Links: The Guilty © 2018 NFP* marketing & distribution
Mitte: Cold War – Der Breitengrad der Liebe © 2018 Neue Visionen
Rechts: Werk ohne Autor © 2018 Walt Disney Germany
Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Deutschland darf weiter von den Oscars träumen. Florian Henckel von Donnersmarcks Epos Werk ohne Autor hat es im Rennen um den Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" in die nächste Runde geschafft. Aktuell ist Werk ohne Autor auch für einen Golden Globe nominiert.
Doch die Konkurrenz ist sehr hart, denn auch Alfonso Cuaróns universell bejubelter Roma, Paweł Pawlikowskis Cold War, der bereits beim Europäischen Filmpreis abgeräumt hat, der japanische Cannes-Sieger Shoplifters und Dänemarks meisterhaft minimalistisches Thrillerdrama The Guilty haben es ebenfalls in die Vorauswahl der neun Filme geschafft. Insgesamt haben 87 Länder dieses Jahr ihre Filme eingereicht, fünf weniger als letztes Jahr. Zwischen Mitte Oktober und dem 11. Dezember wurden mehrere Hundert Academy-Mitglieder aus Los Angeles zu den Screenings aller eingereichten Filme eingeladen. Daraufhin stimmten sie über ihre Favoriten ab. Die sechs beliebtesten Filme kamen in die Vorauswahl. Diese wurde dann durch ein vage definiertes Sonder-Komitee der Academy durch drei weitere Filme ergänzt.
Das sind die neun Filme, die noch im Rennen um die fünf Plätze in der Oscarkategorie sind:
Ayka – Kasachstan
Birds of Passage – Kolumbien
Burning – Südkorea
Capernaum – Stadt der Hoffnung – Libanon
Cold War – Der Breitengrad der Liebe – Polen
The Guilty – Dänemark
Roma – Mexiko
Shoplifters – Japan
Werk ohne Autor – Deutschland
Im Januar werden dann Academy-Wähler in Los Angeles, New York, San Francisco und London dazu eingeladen, die neun Filme bei speziellen Screenings zu sehen (je drei am Tag). Für einige weitere Mitglieder wird es die Möglichkeit geben, die neun Filme auch zu streamen. Die Voraussetzung, in der Kategorie abstimmen zu dürfen, ist, dass man alle neun Filme gesehen hat. Am 22. Januar werden dann die fünf Finalisten bekanntgegeben.
Wie schon letztes Jahr, sind die drei üblichen Länder-Schwergewichte Italien, Frankreich und Spanien, die bislang die meisten Nominierungen in der Kategorie vorweisen können, schon früh rausgeflogen. Etwas überraschend ist, dass Belgiens Beitrag Girl es nicht in die Vorauswahl geschafft hat. Auch Schwedens düsteres Märchen Border ist leider raus. Ansonsten spiegelt die Liste ausnahmsweise wirklich die am meisten gefeierten nicht-englischsprachigen Filme des Jahres ganz gut wider.
Der letzte deutsche Film, der in der Kategorie nominiert war, war Toni Erdmann. Danach muss man schon bis Das weiße Band zurückgehen. Fatih Akins Aus dem Nichts schaffte es letztes Jahr in die Vorauswahl, wurde jedoch bei den Oscars überraschenderweise nicht nominiert. Auch die Position von Werk ohne Autor sehe ich aktuell als sehr wackelig. Zwar hat der Film die zwei großen Dinge, die einem deutschen Film bei den Oscars in der Regel behilflich sind – Nazis und die DDR. Doch die Konkurrenz ist dieses Jahr zu stark. Roma und Cold War sind so gut wie sicher drin und auch Shoplifters und Burning haben sehr gute Chancen auf eine Nominierung. Südkorea wurde in der Kategorie noch nie nominiert und hat es erstmals überhaupt in die Vorauswahl geschafft. In den letzten Jahren hat sich ein Trend abgezeichnet, dass wenn ein Land, das zuvor noch nie nominiert war, es in die Vorauswahl schafft, es auch sehr gute Chancen hat, letztlich nominiert zu werden. Bei den letzten sechs Oscars kam der Fall vor. Den finalen Slot könnte The Guilty einnehmen oder aber auch ein Film, von dem zuvor kaum jemand gehört hat, wie Kasachstans Ayka. Werk ohne Autor wird es jedenfalls nicht leicht haben.
Letztlich geht es hier vor allem darum, welche Filme die Ehre haben werden, neben Roma nominiert zu sein, denn die Auszechnung wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Alfonso Cuaróns mexikanischen Film gehen. Es wäre der erste Auslands-Oscar für Mexiko.