Diego Luna in "Andor" © 2022 Lucasfilm/Disney+
Quelle: Collider
Laut klagten viele Star-Wars-Fans ihr Leid, seit Disney das Franchise übernommen hat. Auf der einen Seite wirft man dem Studio vor, Aufgewärmtes im neuen Gewand zu servieren. Weicht man jedoch zu stark von gewohnten Mustern ab, geht es auch für viele nach hinten los, wie Die letzten Jedi gezeigt hat. Den Spagat zwischen Alt und Neu scheint in den Augen der Star-Wars-Anhänger am besten das Spin-Off Rogue One geschafft zu haben. Einerseits fügte sich der Film nahtlos in den bestehenden Kanon ein, andererseits zeigte er eine Seite des Star-Wars-Universum größtenteils jenseits der Jedi und Sith und stattdessen aus der Sicht einfacher Rebellen und ohne ein Happy End für seine Charaktere. Man muss schon reichlich Mut haben, um alle Hauptcharaktere eines großen Blockbusters am Ende sterben zu lassen und dafür gebührt Rogue One Respekt.
Einer der Charaktere stellte sich als so beliebt heraus, dass ihm eine eigene Prequelserie spendiert wurde. "Andor" schildert den Werdegang von Cassian Andor, gespielt von Diego Luna, der von einem Ganoven zum Spion der Rebellion aufsteigt. Als vierte "Star Wars"-Serie nach "The Mandalorian", "Das Buch von Boba Fett" und "Obi-Wan Kenobi" ist "Andor" im September bei Disney+ gestartet.
Doch hier wird es kurios. Obwohl die Serie in der Kritik massiv gelobt wurde und dem bodenständigen, erwachsenen Ton von Rogue One noch einen draufsetzt, hält sich das Interesse der Zuschauer in Grenzen. Zwar hat Disney+ keine offiziellen Zahlen veröffentlicht, unabhängige Unternehmen, die Zuschauerzahlen von Streaming-Plattformen erfassen, berichten, dass "Andor" deutlich weniger Zuschauer erreicht hat als die bisherigen "Star Wars"-Serien. Indirekt scheint Disney das bisherige mangelnde Interesse dadurch bestätigt zu haben, dass die ersten zwei Episoden der Serie morgen, pünktlich zur Veröffentlichung des Staffelfinales bei Disney+, im regulären Fernsehen in den USA bei ABC laufen werden, gefolgt von Ausstrahlungen bei den Disney-Sendern FX und Freeform an den zwei darauffolgenden Tagen. Dadurch möchte man scheinbar neue Fans für die Serie gewinnen, die dann Disney+ abonnieren, um die restliche Staffel zu sehen.
Man kann nur mutmaßen, weshalb "Andor" nicht so viele Zuschauer außerhalb des harten Kerns der Star-Wars-Fans interessiert. Vielleicht liegt es daran, dass man das düstere Schicksal der Hauptfigur bereits kennt, vielleicht sind die Zuschauer einfach ausgebrannt, was "Star Wars"-Serien angeht, vielleicht gehören die Jedi, die Sith und die Macht für viele zu Star Wars einfach dazu, und vielleicht bleibt Star Wars doch vor allem Familienunterhaltung und "Andor" fällt definitiv nicht in diese Kategorie.
Doch auch wenn es schade ist, dass "Andor" nicht den Erfolg genießt, den die Serie verdient hätte, muss man sich um sie keine Sorgen machen. Serienschöpfer Tony Gilroy, der auch am Drehbuch zu Rogue One mitgeschrieben und die umfangreichen Nachdrehs des Films beaufsichtigt hat, hat "Andor" von Anfang an als kompakte abgeschlossene Geschichte geplant und erhielt dafür grünes Licht von Disney. Ursprünglich wollte er fünf Staffeln, eine für jedes Jahr, das auf die Ereignisse von Rogue One hinführt. Aus logistischen und Kostengründen wurde die Handlung jedoch auf zwei Seasons verdichtet. Die erste Staffel spielt sich über den Zeitraum von einem Jahr ab, die zweite Staffel, die wieder zwölf Episoden umfassen wird, wird in drei-Episoden-Blöcken jeweils ein Jahr abhandeln, bis die Serie am Ende in Rogue One mündet. Mit der zweiten Staffel wird die Serie dann auch endgültig enden.
Gestern haben in Großbritannien schon die Dreharbeiten zur zweiten "Andor"-Staffel begonnen, für die Tony Gilroy und sein Bruder Dan als Autoren zurückkehren. Diesmal haben sie Unterstützung vom Newcomer Tom Bissell. Die Regie der nächsten zwölf Folgen wurde unter Ariel Kleiman ("Yellowjackets"), Janus Metz (Borg/McEnroe) und Alonso Ruizpalacios ("Narcos: Mexico") aufgeteilt.
Bis zur Veröffentlichung der zweiten Staffel werden sich die Fans jedoch lange gedulden müssen. Die Dreharbeiten sollen voraussichtlich bis August 2023 laufen, dann beginnt die umfangreiche Post-Production. Tony Gilroy geht aktuell davon aus, dass die nächste Staffel erst in zwei Jahren erscheinen wird, also im Herbst 2024. Es ist auch möglich, sie schneller fertigzustellen, doch dafür müsste Disney noch mehr Geld in die Serie investieren, wie Gilroy erklärt hat: (aus dem Englischen)
Den Prozess kann man nur in der Pos-Production beschleunigen und man kann ihn nur mit Geld beschleunigen. Das Geld ist knapp. Ich weiß nicht, es müsste schon eine besondere Motivation geben, damit jemand nächsten Mai oder Juni sagt: "Wow, wir brauchen das wirklich und wir sind bereit, die und die Summe zu zahlen." Rogue One hat bewiesen, dass wenn man Geld investiert, man die Nachbearbeitung, wirklich sehr schnell machen kann. Es ist nur sehr, sehr teuer.
Angesichts der bisherigen Zuschauerzahlen der Serie bezweifle ich, dass Disney noch extra Geld in sie stecken wird. Es ist jedoch erfreulich, dass auch wenn "Andor" am Ende mit 24 Folgen ein kurzes Vergnügen sein wird, wir eine durchgeplante Geschichte mit einem Anfang und einem Ende bekommen und nicht darum bangen müssen, ob die Serie verlängert werden wird.
Wir hat Euch "Andor" bisher gefallen?