Quelle: Boxofficemojo
So wie in Deutschland, musste The First Avenger: Civil War auch in Nordamerika nach zwei Wochen Platz machen und die Spitze der Kinocharts an die Computerspieladaption Angry Birds abtreten. Diese schrieb zum Start sehr ordentliche Zahlen, hat jedoch keine Erwartungen übertroffen. Vorgestern spielte Angry Birds am Starttag $11 Mio ein. Als erster großer Animationsfilm seit dem Release von Zoomania im März, profitierte Angry Birds auf jeden Fall von einem relativ konkurrenzfreien Markt, auch wenn die Zuschauer am ersten Tag gar nicht so jung waren, wie man vielleicht vermuten würde. Nur 35% der Besucher waren unter 18. Der Starttag erinnert sehr an den Start von Ab durch die Hecke, der v0r exakt zehn Jahren mit $10,8 Mio am ersten Freitag anlief und am Gesamtwochenende $38,5 Mio erwirtschaftete – inflationsbereinigt beläuft sich der Start allerdings auf über $50 Mio. Angry Birds steuert ebenfalls auf ein Wochenende von $37-40 Mio zu, abhängig davon, wie frontlastig er durch die Fans des Spiels sein wird. Dieser Start bedeutet das zweitbeste Startwochenende überhaupt für eine Videospieladaption (nach dem ersten Tomb Raider) und den drittbesten Start eines Animationsfilms von Sony (nach Hotel Transsilvanien und dessen Sequel). Dazu muss man jedoch anmerken, dass Sony in diesem Fall lediglich 7% der Einnahmen für den Vertrieb einstreicht, weil Spielehersteller Rovio die Produktions- und Vermarktungskosten stemmte. Mit einem für einen Animationsfilm recht niedrigen Budget von $73 Mio, erwartet alle Beteiligten ein satter Gewinn, insbesondere da bis Mitte Juni kein weiterer Animationsfilm in US-Kinos startet. Ein Gesamteinspiel in Höhe von $125-140 Mio ist denkbar. Damit hat er gute Chancen, zur erfolgreichsten Game-Adaption aller Zeiten zu werden. Diesen Rekord hält in Nordamerika aktuell Tomb Raider mit $131 Mio. Stellt man aber auch Inflation in Rechnung, so steigt Tomb Raiders Einspiel auf fast $200 Mio.
Das Comedy-Sequel Bad Neighbors 2 spielte am ersten Tag $8,74 Mio von 3384 Kinos ein und sollte am gesamten Wochenende etwa $22-23 Mio einnehmen. Es ist eigentlich kein übler Start für einen Film, dessen Produktionskosten lediglich $35 Mio (ohne Marketing) betrugen, doch er verblasst im Vergleich zum Startwochenende des ersten Films, der vor zwei Jahren mit gigantischen $49 Mio in den ersten drei Tagen bei einem Budget von nur $18 Mio überraschte. Bad Neighbors 2 ist nach Ted 2 und Kill the Boss 2 wieder einmal ein perfektes Beispiel dafür, dass es sehr schwer ist, mit Fortsetzungen von Komödien den Erfolg des Vorgängers zu replizieren, weil die Zuschauer häufig das Gefühl haben, ihnen würden die gleichen Gags noch einmal vorgesetzt werden. Es gibt natürlich Ausnahmen wie Hangover 2 oder American Pie 2, doch für gewöhnlich sind Sequels zu Comedy-Überraschungshits deutlich weniger erfolgreich als die Originale. Ted 2 ($81,5 Mio) spielt ein den USA nur 37% des Einspiels von Teil 1 ($218,8 Mio) ein, während Kill the Boss 2 ($54,4 Mio) auf 46% der Einnahmen des Vorgängers ($117,5 Mio) kam. Ob Bad Neighbors 2 zumindest die Hälfte des Gesamteinspiels ($150,2 Mio) des ersten Films erreichen kann, ist fraglich. Wie schon bei Teil 1, sind die Reaktionen der Zuschauer eher verhalten und es gab wieder einen "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2"). Im Juni kommen mit Popstar und Central Intelligence zwei weitere Komödien mit Erfolgspotenzial in die Kinos, was Bad Neighbors 2 auch nicht helfen wird. Wenn der Film so schnell abstürzt wie Ted 2, dann wird er knapp $55 Mio erreichen. Ich erwarte ein leicht besseres Durchhaltevermögen und insgesamt etwa $60-65 Mio in Nordamerika, was auf jeden Fall ein steiler Abstieg verglichen zum Vorgänger wäre.
The First Avenger: Civil War verfehlte den zweiten Platz am Freitag nur knapp mit $8,71 Mio (56% unter dem letzten Freitag), sollte jedoch am gesamten Wochenende mühelos an Bad Neighbors 2 vorbeiziehen. Es sind etwa $32-33 Mio zu erwarten und damit ein Drop von etwa 55%. Das ist zugegeben mehr, als ich erwartet hätte und eine Stabilisierung der Rückgänge scheint trotz sehr positiver Mundpropaganda noch nicht einzutreten. Immerhin hat Civil War nach 15 Tagen bereits fantastische $323 Mio eingenommen und ist jetzt schon der fünfterfolgreichste Film des Marvel Cinematic Universe (nach den beiden Avengers, Iron Man 3 und Guardians of the Galaxy). Bevor das Wochenende vorüber ist, wird er auch Batman v Superman ($328,4 Mio) überholen. Dennoch ist es überraschend, dass Civil War sich trotz deutlich besserer Kritiken und einer augenscheinlich positiveren Reaktion der Kinogänger nicht besser hält als Avengers: Age of Ultron und Iron Man 3, die an ihrem dritten Wochenende um 50% bzw. 50,7% fielen. Civil War liegt aktuell 6% hinter Age of Ultron im selben Zeitraum und 4% vor Iron Man 3 und sein Gesamteinspiel wird vermutlich zwischen diesen beiden Sequels landen. Dass er die $459 Mio von Age of Ultron übertrifft, erscheint immer unwahrscheinlicher, insbesondere weil X-Men: Apocalypse kommendes Wochenende in den USA startet. Civil War wird vermutlich $430-440 Mio erreichen und die All-Time-Top-10 verfehlen.
Eine große Enttäuschung war am Starttag die Noir-Komödie The Nice Guys von Shane Black, die trotz sehr positiver Kritiken, intensiver Vermarktung von Warner Bros. und der Starbesetzung aus Russell Crowe und Ryan Gosling lediglich $3,9 Mio von 2865 Kinos am ersten Tag einspielte, was ein Wochenende von maximal $13 Mio bedeutet. Ryan Gosling war noch nie ein großer Kassenmagnet und Russell Crowe scheint mittlerweile in der Gunst des Publikums gefallen zu sein. Der Start wäre an sich akzeptabel, wenn das Budget des Films nicht $50 Mio betragen würde (ohne Marketingausgaben). Dem Film ist nicht einmal sehr positive Mundpropaganda sicher, denn die Zuschauerbefragung ergab einen "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"). Ein Pluspunkt ist aber, dass der Film ein älteres Publikum anspricht. Etwa 83% der Zuschauer am Starttag waren über 25. Da es für dieses Zielpublikum in nächster Zeit nicht viele neue Filme gibt, wird sich The Nice Guys vermutlich gut halten, doch auch im besten Szenario wird er wohl nicht mehr als $40-45 Mio einnehmen (und davon fließt nur etwa die Hälfte an das Studio zurück). Nach Kiss Kiss Bang Bang ist The Nice Guys wohl ein weitere Noir-Comedyperle von Shane Black, die von den Zuschauern nicht die verdiente Beachtung erhielt.
The Jungle Book hielt sich trotz neuer Konkurrenz von Angry Birds hervorragend, gab am Freitag nur um 33% gegenüber der Vorwoche nach und spielte weitere $2,7 Mio ein. Damit brachte der Film sein Einspiel auf satte $319 Mio und wird am gesamten Wochenende etwa $11 Mio umsetzen. Ein Endergebnis oberhalb von $350 Mio ist The Jungle Book sicher.