Links: Robert Pattinson in The Batman © 2022 Warner Bros. Pictures
Mitte: Angela Bassett in Black Panther: Wakanda Forever © 2022 Marvel Studios
Rechts: Im Westen nichts Neues © 2022 Netflix
Quelle: Art Directors Guild
Das Oscar-Rennen hat die nächste Phase erreicht. Die meisten Kritikerverbände haben ihre Auszeichnungen vergeben und so interessant und spannend war ihnen zu folgen, so werden die nächsten Wochen im Hinblick auf die Oscars deutlich aufschlussreicher sein, denn nun melden sich einzelne Industrieverbände und -gewerkschaften zum Wort und im Gegensatz zu den Journalistengruppen, die die Kritikerpreise vergeben, weisen sie eine Überlappung mit den tatsächlichen Oscar-Wählern auf. Wer also bei den Nominierungen und letztlich auch den Auszeichnungen der Industriepreise gut abschneidet, ist bei den Oscars zumindest gut aufgestellt. Dabei sind die einzelnen Gewerkschaften und Verbände natürlich branchenspezifisch, sodass ihre Preise hauptsächlich als Prädiktoren für die jeweilige Oscarkategorie dienen. Aber auch in der Summe können Industriepreise aufzeigen, wenn ein Film große Unterstützung in Hollywood über die Branchen hinweg genießt.
Die Art Directors Guild (ADG) hat als eine der ersten Industriegewerkschaften in dieser Oscar-Saison ihre Nominierungen bekanntgegeben. Die ADG ist die US-amerikanische Gewerkschaft von Szenenbildnern in der Film- und Fernsehindustrie. Sie zählt fast 3000 Mitglieder und wird dieses Jahr zum 27. Mal ihre Auszeichnungen für die besten Leistungen beim Szenenbild im vergangenen Jahr verleihen. Um den unterschiedlichen Anforderungen jeweiliger Genres gerecht zu werden, gibt es seit 2006 bei den ADG Awards die Aufteilung zwischen den historischen, zeitgenössischen und Fantasyfilmen. Darüber hinaus kürzlich noch eine Kategorie für Animationsfilme hinzu, sodass die ADG jährlich rund 20 Filme, fünf pro Kategorie, nominiert.
Weil dadurch deutlich mehr Filme abgedeckt werden als bei den Oscars, die lediglich eine Szenenbild-Kategorie mit fünf Slots haben, sind bei den ADG-Nominierungen meist alle späteren Oscarkandidaten in der Kategorie repräsentiert. In den letzten sieben Jahren gab es nur zwei Filme, die ohne vorige ADG-Nominierung für ihr Szenenbild bei den Oscars nominiert wurden: The Power of the Dog letztes Jahr und The Father vorletztes Jahr. Die Überschneidung zwischen den Siegern der ADG Awards und dem Oscar für das "Beste Szenenbild" ist ebenfalls sehr groß. Lincoln, Alice im Wunderland, Sweeney Todd, Aviator, Chicago, Tiger and Dragon und Hinter dem Horizont sind die einzigen Filme seit 1996, die den Szenenbild-Oscar gewonnen haben, ohne zuvor von der ADG ausgezeichnet worden zu sein. Letztes Jahr gewannen Keine Zeit zu sterben, Dune, Nightmare Alley und Encanto die ADG Awards in den vier Kategorien, der Oscar ging später an Dune.
Die diesjährigen ADG-Nominierungen halten keine großen Überraschungen parat und ich gehe davon aus, dass sich alle fünf späteren Oscar-Nominees in der Kategorie in den drei Realfilm-Kategorien finden. Höchstens The Banshees of Inisherin könnte noch überraschen und sich bei den Oscars einschleichen. Doctor Strange in the Multiverse of Madness hat es nicht unter die Nominierungen geschafft, obwohl sein Vorgänger nominiert war, doch die Konkurrenz in der Fantasy-Kategorie war diesmal echt groß. Ansonsten sind Favoriten wie Im Westen nichts Neues, Black Panther: Wakanda Forever, Babylon, Avatar: The Way of Water und Elvis unter den ADG-Nominees:
Bestes Szenenbild in einem historischen Film
Im Westen nichts Neues
Babylon – Rausch der Ekstase
Elvis
Die Fabelmans
Weißes Rauschen
Bestes Szenenbild in einem Fantasyfilm
Avatar: The Way of Water
The Batman
Black Panther: Wakanda Forever
Everything Everywhere All at Once
Nope
Bestes Szenenbild in einem zeitgenössischen Film
Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten
Bullet Train
Glass Onion: A Knives Out Mystery
Tár
Top Gun: Maverick
Bestes Szenenbild in einem Animationsfilm
Guillermo del Toros Pinocchio
Lightyear
Marcel the Shell with Shoes On
Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch
Rot
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Welche davon werden wohl auch bei den Oscars nominiert werden? Da die Academy Kriegsfilme in technischen Kategorien liebt, dürfte Im Westen nichts Neues es schaffen. Baz Luhrmanns Moulin Rouge und Der große Gatsby haben den Szenenbild-Oscar gewonnen und Elvis wird mindestens eine Nominierung in der Kategorie ergattern. Avatar: The Way of Water ist auch eine recht sichere Nummer, nachdem der Vorgängerfilm den Oscar in der Kategorie gewonnen hat. Das war auch beim ersten Black Panther der Fall, sodass Wakanda Forever ebenfalls gute Chancen hat. Der letzte Slot könnte an Damien Chazelles Babylon gehen oder aber auch an Matt Reeves' The Batman. Beide wären verdiente Kandidaten. In zwei Wochen werden wir es erfahren. Die ADG wird derweil die Sieger am 18. Februar küren.