Eine fast dreistündige, düstere Langfassung von Batman Forever existiert

Jim Carrey und Tommy Lee Jones in Batman Forever (1995) © Warner Bros. Pictures

Quellen: Variety, Marc Bernardin Twitter

Nachdem Regisseur Joel Schumacher letzten Monat verstorben ist, rückten wieder viele seiner Filme in den Fokus. Der kommerziell erfolgreichste davon ist natürlich Batman Forever. Leider wird angesichts der Katastrophe von Batman & Robin häufig vergessen, dass Schumachers erster Batman-Film ein großer Kassenhit war. Warner heuerte ihn an, um Tim Burton zu ersetzen, dessen düstere Atmosphäre dafür verantwortlich gemacht wurde, dass Batmans Rückkehr an den Kinokassen deutlich schlechter abgeschnitten hat als der erste Batman-Film. Tatsächlich gelang Schumacher mit dem theatralischen Batman Forever und dessen Rückbesinnung auf die schrille Sechziger-"Batman"-Serie ein Kontrast zu Burtons Filmen und an den Kinokassen machte sich diese Mainstream-Zugänglichkeit bezahlt. Batman Forever stellte einen neuen Startrekord in Nordamerika auf, spielte weltweit $336 Mio ein und übertraf damit seinen Vorgänger. Die Kinogänger hat der Film bereits bei seiner Erstveröffentlichung polarisiert und wurde später als das Sprungbrett zum absurden Batman & Robin betrachtet.

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Doch Schumachers Vision für Batman Forever war gar nicht so durch und durch campy und kunterbunt, wie der Film, den wir kennen. Seine erste Schnittfassung war deutlich länger als zweieinhalb Stunden und tauchte tief in die Psyche von Bruce Wayne ein, gespielt von Val Kilmer. Wie bei allen Batman-Filmen vor Christopher Nolan spielte der Superheld bei Batman Forever die zweite Geige neben den überlebensgroßen Bösewichten, hier verkörpert von Tommy Lee Jones und Jim Carrey (Jones hat Carrey beim Dreh übrigens gehasst). In Schumachers ursprünglicher Vision wurden Bruce Wayne jedoch deutlich mehr Screentime und Charakterentwicklung eingeräumt.

Dass es eine längere Version gab, ist kein Geheimnis, und bereits vor drei Jahren wurde eine erfolglose Petition an Warner Bros. gestartet, mit der Bitte, diese zum 25. Jubiläum des Films (das wäre dieses Jahr) zu veröffentlichen. Nach Schumachers Tod hat Drehbuchautor Marc Bernardin ("Castle Rock") das Interesse an der Langfassung wieder entfacht, als er über Twitter schrieb, er wisse aus guten Quellen, dass eine 170 Minuten lange Version des Films existiert. Allerdings wisse Warner Bros. nicht, ob Interesse an dieser düsteren und ernsten Version überhaupt besteht, weshalb es auch keine Pläne gebe, diese zu veröffentlichen.

Mit 129 Minuten Laufzeit war Batman Forever bereits der längste der der Batman-Filme vor Nolans Trilogie. Die Langfassung würde aber rund 40 zusätzliche Minuten Laufzeit bedeuten und den längsten Batman-Solo-Film überhaupt. Doch ist an Bernardins Aussage was dran?

Offenbar ja. Branchenblatt Variety hat nachgeforscht und berichtet, dass Schumacher tatsächlich eine deutlich längere Filmversion zusammengestellt hat, die jedoch für die Kinoveröffentlichung erheblich gekürzt wurde. So eröffnete der Film ursprünglich mit dem Ausbruch von Two-Face aus Arkham und enthielt eine längere Szene, in der Riddler in die Batcave einbricht und seinen Gehstock als Waffe nutzt. Der Großteil der neuen Szenen soll sich jedoch mit emotionalen und psychischen Problemen von Bruce Wayne und seinem Trauma über den Verlust seiner Eltern beschäftigt haben. In einer Szene begegnet Wayne in einer Vision einer menschengroßen Fledermaus.

Rund 14 Minuten von diesem gekürzten Material wurden als entfernte Szenen der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung des Films beigefügt, die einen Eindruck davon vermitteln, wie der Film ursprünglich war. Die Riesen-Fledermaus-Szene könnt Ihr als Beispiel unten sehen:

Variety hat mit Vertretern des Studios gesprochen, die bestätigt haben, dass es aktuell keine Gespräche über die Veröffentlichung der Langfassung gibt. Darüber hinaus wisse man nicht einmal, ob das Filmmaterial überhaupt noch bis heute intakt geblieben ist. Bernardin beteuert wiederum, dass im Gegensatz zu Zack Snyder’s Justice League Schumachers Langfassung von Batman Forever nicht annähernd so viel Aufwand erfordern würde, um fertiggestellt zu werden.

Die zweijährige #ReleaseTheSnyderCut-Kampagne der Fans wurde letztendlich mit Erfolg belohnt und HBO Max wird Snyders Vision des Films nächstes Jahr veröffentlichen. Auch David Ayer pocht immer mehr auf die Chance, seine Version von Suicide Squad herauszubringen. Letztlich liegt es an dem Interesse und dem Engagement der Fans, ob auch Batman Forever irgendwann in einer längeren Version erscheinen wird. Für HBO Max wäre das sicherlich ein weiteres, möglicherwiese unkompliziertes Verkaufsargument, wenn sie diese Fassung exklusiv veröffentlichen würden. Alles wird vermutlich davon abhängen, wie sehr Zack Snyder’s Justice League nächstes Jahr einschlagen und Abozahlen ankurbeln wird.

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