Links: Freddie Prinze Jr. in Eine wie keine (1999) © Miramax
Rechts: Joaquin Phoenix in Gladiator (2000) © Universal Pictures
Quelle: Empire
Im Februar (gefühlt aber vor einem Jahr) hat Joaquin Phoenix für seine Tour-de-Force-Performance als Joker einen Oscar gewonnen, und ist nach Heath Ledger zum zweiten Schauspieler geworden, der für die Rolle des berühmten DC-Comicschurken mit dem Goldjungen ausgezeichnet worden ist. Es war Phoenix' erste Comicverfilmung, wenn man sie so bezeichnen mag, denn wirklich viel hatte der Film mit den Comics auch nicht zu tun.
Über die Jahre wurden dem Ausnahmetalent jedoch einige Rollen als Comicheld angeboten, darunter beispielsweise die des Doctor Strange. Er wollte sich jedoch nicht direkt für eine mehrteilige Filmreihe verpflichten, was bei Marvel natürlich ein Muss gewesen wäre. Noch viel früher in seiner Karriere war er sogar ein Kandidat für den Part von Jokers Gegenspieler Batman – jedenfalls wenn es nach Darren Aronofsky gegangen wäre. Darren Aronofskys gescheiterte Adaption von Frank Millers "Year One" ist inzwischen Stoff von Hollywood-Legenden. Nach der Blamage mit Batman & Robin wollte Warner Batman neu erfinden, damit er von den Kinogängern wieder ernstgenommen werden konnte. Dafür verpflichtete das Studio den erst 31-jährigen Darren Aronofsky kurz nach seinem verstörenden Drogenfilm Requiem for a Dream. Ich bin nicht sicher, was sie genau erwartet haben, doch Aronofskys Ideen waren Warner dann doch etwas zu düster und realitätsnah, sodass das Projekt letztlich durchgefallen ist.
Es ist auch lange schon bekannt, dass Aronofsky unbedingt Joaquin Phoenix für die Hauptrolle als Bruce Wayne haben wollte. Der Schauspieler wurde kurz zuvor für Gladiator für einen Oscar nominiert und beeindruckte Aronofsky mit seinem intensiven Spiel. Jetzt enthüllte der Filmemacher in einem Interview, dass das Studio fundamental andere Casting-Vorstellungen hatte: (aus dem Englischen)
Das Studio wollte Freddie Prinze Jr. und ich wollte Joaquin Phoenix. Ich weiß noch, wie ich dachte: "Uh oh, wir machen zwei unterschiedliche Filme hier." Es ist eine wahre Geschichte. Es war eine andere Zeit. Der Batman, den ich geschrieben habe, war eine andere Art Film als das, was sie letztlich gemacht haben.
Ja, Freddie Prinze Jr. war offenbar Warners Wunschkandidat für die Batman-Rolle. Damit wird auch klar, was das Studio von dem Batman-Film wollte. In den späten 90ern und frühen 2000ern war Freddie Prinze Jr. dank Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Eine wie keine und Boys, Girls & a Kiss ein großer Mädchenschwarm, aber nicht unbedingt jemand, den ich als einen vielseitigen Schauspieler bezeichnet hätte. Das war für Warner aber scheinbar nachrangig und da ist es kein Wunder, dass sie auch mit der gesamten Vision von Aronofsky nicht warm geworden sind. Er wollte nämlich einen Batman-Film drehen, der noch düsterer gewesen wäre als Christopher Nolans Batman Begins einige Jahre später. Aronofsky schrieb die erste Drehbuchfassung, wollte aber, dass Frank Miller mit ihm an dem Skript zusammenarbeitet. So erklärt er:
Es war großartig, weil ich ein Riesenfan seiner Graphic Novels war, sodass einfach die Gelegenheit, ihn damals zu treffen, aufregend war. Der Batman-Film, der vor mir herauskam, war Batman & Robin, der berühmte mit den Nippeln auf dem Batsuit. Also habe ich wirklich versucht, das wieder auf den Kopf zu stellen und neu zu erfinden. Das war mein Gedankengang.
Aronofskys Film hätte Referenzen an die Siebziger-Klassiker Brennpunkt Brooklyn und Taxi Driver enthalten. Das ist ein wenig ironisch, wenn man bedenkt, wie ausgiebig sich der neue Joker bei Taxi Driver bedient hat. Aber es war wirklich eine andere Zeit, und ultradüster und extrem bodenständig war damals noch nicht angesagt.
Vor einigen Jahren sind Details aus Aronofskys "Year One"-Drehbuch durchgesickert und seine Version hätte die Fans definitiv polarisiert. So verliert Bruce in seinem Skript nach dem Mord an seinen Eltern sein Vermögen und wird obdachlos. Er bereist nicht die Welt, sondern liest viele Bücher und lernt sich so unterschiedliche Fähigkeiten an. Im Kampf hätte Batman bei Aronofsky vor allem auf chemische Waffen zurückgegriffen. Anstelle von Alfred gibt es in dem Film Little Al, einen Afro-Amerikaner, der einen Autowerkstatt betreibt und zu Bruces Mentor wird. Das Batmobil wäre ein in Little Als Garage umgebautes Lincoln Continental. Batmans Batcave wäre in einer verlassenen U-Bahn-Station. Gordon sollte als suizidal dargestellt werden. Da hätten die Zuschauer wirklich Einiges zum Verdauen gehabt.
Aber wie wir natürlich wissen, ist daraus nichts geworden. Aronofsky und Franchise-Produktionen passen einfach nicht zusammen. In den Jahren darauf war er im Gespräch für das RoboCop-Reboot, und später für den zweiten Wolverine-Film mit Hugh Jackman. Auch diese beiden Projekte scheiterten an kreativen Differenzen. Es ist wohl besser, wenn Aronofskys bei seinen Originalfilmen bleibt, die ihm eine möglichst große künstlerische Entfaltung ermöglichen.
Hättet Ihr Euch Freddie Prinze Jr. als Bruce Wayne bzw. Batman vorstellen können?