Leslie Grace am Set von Batgirl © 2022 Warner Bros. Pictures
Quelle: Variety
In ihrer Funktion als gemeinsame CEOs von DC Studios und Nachfolger von Walter Hamada in der Position krempeln James Gunn und Peter Safran aktuell das angeschlagene DCU komplett um, um endlich an den Erfolg des zusammenhängenden Marvel-Film und -Serienuniversums anzuknüpfen. Seit dem Flop von Justice League liegt das DC-Kinouniversum trotz einzelner Erfolge in Scherben und das wird von der neuen Warner-Discovery-Führung unter David Zaslav nicht länger toleriert. Das massive kommerzielle Potenzial von mehr als 70 Jahren an Comicfiguren soll nicht länger verschenkt, sondern maximal ausgeschöpft werden. Auf Papier gibt es nämlich keinen Grund, weshalb das DCU nicht mindestens genauso erfolgreich sein könnte wie das MCU, insbesondere da Warner im Gegensatz zu Disney wirklich an allen DC-Charakteren die Rechte besitzt und sich dafür nicht mit anderen Studios wie Sony (Spider-Man) und Universal (Hulk) herumschlagen muss.
Ende Januar enthüllten Gunn und Safran ihre Pläne für die ersten drei Jahre des neuen und verbesserten DCU, die sie Kapitel 1 "Gods and Monsters" tauften. Ein neuer Superman-Film, ein Batman-und-Robin-Abenteuer sowie "Green Lantern" und "Booster Gold"-Serien sind u. a. Teil ihres Plans. Außerdem sollen einige etablierte Charaktere wie The Flash, Aquaman und Wonder Woman voraussichtlich ihre Darsteller weiterhin behalten.
Doch die Umbrüche im DCU begannen noch bevor Gunn und Safran überhaupt eingestellt wurden. Mit der schockierenden und nahezu präzedenzlosen Absage des bereits abgedrehten, $90 Mio teuren Batgirl-Films setzte Zaslav ein deutliches Zeichen, dass er keine Scheu vor drastischen Entscheidungen hat, wenn er diese für den besten Kurs hält. Sowohl Batgirl als auch der nahezu komplett fertiggestellte neue Scooby-Doo-Animationsfilm fielen Warners steuerlichen Abschreibungen zum Opfer.
Die Hintergründe hinter dem jähen Ende von Batgirl sind kompliziert. Ursprünglich wurde der Film für die direkte Veröffentlichung über HBO Max angekündigt. Zaslav sah jedoch keinen Mehrwert in der Strategie seiner Vorgänger, größere Filme mit Kassenpotenzial nicht in die Kinos zu bringen. Magic Mike – The Last Dance und Evil Dead Rise, die ebenfalls zunächst direkt zu HBO Max gehen sollten, wurden stattdessen als Kinoveröffentlichungen umgeplant. Doch weshalb konnte man das nicht auch bei Batgirl machen? Nach Testvorführungen kristallisierte sich wohl heraus, dass der Film einfach nicht für die Kinoleinwand geeignet war, bei HBO Max hätte er Warner jedoch auch wenig genützt, also war es finanziell die günstigste Entscheidung, ihn einfach steuerlich abzuschreiben.
Für die Fans, die sich auf Brendan Fraser als Bösewicht Firefly oder auf ein Wiedersehen mit Michael Keatons Batman freuten, war es natürlich frustrierend und stieß auf geringes Verständnis. Doch auch die neuen DC-Studios-Köpfe Safran und Gunn stehen hinter Zaslavs Entscheidung. Beim Presse-Event zur Bekanntgabe der kommenden DCU-Pläne wurden sie natürlich nach Batgirl gefragt und obwohl Safran sich wertschätzend über alle an dem Film beteiligten Leute äußerte und eine Zukunft für die Comicfigur Batgirl im DCU versprach, war sein Urteil zum Film selbst, den er gesehen hat, vernichtend: (aus dem Englischen)
Batgirl ist ein Charakter, den wir unausweichlich in unserer Geschichte unterbringen werden. Was den Batgirl-Film angeht, so geht es nicht darum, dass der Film erst spät im Prozess abgesagt wurde. Ich habe den Film gesehen und er hatte viele unglaublich talentierte Leute vor und hinter der Kamera. Aber der Film selbst war nicht veröffentlichbar und das kommt manchmal vor. Dieser Film war nicht veröffentlichungsfähig. Ich denke, dass (David) Zaslav und sein Team eine sehr mutige Entscheidung getroffen haben, ihn abzusagen, weil er DC geschadet hätte. Er hätte den Leuten geschadet, die daran beteiligt waren.
Ich denke, sie haben DC wirklich unterstützt. Die Charaktere, die Geschichte, die Gesamtqualität. Ich habe mit Adil (El Arbi) und Bilall (Fallah), den Regisseuren, letzte Woche gesprochen. Wir haben gequatscht. Wir würden sehr gerne mit diesen Leuten zusammenarbeiten. Christina Hodson schrieb den Film. Manche der Leute arbeiten bereits wieder mit uns zusammen. Wie ich gesagt habe, viele talentierte Leute waren beteiligt, aber der Film war einfach nicht veröffentlichbar. Er wäre nicht in der Lage gewesen, auf dem Kinomarkt zu konkurrieren. Er war fürs Fernsehen gemacht. Also denke ich, dass es keine einfache Entscheidung war, aber sie haben die richtige Entscheidung getroffen, den Film einzustampfen.
Hodson ist tatsächlich bereits Teil des Autorenteams, das am "Gods and Monsters"-Kapitel des DCU arbeitet. Auch Batgirl-Regisseure El Arbi und Fallah haben nach der Absage ihres Films in einem Interview gesagt, dass sie dennoch bereit wären, mit Warner wieder zusammenzuarbeiten, jedoch unter einer Bedingung: Eine Garantie, dass der nächste Film auch veröffentlicht werden würde. Ob Gunn und Safran auf Batgirl-Darstellerin Leslie Grace zurückgreifen werden, wenn die Figur Teil ihres DCU werden soll, ist noch unklar.
Ungeachtet dessen, ob der Film veröffentlichbar ("unreleasable" im Original) war oder nicht, haben natürlich die beteiligten Schauspieler und Regisseure mehrfach ihr Bedauern darüber geäußert, dass ihre harte Arbeit nie das Licht der Welt erblicken wird. Fraser hat kürzlich in einem Interview etwas über seinen pyromanischen Charakter Ted Carson alias Firefly erzählt: (aus dem Englischen)
Es war die Geschichte eines Mannes, der (im Militär) gedient hatte und dessen Leistungen gekürzt wurden, und er war sehr wütend auf das System. Als blieb ihm nichts Anderes übrig, als es niederzubrennen. Das ist alles, was man wissen muss. Das ist der Superbösewicht.
Man hat etwas Mitleid mit ihm. Er hat auch Menschlichkeit und natürlich auch eine Schraube locker, denn er ist auch der Böse, aber wie bei den besten Bösewichten, mag man ihn irgendwie ein wenig. Das war die Rolle. Auf Papier sehr, sehr gut. Ich habe den Part genossen.
Hättet Ihr Batgirl gerne gesehen?