Links: Dunkirk © 2017 Warner Bros. Pictures
Rechts: Baby Driver © 2017 Sony Pictures
Quelle: American Cinema Editors
Wir haben im Laufe der aktuellen Oscar-Saison schon viele Kritikerpreise mitverfolgt, doch obwohl sie die Stimmung und die Tendenz ganz gut wiedergeben, sind die Industriepreise, die von verschiedenen Gewerkschaften und Verbänden der Filmindustrie verliehen werden, entscheidend. Von diesen meldete sich im Dezember lediglich die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild zu Wort, deren Ensemble-Nominierungen stark mit der Oscarkategorie "Bester Film" korrelieren. Im Januar werden zahlreiche weitere Industrieverbände ihre Nominierungen für die besten Leistungen im jeweiligen Feld bekanntgeben.
Den Anfang macht American Cinema Editors (ACE), ein 1950 gegründeter Verband von Filmeditoren bzw. -cuttern. Seit 1962 verleiht ACE die Eddies, Preise für den besten Filmschnitt. Diese gehören zu den ältesten Industrieauszeichnungen und existieren deutlich länger als die SAG Awards oder die Preise der Produzentengewerkschaft PGA.
Seit 1999 unterscheidet ACE, wie die Golden Globes, zwischen den Subkategorien "Drama" und "Komödie/Musical", sodass jährlich zehn Filme nominiert werden. Darüber hinaus werden Animationsfilme und Dokumentarfilme separat nominiert.
Die Eddies gehören zu den relevantesten technischen Preisen, die während der Oscar-Saison verliehen werden, denn keine andere technische Kategorie korreliert so stark mit den "Bester Film"-Chancen eines Anwärters wie der Schnitt. Als Spotlight vorletztes Jahr den Oscar gewann, war es der erste Film seit Miss Daisy und ihr Chauffeur, der dies ohne eine Eddie-Nominierung geschafft hat. Allerdings waren beide bei den Oscars für ihren Schnitt nominiert. Birdman ist der einzige Film in den letzten 36 (!) Jahren, der den "Bester Film"-Oscar ohne eine Schnittnominierung bei den Oscars gewonnen hat, er hatte aber zuvor eine Eddie-Nominierung. Robert Redfords Eine ganze normale Familie (1980) ist der letzte Film, der bei den Oscars in der Königsklasse gewonnen hat, ohne dort oder vom ACE für seinen Schnitt nominiert gewesen zu sein. Ihr merkt, wie wichtig diese Kategorie ist.
Letztes Jahr waren alle fünf späteren "Bester Schnitt"-Oscar-Nominees zuvor für einen Eddie nominiert. Das ist auch dieses Jahr nicht unwahrscheinlich, denn alle wahrscheinlichen Kandidaten haben es auf die Liste geschafft. Ungewöhnlich stark ist die Konkurrenz dieses Jahr in der "Komödie/Musical"-Kategorie, in die sowohl Baby Driver als auch Get Out, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri und Lady Bird reingerutscht sind. Die letzten drei sind drei große Oscarhoffnungen und Baby Driver hat im Vorfeld die meisten Schnittpreise abgeräumt. Auch I, Tonya in der Kategorie hat schon einige Schnittpreise gewonnen.
Unter den Drama-Nominees hat es Aaron Sorkins Regiedebüt Molly’s Game überraschend unter die Nominees geschafft. Der technikstarke Blade Runner 2049 wurde ebenfalls nominiert. Die komplette Liste der Nominees findet Ihr unten:
Bester Schnitt in einem Drama
Blade Runner 2049
Dunkirk
Molly’s Game
Die Verlegerin
Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Bester Schnitt in einer Komödie/einem Musical
Baby Driver
Lady Bird
Get Out
I, Tonya
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Bester Schnitt in einem Dokumentarfilm
Jane
Joan Didion: The Center Will Not Hold
LA 92
Cries from Syria
Bester Schnitt in einem Animationsfilm
Coco
Ich – Einfach unverbesserlich 3
The LEGO Batman Movie
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Von den großen Oscarkandidaten verfehlten lediglich The Big Sick, The Florida Project und Call Me By Your Name die Liste, doch keiner der drei Filme ist in puncto Schnitt besonders bemerkenswert.
Die Gewinner der Eddie-Awards 2018 werden am 26. Januar bekanntgegeben werden. Aktuell gehe ich von Dunkirk und Baby Driver als wahrscheinlichsten Preisträgern aus.