Oscarprämierter Regisseur Bernardo Bertolucci ist tot

Bernardo Bertolucci, der Regisseur des neunfach oscarprämierten Historienepos Der letzte Kaiser, starb heute Morgen in Rom im Alter von 77. Er litt an einer Krebserkrankung.

In kürzester Zeit hat die Filmwelt zwei Visionäre und Pioniere verloren. Erst vor drei Tagen starb der britische Filmemacher Nicolas Roeg (Wenn die Gondeln Trauer tragen).

Bertolucci gehörte zu den größten Auteuren des modernen italienischen Kinos. Geprägt wurde er von einem anderen großen italienischen Regisseur, Pier Paolo Pasolini (120 Tage von Sodom). Bertoluccis Karriere begann im Alter von 20 als Pasolinis Assistent bei seinem Regiedebüt. Wie Pasolini, war auch Bertolucci ein Dichter. Der Einfluss Pasolinis ist an Bertoluccis Hang zu kontroversen, kompromisslos dargestellten Themen gut erkennbar.

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Erste internationale Anerkennung erhielt Bertolucci für Der große Irrtum (OT: Il conformista). Der Film von 1970 brachte ihm eine Oscarnominierung als Drehbuchautor ein. Der große weltweite Durchbruch kam nur zwei Jahre später mit Der letzte Tango in Paris (OT: Last Tango in Paris) mit Marlon Brando und Maria Schneider. Die für ihre Zeit äußerst expliziten Sexszenen, einschließlich der inzwischen berüchtigten und umstrittenen Butterszene, erregten insbesondere in den USA die Gemüter der Zuschauer und der Zensoren. Doch sex sells: der Skandalfilm wurde zu einem Riesenerfolg, brachte Bertolucci eine Regie-Nominierung bei den Oscars ein und öffnete ihm viele Türen. Er ermöglichte ihm die Produktion des fünfstündigen Monumentalfilms 1900, der hierzulande in zwei Teilen in die Kinos kam. Doch trotz seiner großen Besetzung, zu der Burt Lancaster, Robert De Niro und Gérard Depardieu gehörten, enttäuschte 1900 die Kritiker und an den Kinokassen.

Obwohl er danach noch einige kleinere Filme drehte, feierte Bertolucci erst elf Jahre später mit Der letzte Kaiser (OT: The Last Emperor) sein furioses Comeback. Der Film über den letzten Kaiser von China war die erste Filmproduktion überhaupt, die von der chinesischen Regierung die Erlaubnis erhielt, in der Verbotenen Stadt zu drehen. Der üppig ausgestattete Historienfilm wurde für neun Oscars nominiert und gewann jeden einzelnen davon. Er bleibt der unumstrittene Höhepunkt von Bertoluccis Karriere.

Einen weiteren Ausflug in den fernen Osten machte Bertolucci 1995 mit Little Buddha, in dem Keanu Reeves und Bridget Fonda mitspielten. Der Film floppte jedoch gnadenlos an den Kinokassen.

Dass er immer noch die Gemüter erhitzen konnte, zeigte Bertolucci 2003 mit dem Erotikdrama Die Träumer (OT: The Dreamers), der in den USA die selten vergebene höchste Altersfreigabe NC-17 erhielt. Die hinreißende Eva Green feierte in Die Träumer ihr Filmdebüt.

Bertoluccis letzter Film war Ich und Du (OT: Io e te) vor sechs Jahren. Mit dem Drama schloss sich gewissermaßen ein Kreis für ihn, denn es war sein erster Film seit über 30 Jahren, den er wieder in italienischer Sprache gedreht hat.

Viele moderne italienische Regisseure wurden von Bertolucci beeinflusst, nicht zuletzt Luca Guadagnino (Call Me By Your Name, Suspiria), der Bertolucci als seinen Mentor beizeichnet hat.

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