Bridge of Spies und Carol führen bei den BAFTA-Nominierungen 2015

Quelle: British Academy of Film and Television Arts

Am Freitag hat die British Academy of Film and Television Arts die Nominierungen für die 69. BAFTAs bekanntgegeben, die britischen Pendants zu den Oscars. Da viele britische Schauspieler in Hollywood tätig sind und die britische Filmindustrie am engsten mit der US-amerikanischen verbunden ist, ist es keine Überraschung, dass die BAFTA-Nominierungen häufig den Oscars in den meisten Kategorien gleichen und daher auch als einer der besten Prädiktoren der Oscars gelten. Der sogenannte "britische Block" innerhalb der Academy ist seit vielen Jahren eine feste Größe, die dafür sorgt, dass britische Filme und Schauspieler bei den Oscars immer gut repräsentiert sind. Gerade in einem knappen Rennen kann diese Fraktion entscheidend für den Sieg eines Films, eines Regisseurs oder eines Schauspielers sein.

Weil viele Mitglieder der BAFTA auch Teil der Academy of Motion Picture Arts and Sciences sind und daher auch über die Oscars abstimmen, stellen die BAFTAs neben den vier großen US-Industrie-Gewerkschaften (SAG, DGA, PGA und WGA) die aussagekräftigsten Prädiktoren im Hinblick auf die Oscarnominierungen dar und haben deutlich mehr Gewicht als die Golden Globes oder andere Kritikerauszeichnungen.

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Die diesjährigen BAFTA-Nominierungen haben zwar einige der bekannten Favoriten im Rennen bestätigt, servierten aber auch einige wirklich handfeste Überraschungen, insbesondere was Auslassungen angeht. So kam Mad Max: Fury Road zwar auf ordentliche sieben Nennungen, wurde aber in den wichtigsten Kategorien "Bester Film" und "Beste Regie" nicht nominiert, nachdem er in den USA bislang fast überall abgeräumt hat und sogar von der Produzentengewerkschaft nominiert worden war.

Dafür konnte sich Carol, nach überraschender Abwesenheit bei den PGA-Nominierungen, wieder einmal behaupten und erntete gleich neun Nominierungen. So viele erreichte nur noch Steven Spielbergs Bridge of Spies – Der Unterhändler. The Revenant – Der Rückkehrer folgt mit acht Nominierungen. Eine überraschend schwache Vorstellung lieferte der vermeintliche Oscarfavorit Spotlight ab, der neben der Nominierung als "Bester Film" lediglich in zwei weiteren Kategorien eine Nominierung erhielt ("Bester Nebendarsteller" und "Bestes Originaldrehbuch"), während Regisseur Tom McCarthy gegen Ridley Scott den Kürzeren zog. Dafür wird The Big Short immer stärker und ist neben Bridge of Spies der einzige weitere Film, der Nominierungen als Film und für seine Regie, sein Drehbuch und seinen Schnitt erhalten hat. Die fehlenden Regie-Nominierungen für McCarthy und George Miller sind ein schwerer Schlag für deren Oscarchancen. Es ist zehn Jahre her, dass ein Regisseur (damals Clint Eastwood für Million Dollar Baby) den Oscar gewonnen hat ohne eine vorherige BAFTA-Nominierung. Für ein weiteres Beispiel muss man bis in die Achtziger zurückgehen. Es sieht also ganz so aus, als wären Spielberg, Haynes, Iñárritu, Scott und McKay die Favoriten für den Regie-Oscar dieses Jahr. Ich bezweifle, dass Spielberg ausgerechnet für Bridge of Spies seinen dritten Regie-Oscar gewinnen wird und die Academy wird Iñárritu vermutlich nicht zwei Jahre in Folge prämieren, sodass es bei einem Dreikampf zwischen Haynes, McKay und Scott bleibt, wobei ich eine Überraschung durch McCarthy oder Miller noch nicht ganz ausschließen will (je nachdem, ob sie bei den Nominierungen der Regiegewerkschaft DGA auftauchen werden)

Eine weitere Überraschung ist, dass Sylvester Stallone eine Nominierung für Creed – Rocky’s Legacy verpasst hat. Zwar hat er bei den Kritikerpreisen und den Golden Globes gut abgeschnitten, doch ohne eine BAFTA-Nom und eine SAG-Nom sehen seine Chancen düster aus. Überhaupt keine Erwähnung fand kurioserweise der britische Megahit Spectre, der immerhin zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten in seiner Heimat gehört. Nicht einmal in einer der technischen Kategorien wurde er nominiert. Auffällig ist auch, dass Helen Mirren, die zur britischen Schauspielelite gehört, nach zwei SAG-Nominierungen und einer Golden-Globe-Nominierung, bei den BAFTAs leer ausging. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass eine Doppel-Nominierung für Alicia Vikander (als Hauptdarstellerin für The Danish Girl und als Nebendarstellerin für Ex Machina) immer wahrscheinlich wird und meiner Ansicht nach auch hochverdient wäre.

Unten findet Ihr die komplette Liste der Nominees:

Bester Film

The Big Short
Bridge of Spies – Der Unterhändler
Carol
The Revenant – Der Rückkehrer
Spotlight

Bester britischer Film

45 Years
Amy
Brooklyn
The Danish Girl
The Lobster
Ex Machina

Bestes Debüt eines britischen Regisseurs, Drehbuchautors oder Produzenten

Alex Garland (Regisseur), Ex Machina
Debbie Tucker Green (Regisseurin/Autorin), Second Coming
Naji Ahu Nowar (Regisseur/Autor), Rupert Lloyd (Produzent), Theeb
Sean McAllister (Regisseur/Produzent), Elhum Shakerifar (Produzent), A Syrian Love Story
Stephen Fingleton (Regisseur/Autor), The Survivalist

Beste Regie

Adam McKay (The Big Short)
Steven Spielberg (Bridge of Spies – Der Unterhändler)
Todd Haynes (Carol)
Alejandro González Iñárritu (The Revenant – Der Rückkehrer)
Ridley Scott (Der Marsianer)

Bester Hauptdarsteller

Bryan Cranston (Trumbo)
Michael Fassbender (Steve Jobs)
Leonardo DiCaprio (The Revenant – Der Rückkehrer)
Matt Damon (Der Marsianer)
Eddie Redmayne (The Danish Girl)

Beste Hauptdarstellerin

Saoirse Ronan (Brooklyn)
Cate Blanchett (Carol)
Alicia Vikander (The Danish Girl)
Brie Larson (Raum)
Maggie Smith (The Lady in the Van)

Bester Nebendarsteller

Benicio del Toro (Sicario)
Idris Elba (Beasts of No Nation)
Christian Bale (The Big Short)
Mark Ruffalo (Spotlight)
Mark Rylance (Bridge of Spies – Der Unterhändler)

Beste Nebendarstellerin

Alicia Vikander (Ex Machina)
Jennifer Jason Leigh (The Hateful 8)
Julie Walters (Brooklyn)
Kate Winslet (Steve Jobs)
Rooney Mara (Carol)

Bestes Originaldrehbuch

Matthew Charman, Ethan Coen & Joel Coen (Bridge of Spies – Der Unterhändler)
Alex Garland (Ex Machina)
Quentin Tarantino (The Hateful 8)
Josh Cooley, Pete Docter & Meg LeFauve (Alles steht Kopf)
Tom McCarthy & Josh Singer (Spotlight)

Bestes adaptiertes Drehbuch

Adam McKay & Charles Randolph (The Big Short)
Phyllis Nagy (Carol)
Emma Donoghue (Raum)
Nick Hornby (Brooklyn)
Aaron Sorkin (Steve Jobs)

Bester fremdsprachiger Film

The Assassin
Höhere Gewalt
Theeb
Timbuktu
Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Bester Animationsfilm

Alles steht Kopf
Minions
Shaun das Schaf – Der Film

Bester Dokumentarfilm

Amy
Cartel Land
Malala – Ihr Recht auf Bildung
Listen to Me Marlon
Sherpa

Beste Filmmusik

Bridge of Spies – DerUnterhändler
Sicario
The Hateful 8
The Revenant – Der Rückkehrer
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Bester Schnitt

Bridge of Spies – Der Unterhändler
Der Marsianer
Mad Max: Fury Road
The Big Short
The Revenant – Der Rückkehrer

Beste Kamera

Bridge of Spies – Der Unterhändler
Sicario
Mad Max: Fury Road
Carol
The Revenant – Der Rückkehrer

Beste Ausstattung

Bridge of Spies – Der Unterhändler
Der Marsianer
Mad Max: Fury Road
Carol
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Beste Kostüme

Brooklyn
Carol
Cinderella
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road

Bester Ton

Bridge of Spies – Der Unterhändler
Der Marsianer
Mad Max: Fury Road
The Revenant – Der Rückkehrer
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Beste visuelle Effekte

Ant-Man
Der Marsianer
Mad Max: Fury Road
Ex Machina
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Bestes Makeup und Frisuren

Brooklyn
Carol
The Revenant – DerRückkehrer
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road

Orange Rising Star Award (wird öffentlich im Internet abgestimmt)

Bel Powley
Dakota Johnson
Brie Larson
John Boyega
Taron Egerton

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