Lara McDonnell in Artemis Fowl © 2020 Walt Disney Pictures
Quelle: Walt Disney Pictures
D’Arvit! Während Disney die meisten seiner für die nächsten Monate geplannte Kinostarts nach hinten verschoben wird, wird das Studio bei einem Blockbuster-Kandidaten auf die Kinoauswertung komplett verzichten. Fantasyfilm Artemis Fowl, die Verfilmung von Eoin Colfers Roman, sollte eigentlich am 29. Mai in die nordamerikanischen Kinos kommen. Stattdessen wird der Film zu einem späteren, noch nicht benannten Zeitpunkt direkt auf der Streaming-Plattform Disney+ erscheinen. Artemis Fowl ist nicht der erste Film, der angesichts der aktuellen Corona-Krise vom Kino-Startplan in den Stream ausweicht. Universal machte es mit Trolls World Tour als erstes Studio vor (sehr zum Ärgernis des Verbandes nordamerikanischer Kinos). Doch mit einem Budget von $125 Mio ist Artemis Fowl der bislang größte Film, der Kinopläne zugunsten des Streamings verwirft.
Es gibt außerdem einen anderen sehr großen Unterschied. Während Studios wie Universal und Sony ihre Filme wie Trolls World Tour, Emma., The Hunt und Bloodshot im Stream verleihen bzw. Verkaufen und so pro Film einen Geldbetrag einnehmen, wird Artemis Fowl allen Abonnenten von Disney+ natürlich ohne Aufpreis zur Verfügung stehen. Für den letzten Monat in Europa gestarteten Streaming-Dienst ist diese Veröffentlichung natürlich ein großer Kunden-Anreiz. Auch Pixars neuster Streich Onwards – Keine halben Sachen soll diesen Monat noch zumindest in den USA bei Disney+ erscheinen.
Ricky Strauss, der Content- und Marketing-Präsident von Disney+ erklärte die Entscheidung, Artemis Fowl direkt über die Plattform zu veröffentlichen: (aus dem Englischen)
Da die Zuschauer größtenteils nicht in der Lage sind, in der aktuellen Situation in die Kinos zu gehen, freuen wir uns, die Premiere von Artemis Fowl auf Disney+ bieten zu können. Regisseur Kenneth Branagh und sein spektakulärer Cast nehmen die Zuschauer in die dynamische Fantasiewelt des beliebten Buches mit, auf deren Verfilmung die Fans seit Jahren gewartet haben. Es ist großartige Familien-Unnterhaltung und die perfekte Ergänzung zu dem Sommer-Angebot von Disney+.
Recht hat er in einem Punkt. Als "Artemis Fowl"-Fan warte ich auf eine Adaption der Romane bereits seit über 15 Jahren. "Artemis Fowl", der Roman, ist ein cleverer, frecher Gegenpol zur Fantasywelt von J.K. Rowling, dessen Hauptfigur ein echter Antiheld mit anfänglich dubiosen moralischen Vorstellungen ist. Doch dann veröffentlichte Disney den finalen Trailer zum Film und er hatte nichts, so wirklich gar nichts mit der Essenz der Vorlage gemeinsam. Artemis und sein Vater sind hier von Anfang an Helden und arbeiten direkt mit dem Erdvolk zusammen, um eine größere Gefahr abzuwenden. Schaut selbst:
Hat wirklich niemand den Roman gelesen? Gerade das erste Buch ist im Prinzip eine Art Stirb langsam mit magischen Wesen und einem 12-jährigen kriminellen Superhirn als Hauptcharakter. Wie konnte man die Vorlage lesen und darauf basierend diesen Film drehen?! Vielleicht ist Disney auch gut bedient, den Film nur per Streaming zu veröffentlichen. Das Studio muss die negativen Reaktionen auf die Vorschau bereits vernommen haben und betriebt Schadensbegrenzung. Nichtsdestotrotz hätte ich nach so vielen Jahren Wartezeit gerne die Gelegenheit gehabt, einen Artemis-Fowl-Film im Kino zu sehen.
Artemis Fowl war wirklich lange bei Disney in Entwicklung, bis Kenneth Branagh (Mord im Orient-Express) die Regie des Films 2015 endlich übernommen hat. Abgedreht war er bereits 2018 und sollte im August 2019 in die Kinos kommen, bevor er dann bis Mai 2020 verschoben wurde. Der bisherige deutsche Kinostart war für den 11. Juni vorgesehen. Judi Dench (Skyfall), Colin Farrell (The Lobster), Josh Gad (Phantastische Wesen und wo sie zu finden sind) und Nonso Anozie ("Zoo") spielen die Hauptrollen neben den Newcomern Ferdia Shaw und Lara McDonnell als Artemis bzw. Polizei-Elfe Holly Short.
