Dolph Lundgren in Aquaman © 2018 Warner Bros. Pictures
Quelle: Comicbook
Die Ära DCEU ist vorbei und sie endet nicht mit einem richtigen Kracher, aber immerhin auch nicht mit einer Vollkatastrophe. Aquaman: Lost Kingdom ist weder der beste noch der erfolgreichste DCEU-Film, er ist aber auch kein Totalausfall, sondern bewegt sich ziemlich genau im qualitativen und kommerziellen Mittelfeld des vom stetigen Auf und Ab geprägten Comicfilmuniversums. In Deutschland erreichte er nach vier Wochen mühelos mehr als eine Million Zuschauer. Das ist mehr als The Flash, Blue Beetle und Shazam! Fury of the Gods zusammengerechnet hatten. Weltweit nähert er sich bereits der $400-Mio-Marke – als erster DCEU-Film seit dem ersten Aquaman vor fünf Jahren.
Aquaman: Lost Kingdom ist ein Film, der es denkbar auf Nummer sicher spielt. Es ist ein Film, der kaum jemanden polarisieren oder wirklich verärgern, aber die wenigsten aufrichtig begeistern wird. Er ist einfach nur da. Ganz nett und schnell vergessen.
Angesichts seiner turbulenten Produktionsgeschichte ist es vermutlich noch das Beste, was man sich noch erhoffen konnte, denn der Film, der gerade in den Kinos läuft, ist das Ergebnis zahlreicher, unterschiedlich begründeter Nachdrehs und Kürzungen, in deren Verlauf mehr als 20 Szenen aus dem Film herausgeschnitten worden sind. Durchwachsene Reaktionen auf Testvorführungen zwangen Warner dazu, den Film immer weiter anzupassen, auch wenn die Test-Scores sich kaum besserten. Außerdem mussten nach der Übernahme des DC-Universums durch James Gunn jegliche Querverweise auf andere DC-Filme und -Helden entfernt werden, um den Film möglichst eigenständig zu machen. Die sich ständig ändernden Pläne fürhten dazu, dass erst ein Gastauftritt von Michael Keaton als Batman gedreht wurde, dann stattdessen einer mit Ben Affleck und letztlich Bruce Wayne aus dem Film komplett entfernt wurde.
Doch eine der größten Veränderungen an der ersten Schnittfassung war die Reduktion von Amber Heards Rolle als Aquamans Frau Mera. Als die Öffentlichkeit sich immer mehr gegen Heard im Zuge ihres Rechtsstreits mit ihrem Ex Johnny Depp wandte, sah Warner sich genötigt, ihre Rolle im Film und im Marketing erheblich zu verringern. Aus einer ebenbürtigen Hauptfigur neben Jason Momoas Aquaman im ersten Film wurde Mera im Sequel zu einer Randerscheinung mit weniger als 20 Minuten Screentime und nur einem Dutzend Sätze Dialog.
Die Kürzung von Heards Rolle in dem Film zog leider ein weiteres Kollateralopfer nach sich. Action-Recke Dolph Lundgren, der im Film ihren Vater, König Nereus verkörpert, hatte ursprünglich in dem Film deutlich mehr zu tun. Als Heards Szenen entfernt wurden, fiel auch ein beträchtlicher Teil seiner Geschichte der Schere zum Opfer. In einem neuen Interview erklärte Lundgren offen seine Enttäuschung über diese Entwicklung und sagte, dass die ursprüngliche Filmfassung, bevor Warner an ihr herumgedoktert hat, super war: (aus dem Englischen)
Mir ist einfach klargeworden, dass es irgendeine Unternehmensentscheidung war, dass sie Amber Heards Screentime begrenzen würden, und da ich ihren Vater spiele, betraf mich das auch.
Ich war für die Kinogänger enttäuscht, weil ich dachte, dass das ursprüngliche Drehbuch großartig war und die erste Schnittfassung, von der ich ein wenig gesehen habe, war wirklich gut, sodass ich keinen Grund gesehen habe, weshalb man nachdrehen und die Geschichte umstrukturieren sollte was natürlich nicht nur mich, sondern auch die Kinogänger enttäuscht hat.
Nachdem Lundgren mit der Ausnahme der Expendables-Filme seit vielen Jahren nahezu ausschließlich im Direct-to-DVD-Markt zu sehen war, gab der erste Aquaman ihm endlich die Gelegenheit, in einem richtig großen Hollywood-Blockbuster mitzuspielen. Es ist daher sehr bedauerlich, dass wegen des Heard-Skandals auch seine Rolle in der Fortsetzung offenbar gelitten hat. Ist es vielleicht Zeit für die #ReleasetheWanCut-Kampagne? Oder wäre das eher #ReleasetheHeardCut?