Quelle: 20th Century Fox
Langsam habe ich das Gefühl, dass James Camerons Avatar-Sequels, deren Anzahl mit der Zeit von zwei auf drei und dann auf vier angewachsen ist, das filmische Äquivalent zu Samuel Becketts "Warten auf Godot" werden wird. Natürlich dauerte es nicht lange, nachdem Avatar innerhalb von nur wenigen Wochen zum erfolgreichsten Film aller Zeiten geworden ist und James Cameron damit seinen eigenen Vorgänger Titanic entthronte, bis Gespräche über Avatar 2 anliefen. Vor drei Jahren wurden auch vier Co-Autoren von Cameron enthüllt, die ihm dabei helfen solltne, die Geschichten der (damals noch drei) Avatar-Sequels zu gestalten: Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno. Alle Drehbücher wurden parallel geschrieben, die Plots miteinander verwoben, mit dem Vorhaben, alle Fortsetzungen zeitgleich zu drehen. Jedoch wollte sich Cameron nie darauf festlegen, wann die Sequels nun in die Kinos kommen sollen. Als Macher der zwei erfolgreichsten Filem aller Zeiten, kann er sich leisten, sich so viel Zeit zu lassen, wie er eben will oder braucht. Die Erfolgs-Messlatte liegt hoch und niemand stellt so hohe Ansprüche an Cameron als er selbst. Vor einiger Zeit glaubte man noch, dass Avatar 2 tatsächlich im Dezember 2018 in die Kinos kommen könnte, doch Cameron selbst hat das Gerücht zurückgewiesen und verwies darauf, dass die Fortsetzungen ein monumentales Projekt seien, mit denen er die nächsten acht Jahre verbringen wird. Sigourney Weaver, deren Charakter im ersten Film zwar starb, in der Sequel aber dennoch irgendwie zurückkehren wird (Gleiches gilt für Stephen Lang, der den Schurken Miles Quaritch spielte), verriet, dass die Dreharbeiten diesen Herbst beginnen sollen (aber solche Ankündigungen haben wir auch schön des Öfteren gelesen).
Doch nun hat 20th Century Fox es endlich offiziell gemacht und gleich alle vier Avatar-Sequels bis ins Jahr 2025 terminiert. Noch nie zuvor in der gesamten Filmgeschichte wurde der Starttermin eines Films mehr als acht Jahr eim Voraus festgelegt, aber das ist eben James Cameron und er ist eben meist an vorderster Front bei Rekorden. Die deutschen Starttermine der Sequels sehen wie folgt aus: Avatar 2 wird am 17.12.2020 in unsere Kinos kommen, in direkter Konkurrenz zu Sing 2. Avatar 3 wird am 16.12.2021 folgen. Dann wird es eine dreijährige Pause geeben und am 19.12.2024 wird es mit Avatar 4 weitergehen. Avatar 5 wird am 18.12.2025 den Abschluss (?) der Reihe bilden. Wenn der finale Teil in unsere Kinos kommt, wird James Cameron bereits 71 Jahre alt sein.
Wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, hätte auch Titanic seinerzeit eine Fortsetzung bekommen, doch sogar in Hollywood, wo Filme beruhend auf "Schiffe versenken", LEGO und "Angry Birds" entstanden sind, hatte niemand die zündende Idee, wie man den Film über die wahre Katastrophe um einen weiteren Teil verlängern konnte.
Das fällt bei der fantastischen Welt von Pandora und den Na’vi einfacher. Und warum sollte James Cameron seinen Megahit auch nicht fortsetzen wollen? Die Massen liebten offensichtlich den Film, der weltweit beinahe $3 Milliarden einspielte. Die Academy belohnte Pocahontas-im-Weltraum mit neun Oscarnominierungen, von denen der Film auch drei gewinnen konnte. Außerdem popularisierte Avatar eigenhändig die neue 3D-Welle wie kein anderer Film und es ist ihm vermutlich zu verdanken (oder zu verübeln), dass 90% aller Blockbuster heutzutage in der dritten Dimension in die Kinos kommen. Nur den wenigsten davon gelingt natürlich ein ähnlch berauschendes visuelles Erlebnis wie Camerons Avatar (Gravity, Life of Pi und Hugo Cabret fallen spontan ein, allesamt ebenfalls oscarnominiert gewesen). Avatar konnte nicht mit Originalität punkten, doch es war eine gelungene Erinnerung daran, wozu das Kino in der Lage ist – die Zuschauer für eine kurze Zeit in eine völlig andere Welt zu entführen. Und James Cameron zeigte nach Terminator 2 und Titanic abermals, dass er immer noch ein Pionier an der Front von technologischem Fortschritt im Kino ist.
Es sind nun mehr als sieben Jahre seit dem ersten Avatar vergangen und eine Sache fällt mir dabei auf. So beliebt und erfolgreich der Film war, scheint er kaum einen Abdruck in der Popkultur oder auf dem Zeitgeist hinterlassen zu haben. Filme wie Titanic, Star Wars, Der Herr der Ringe oder Jurassic Park waren nicht nur Riesenhits, sie wurden zu Meilensteinen der Filmgeschichte, die unzählige Male parodiert, zitiert und kopiert wurden. Kann man das von Avatar wirklich behaupten? Das zweifle ich sogar als ein großer Fan des ersten Films an, den ich immerhin sechsmal im Kino gesehen habe, als er rauskam. Es war der richtige Film zur richtigen Zeit und eben der erste Film des Titanic-Machers seit seinem elffach oscargekrönten Film. Natürlich war der Hype riesig und die noch nie dagewesenen 3D-Effekte versetzten die Kinogänger ins Staunen. Mit 3D kann man heutzutage jedoch niemanden mehr vom Hocker hauen.
Doch es wäre nicht James Cameron, wenn er die Fortsetzungen ohne irgendwelche tecznischen Innovationen in die Kinos bringen würde. Was wird es sein? Werden wir die Filme in der virtuellen Realität erleben? Wird es brillenfreies 3D geben (Cameron arbeitet tatsächlich daran!)? Werden die Filme mit über 200 Bildern pro Sekunde abgespielt werden? Wird Cameron in den Weltraum fliegen und dort Pandora tatsächlich nachbauen? All das erscheint fast wahrscheinlicher, als dass die Sequels ihre aktuellen Starttermine auch einhalten werden. Womöglich werden Camerons Klone die Fortsetzungen in ferner Zukunft fertigstellen, wenn die Technologie endlich den von ihm erwünschten neuen Stand erreicht hat.