Ich komme heutzutage zwar nur noch selten dazu, ausführliche Filmkritiken zu schreiben, doch wenn ich Euch einen aktuellen uneingeschränkten Kino-Filmtipp geben kann, dann ist es Ryan Cooglers Südstaaten-Horrorfilm Blood & Sinners, der seit letzter Woche in unseren Kinos läuft und ein früher Anwärter auf den besten Film des Jahres ist. Hier stimmt einfach alles, von den Schauspielern über die Inszenierung bis zur Atmosphäre, die so dicht ist, dass man sie fast schneiden kann. Wer From Dusk Till Dawn, John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt oder Blues-Musik mag, sollte den Film auf keinen Fall verpassen und mit dem Kauf eines Kinotickets ein Zeichen der Unterstützung für originelle Filme aus Hollywood setzen.
Wenn Blood & Sinners eins bewiesen hat – abgesehen von Michael B. Jordans unglaublicher Wandlungsfähigkeit – dann ist es, dass Ryan Coogler einer der besten Filmemacher seiner Generation ist. Es ist sein fünfter Film und jeder der fünf war ein Volltreffer. Sein Regiedebüt feierte er mit dem beklemmenden Drama Nächster Halt: Fruitvale Station. Mit seiner zweiten Regiearbeit Creed – Rocky’s Legacy hauchte er dem totgeglaubten Rocky-Franchise neues Leben ein und schenkte uns eine der besten Performances von Sylvester Stallones Karriere. Seine brillantes MCU-Spektakel Black Panther wurde zu einem kulturellen Zeitgeist-Phänomen, spielte mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar ein und wurde zur erste Comicverfilmung überhaupt, die als bester Film bei den Oscars nominiert wurde.
Coogler kehrte für die Fortsetzung Black Panther: Wakanda Forever, nicht ahnend, dass sein Hauptdarsteller todkrank war und vor Drehbeginn sterben würde. Coogler zog damit ein schweres Los, um das man keinen Filmemacher beneiden würde. Sein bereits geschriebenes Drehbuch zum Black-Panther-Sequel mit Chadwick Bosemans T’Challa als Hauptfigur musste er verwerfen und von vorne anfangen. Unter diesen widrigen Umständen gelang ihm dennoch ein Sequel, das für fünf Oscars nominiert wurde und als einer der besten Filme von Marvels polarisierender Multiverse Saga gilt.
Ohne Boseman war der Hype um Wakanda Forever nicht mehr ganz so groß wie um den ersten Black Panther, nichtsdestotrotz spielte die Fortsetzung fast 860 Millionen US-Dollar weltweit ein und ist damit einer der erfolgreichsten MCU-Filme seit dem Ende der Infinity Saga. Dass ein dritter Black-Panther-Film früher oder später kommen würde, lag auf der Hand, doch während sich die nächsten Phasen der Multiverse Saga füllten, kündigte Marvel einen neuen Black-Panther-Streifen zunächst nicht an. Erst letztes Jahr hat sich Denzel Washington in einem Interview verplappert, dass Coogler eine Rolle für ihn in Black Panther 3 schreibt. Daraufhin wurde der Film von Marvel offiziell bestätigt.
Wann Black Panther 3 kommen wird, hängt letztlich von Coogler ab. In einem Interview mit dem Branchenblatt Deadline begründete er die Entscheidung, Blood & Sinners Black Panther 3 vorzuziehen, damit, dass er noch nie einen wirklich persönlichen Film gedreht hat. Fruitvale Station basierte auf einer wahren Geschichte, Creed war als Rocky-Spin-Off nicht seine Schöpfung und die Black-Panther-Filme, so sehr sie ihm am Herzen liegen, waren letztlich Auftragsarbeiten und Teil der Marvel-Maschine. Blood & Sinners hat er hingegen seinem Onkel aus Mississippi gewidmet.
Doch jetzt ist der Film raus und Coogler kann seine Aufmerksamkeit wieder dem Marvel-Sequel widmet. Bei einem Podcast antwortete er auf die Frage, wie lange wir denn noch auf Black Panther 3 warten müssten, lediglich mit einem vagen "nicht lange". Ich schätze, "nicht lange" ist in dem Fall relativ, denn angesichts der bisherigen Marvel-Pläne bis Avengers: Secret Wars wird Black Panther 3 frühestens im Sommer oder Herbst 2027 als Teil der nächsten MCU-Saga anlaufen.
Was Denzel Washingtons potenzielle Rolle in dem Film angeht, äußerte sich Coogler vorsichtig optimistisch: (aus dem Englischen)
Ich möchte so gerne mit Denzel zusammenarbeiten und ich hoffe, dass wir es hinkriegen werden. Ich habe jede Absicht, mit ihm an dem Film zusammenzuarbeiten und solange er interessiert ist, wird es auch dazu kommen.
Welche Rolle er für den zweifachen Oscarpreisträger im Sinn hat, ist noch streng geheim, ich würde ihn jedoch gerne als Bösewicht sehen. Bereits in Gladiator II war er als Schurke das unumstrittene Highlight des Films.
Bevor Black Panther also auf der Leinwand wieder die Krallen ausfährt, könnte es noch etwas dauern. Ein Wiedersehen mit einigen Charakteren aus den Black-Panther-Filmen wird es jedoch bereits nächstes Jahr geben: Als M’Baku und Namor wurden Winston Duke und Tenoch Huerta als Teil der Besetzung von Avengers: Doosmday angekündigt.
Quellen: Deadline, Nightcap Podcast