Links: Dan Stevens in Ich bin dein Mensch © 2021 Majestic Filmverleih
Mitte: Noomi Rapace in Lamb © 2021 A24/Koch Films
Rechts: Hidetoshi Nishijima in Drive My Car © 2021 Rapid Eye Movies
Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, deren Mitglieder jedes Jahr die Oscar-Nominees und -Sieger per Abstimmung wählen, hat die "Shortlist", also die Vorauswahl, in der kürzlich von "Bester fremdsprachiger Film" in "Bester internationaler Film" umbenannten Kategorie enthüllt. Von insgesamt 92 Ländern, die dieses Jahr jeweils einen Film eingereicht haben, sind noch 15 weiter im Rennen. Im Gegensatz zum früheren Auswahlprozess, an dem lediglich ausgewählte Academy-Mitglieder sowie ein gesondertes Komitee beteiligt waren, steht es seit zwei Jahren allen Academy-Mitgliedern offen, bei der Vorauswahl abzustimmen. Die Voraussetzung dabei ist, dass sie eine bestimmte Mindestzahl an Einreichungen gesehen haben mussten. Auch zur Abstimmung über die fünf finalen Anwärter sind alle Oscar-Wähler eingeladen, sie müssen jedoch alle 15 Filme von der Shortlist gesehen haben. Die fünf final nominierten Filme werden zusammen mit allen anderen Oscarnominierungen am 8.02.2022 bekanntgegeben werden.
Erstmals seit Werk ohne Autor vor drei Jahren hat es auch die deutsche Einreichung in die Vorauswahl geschafft, die charmante Sci-Fi-Tragikomödie Ich bin dein Mensch, die kürzlich bereits ihre Free-TV-Premiere feierte. Bei Werk ohne Autor klappte es später sogar mit der tatsächlichen Nominierung. Ob es auch bei Ich bin dein Mensch so weit kommen wird, ist angesichts der starken Konkurrenz eher fraglich. Mehrere gefeierte Schwergewichte haben es in die Vorauswahl geschafft, darunter der japanische Drive My Car, der aktuell als Favorit für die Auszeichnung gilt und bereits zahlreiche Preise abgeräumt hat. Auch Asghar Farhadis A Hero ist weiter dabei. Farhadi hat mit seinen Filmen Nader und Simin – Eine Trennung und The Salesman bereits zwei Oscars für Iran gewonnen. Ein weiterer heißer Anwärter ist Paolo Sorrentinos sehr persönlicher Film The Hand of God aus Italien, den Netflix produziert hat. Sorrentino gewann mit La Grande Bellezza – Die große Schönheit 2014 den Auslands-Oscar. Mit insgesamt 14 Siegen ist Italien der Spitzeneiter in der Auslands-Oscar-Kategorie. Weitere potenzielle Favoriten sind The Good Boss aus Spanien mit Javier Bardem in der Hauptrolle, Norwegens The Worst Person in the World von Joachim Trier sowie Dänemarks Flee, der gleichzeitig auch als Animationsfilm und als Dokumentarfilm im Rennen ist.
Erstmals überhaupt haben es Kosovo, Bhutan und Panama in die Vorauswahl geschafft, wobei dem kosovarischen Hive auch gute Nominierungschancen zugerechnet werden. Die vermutlich größte Überraschung der Vorauswahl ist das Fehlen des Cannes-Siegers Titane, der von Frankreich eingereicht wurde. Es ist das erste Mal seit 2015, dass ein nicht-englischsprachiger Sieger der Goldenen Palme später nicht bei den Oscars nominiert sein wird. Dass die Wähler bizarren, genreübergreifenden Stoffen dennoch nicht abgeneigt sind, zeigt die Wahl des isländischen Horrordramas Lamb.
Unten findet Ihr die komplette Vorauswahl: