Betty White in "Young & Hungry" © 2017 Disney Enterprises, Inc.
Quelle: Deadline
Das letzte Golden Girl ist von uns gegangen.
Kurz vor Schluss hat 2021 uns einen letzten herben Schlag verpasst: US-Komikerin Betty White, am besten bekannt als Rose Nylund aus der Achtziger-Comedyserie "Golden Girls", ist am Freitag im Alter von 99 bei sich zu Hause gestorben. Das hat ihr Agent Jeff Witjas mitgeteilt. Am 17. Januar hätte White ihren 100. Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass wurde bereits der Dokumentarfilm Betty White: 100 Years Young produziert, der trotz des Todes der Schauspielerin wie geplant an ihrem Geburtstag im Januar einen Abend lang in US-Kinos gezeigt wird. Erst vor wenigen Tagen schrieb White noch über Twitter mit Vorfreude auf ihr großes Jubiläum, das sie leider doch nicht erleben durfte.
https://twitter.com/BettyMWhite/status/1475880716525211651
Betty White war eine Legende des Showgeschäfts und eine Vorreiterin der Frauen-Gleichstellung in Hollywood. Die 1922 in Illinois geborene White plante eigentlich schon Anfang der Vierziger ins Entertainment-Geschäft einzusteigen, doch als der Zweite Weltkrieg USA erreicht hatte, meldete sie sich freiwillig für die Unterstützung der Truppen. Sie fuhr Vorräte in Militärlager und unterhielt als Tänzerin neue Rekruten, bevor sie ihren Dienst in der Übersee antraten.
Nach Kriegsende ging White schließlich nach Hollywood, kassierte aber zunächst viele Absagen, weil sie nicht fotogen genug gewesen sei. White arbeitete zunächst im Radio und nahm kleine Rollen in Fernsehserien und in Werbespots an, um über die Runden zu kommen. Erst 1949 konnte sie endlich Fuß im Fernsehen fassen unmd erhielt 1951 bereits ihre erste Emmy-Nominierung von vielen für die Variety-Talkshow "Hollywood on Television".
Whites Sketche aus "Hollywood on Television" kamen so gut an, dass sie 1955 eine eigene Produktionsfirma gründete und mit dieser als eine der ersten Frauen überhaupt eine Sitcom selbst produzierte, "Life With Elizabeth", in der sie auch die Hauptrolle gespielt hat. Mit Betty Turbiville hatte die Serie auch eine weibliche Regisseurin, was damals ebenfalls eine Seltenheit war. "Life with Elizabeth" lief zwei Staffeln und 65 Folgen lang von 1953 bis 1955 und brachte White ihren ersten Emmy ein. Im Laufe ihrer acht Jahrzehnte umspannenden Karriere im Kino und Fernsehen gewann White insgesamt acht Emmys, darunter einen Ehren-Emmy für ihr Lebenswerk.
Ihr Filmdebüt feierte White 1962 im Politdrama Sturm über Washington (OT: Advise and Consent). Obwohl die Performance gut angekommen ist, vergingen mehr als 20 Jahre bis Whites nächster Filmrolle. In der Zwischenzeit feierte sie jedoch große Erfolge im Fernsehen. Als Sue Ann Nivens spielte sie von 1973 bis 1977 in der erfolgreichen Sitcom "Mary Tyler Moore" mit und wurde für ihre Rolle mit zwei Nebendarstellerin-Emmys ausgezeichnet. Zwischen den Sechzigern und den Achtzgern war White außerdem regelmäßiger Gast zahlreicher Talk- und Gameshows. Ihre Sternstunde kam letztlich mit der Besetzung in "Golden Girls", die zu einer der beliebtesten Sitcoms ihrer Zeit wurde. Als naive Witwe Rose gewann White 1986 ihren ersten und einzigen Hauptdarstellerin-Emmy. Die Serie lief von 1985 bis Bea Arthurs Ausstieg 1992. White spielte daraufhin im kurzlebigen Spin-off "Golden Palace" mit.
Nach ihrer Zeit als Rose Nyland trat White in zahlreichen Serien als Neben- oder Gastdarstellerin auf, darunter in "Boston Legal", "Die wilden Siebziger" ("That 70s Show"), "Ally McBeal", "Alles Betty!" (OT: "Ugly Betty"), "Community", "30 Rock", "Bones – Die Knochenjägerin" und "My Name is Earl". Zwischen 2006 und 2009 trat sie auch in der erfolgreichen Soap "Reich und Schön" (OT: "The Bold and the Beautiful") auf. Im Kino war sie auch immer wieder zu sehen, in Filmen wie Lake Placid, Hard Rain und Haus über Kopf (OT: Bringing Down the House). Einen neuen Aufschwung gab ihrer Karriere ihr lustiger Auftritt neben Sandra Bullock in der romantischen Komödie Selbst ist die Braut (OT: The Proposal), der zu einem Riesenhit an den Kinokassen wurde. Darauf folgte Whites Besetzung in einer Hauptrolle in der Comedyserie "Hot in Cleveland", von der zwischen 2010 und 2015 sechs Staffeln aus 128 Folgen produziert wurden. Auch für diese Serie erhielt White eine Emmy-Nominierung.
Neben ihrem großen Erfolg in Hollywood engagierte sich White privat für den Tierschutz, schrieb mehrere Bücher und war eine starke Verfechterin der LGBT-Rechte. Die Welt hat nicht nur eine großartige Entertainerin und Comedy-Ikone, sondern eine aufrichtig tolle Frau verloren.