Argentinische Arthouse-Regisseurin erklärt, weshalb sie Black Widow für Marvel nicht inszenieren wollte

Scarlett Johansson in The First Avenger: Civil War (2016) © Walt Disney Pictures

Quelle: The Daily Pioneer

Obwohl ihr Charakter bereits in der ersten MCU-Phase vor acht Jahren in Iron Man 2 eingeführt wurde, wird Scarlett Johansson als Natasha Romanoff alias Black Widow erst in der kommenden Phase Vier endlich ihren lange überfälligen eigenen Film bekommen. Wie Konkurrent Warner Bros. bei Wonder Woman, wollte man bei Marvel unbedingt eine weibliche Regisseurin für den Black-Widow-Film und wurde mit der Cate Shortland (Somersault, Berlin Syndrom) fündig. Doch bevor die finale Wahl auf die Australierin fiel, trafen sich die Marvel-Verantwortlichen dieses Jahr mit zahlreichen Regisseurinnen, von denen viele aus dem Arthouse-Bereich kamen.

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Eine dieser Filmemacherin, die jetzt von ihrem Treffen mit Marvel offen gesprochen hat, scheint eine ganz ungewöhnliche Kandidatin gewesen zu sein. Die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel, die mitunter als "südamerikanischer Terrence Malick" bezeichnet wird und bislang eher schwer zugängliche langsame Filme inszeniert hat, wurde zu einem Treffen bei Marvel eingeladen, um über Black Widow zu sprechen. Allerdings gefiel ihr nicht, was sie dort gehört hat, wie sie beim Mumbai Film Festival verraten hat: (aus dem Englischen)

Was sie mir beim Treffen gesagt haben, war: "Wir suchen eine weibliche Regisseurin, weil wir jemanden brauchen, der sich mit der Entwicklung von Scarlett Johanssons Figur beschäftigt." Sie sagten mir auch: "Mach dir um die Actionszenen keine Sorgen, wir werden uns darum kümmern." Ich dachte mir: "Tja, ich würde gerne Scarlett Johansson treffen, aber ich würde auch sehr gerne die Actionsequenzen selbst inszenieren." Studios sind an weiblichen Filmemacherinnen interessiert, aber sie denken immer noch, dass Actionszenen eine Sache für männliche Regisseure sind.

Es wäre in dem Fall allerdings zu kurz gedacht, von Sexismus auszugehen. Vielmehr möchte Marvel Action-unerfahrenen Regisseuren nicht die großen Actionszenen ihrer unglaublich teuren Filme überlassen. Es ist eine Standardpraxis, dass viele Actionszenen in großen Blockbustern nicht von Hauptregisseuren, sondern von spezialisierten Second-Unit-Regisseuren und Stunt-Koordinatoren inszeniert werden. So war das auch bei The First Avenger: Civil War, Ant-Man, Thor – Tag der Entscheidung und sicherlich vielen anderen Comicverfilmungen.

Doch das war nicht das einzige Problem, das sie mit Marvel und deren Filmen hatte:

Das erste, was ich gefragt habe, war, ob sie vielleicht die Spezialeffekte verändert könnten, weil es so viele Laserkämpfe gab… Ich finde sie furchtbar. Außerdem sind die Soundtracks der Marvel-Filme ziemlich grauenhaft. Vielleicht stimmen wir da nicht überein, aber es ist wirklich schwer, einen Marvel-Film zu sehen. Es tut den Ohren weh, Marvel-Filme zu schauen.

Laserkämpfe? Sicher, dass sie Marvel und Star Wars voneinander unterscheiden konnte? Wobei man ihr lassen muss, dass die Musik der meisten MCU-Filme tatsächlich zu wünschen übrig lässt. Davon abgesehen, scheint sie aber eindeutig nicht die richtige Wahl für den Film gewesen zu sein. Regisseure aus dem Arthouse-Bereich ins Blockbuster-Geschäft zu bringen, hat sich in Vergangenheit schon mehrfach bewährt. Wonder Woman hat das schließlich auch keineswegs geschadet. Dessen Regisseurin Patty Jenkins inszenierte zuvor auch nur einen einzige Film, das Drama Monster mit Charlize Theron, das auch schon über ein Jahrzehnt zurückliegt. Doch in diesem Fall scheinen die Vorstellungen die Regisseurin und des Studios sehr weit auseinander gelegen zu haben.

Solche Treffen finden bei großen Franchise-Blockbustern natürlich häufig statt, jedoch lesen wir selten Konkretes dazu, da Filmemacher Geheimhaltungsverträge, sogenannte NDAs, unterschreiben müssen, die ihnen verbieten, über die Meetings zu sprechen. Martel gab zu, auch einen solchen Geheimhaltungsvertrag unterschrieben zu haben, was sie jedoch scheinbar wenig kümmert. Zum Abschluss witzelte sie nur noch, dass falls ihre Aussagen auf YouTube landen sollten, sie zu Protokoll geben möchte, dass sie Black Widow gerne machen würde.

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