zu meinen Lieblingsschauspielerinnen gehört und Jean-Marc Vallée mich sowohl mit Dallas Buyers Club als auch mit Wild – Der große Trip sehr beeindruckt hat, ist es das erste Musiker-Biopic seit langer Zeit, auf das ich mich wirklich freue. Einen Oscar würde ich Amy Adams allemal gönnen.