Links: The Lobster © 2015 Film4 Productions
Mitte: Deadpool © 2016 20th Century Fox
Rechts: Hell or High Water © 2016 Lionsgate
Quelle: American Cinema Editors
Zu den wichtigsten Industriepreisen außerhalb der großen Vier (Gewerkschaften der Schauspieler, Regisseure, Produzenten und Drehbuchautoren) gehören während der jährlichen Oscar-Saison die Eddies. Dabei handelt es sich um seit 1962 verliehene Auszeichnungen der American Cinema Editors (ACE), des offiziellen Verbands für Filmeditoren bzw. Cutter. Sie gehören zu den ältesten technischen Filmpreisen, die innerhalb der Industrie vergeben werden, und unterscheiden seit 1999 zwischen den Unterkategorien "Drama" und "Komödie/Musical".
Die Eddies sind insofern sehr relevante Indikatoren der Oscar-Chancen, als dass sie nicht nur die Kategorie "Bester Schnitt" bei den Oscars sehr gut vorhersagen, sondern auch bestimmend sind bei den Chancen eines Films, den Oscar als "Bester Film" zu gewinnen. Als Spotlight vergangenes Jahr den Hauptpreis bei den Oscars gewann, war es der erste Film seit Miss Daisy und ihr Chauffeur vor über 25 Jahren, dem dies ohne eine vorherige Eddie-Nominierung gelang. Allerdings war Spotlight immerhin für seinen Schnitt bei den Oscars nominiert. Birdman ist der einzige Film in den letzten 35 Jahren, der den Oscar in der Königsklasse gewann, ohne eine Oscarnominierung für seinen Schnitt erhalten zu haben. Insofern wird es schnell sehr deutlich, wie wichtig der Schnitt für einen Film ist.
Seit bei den Eddies zwischen "Drama" und "Komödie/Musical" unterschieden wird, haben nur vier Filme (von 17) den Schnitt-Oscar gewonnen, ohne zuvor einen Eddie gewonnen zu haben – Traffic, Verblendung, Gravity und Whiplash.
Fasst man die Statistik zusammen, kann man zwei Schlüsse ziehen: unter den zehn nominierten Filmen befindet sich dieses Jahr höchstwahrscheinlich der spätere "Bester Film"-Gewinner bei den Oscars und einer der besten Eddie-Gewinner hier wird aller Wahrscheinlichkeit nach später auch bei den Oscars für seinen Schnitt prämiert werden. In beiden Fällen tippe ich auf La La Land, der es dem letzten vielfach prämierten Musical, Chicago, gleichtun sollte.
Unten findet Ihr alle diesjährigen Nominierungen. Die Auszeichnungen werden am 27. January, drei Tage nach der Bekanntgabe der Oscarnominierungen, verliehen werden:
Bester Schnitt in einem Drama
Arrival
Hacksaw Ridge
Hell or High Water
Manchester by the Sea
Moonlight
Bester Schnitt in einer Komödie/einem Musical
Deadpool
Hail, Caesar!
The Jungle Book
La La Land
The Lobster
Bester Schnitt in einem Dokumentarfilm
The 13th
Amanda Knox
The Beatles: Eight Days a Week
O.J.: Made in America
Weiner
Bester Schnitt in einem Animationsfilm
Kubo – Der tapfere Samurai
Vaiana
Zoomania
Wie man sehen kann, hat Deadpool schon wieder im Zusammenhang mit dem Oscar-Rennen von sich hören lassen. Man kann schon gespannt sein, ob und wie viele Oscarnominierungen die beliebte Comicverfilmung einheimsen wird. Große Überraschungen gab es seitens der Nominees kaum. An die ständige Abwesenheit von Martin Scorseses Silence, dem im Vorfeld große Oscarchancen zugerechnet wurden, hat man sich ja mittlerweile gewöhnt.