© Artisan Entertainment
Quelle: Deadline
Ob man ihn liebt oder hasst, man kann nicht abstreiten, dass Blair Witch Project zu den einflussreichsten Horrorfilmen der letzten 20 Jahre gehört. Für mickrige $60.000 und mit gänzlich unbekannten Darstellern produziert, revolutionierte der Film virales Marketing, indem er viele Zuschauer erfolgreich glauben ließ, die Hintergrundgeschichte des Films sei wahr und die darin gezeigten Aufnahmen echt. Mit fast $250 Mio Einspiel weltweit wurde Blair Witch Project zu einem der profitabelsten Filme aller Zeiten. Er begründete den "Found Footage"-Wahn im Horrorkino, der, auch dank Beiträgen wie Paranormal Activity und Cloverfield, bis heute anhält und zum festen, von vielen Genrefans aber inzwischen verhassten Subgenre gehört.
Blair Witch Project war ein Phänomen. Doch der Versuch, daraus mit einem schnell nachgereichten, traditionell gefilmten Sequel Kapital zu schlagen, schlug fehl. Viele Kinogänger, die durch den Hype von Blair Witch Project mitgerissen wurden, waren vom Film enttäuscht und von der Wackelkamera genervt. Andere, die den Film mochten, konnten mit der glatt polierten Fortsetzung wenig anfangen. Blair Witch 2 floppte. Damit war das Thema vorerst gegessen, auch wenn das Erbe von Blair Witch Project im Horrorgenre weiterlebte.
Vorletztes Jahr überraschte Lionsgate dann die Horror-Community mit einem im Geheimen abgedrehten dritten Film. Adam Wingards Blair Witch, der zuvor als The Woods beworben wurde, blieb der Präsentation des ersten Films treu. Er ignorierte den zweiten Teil und setzte das Original und dessen Mythologie direkt fort. Auch wenn die überraschende Enthüllung der Fortsetzung zunächst Wellen schlug, hatten Kinogänger "Found Footage"-Horror inzwischen satt. Das Studio überschätzte wohl auch die nachhaltige Beliebtheit von Blair Witch Project. Mit weniger als $50 Mio Einspiel weltweit erfüllte Blair Witch nicht die Hoffnungen des Studios, das Franchise neu zu beleben.
Das heißt jedoch nicht, dass Lionsgate die geheimnisumwobene Hexe als Burkittsville, Maryland begraben hat. Das Online-Portal Deadline bringt Kunde, dass die von Lionsgate neu gegründete Abteilung Studio L, das für die Produktion digitalen Contents verantwortlich sein wird, aktuell an einer Serienadaption von Blair Witch arbeitet. Eduardo Sanchez, einer der beiden Original-Regisseure von Blair Witch Project, verriet bereits letzten Herbst, dass es Gespräche über eine "Blair Witch"-Serie gegeben hat. Offenbar hofft Lionsgate, dass die Marke "Blair Witch" immer noch etwas wert ist. Auch wenn die Zuschauer wenig Interesse an einem weiteren Kinofilm hatten, werden sie vielleicht einer Serie gegenüber offen sein. Ob "Found Footage"-Elemente auch ihren Weg in die geplante Serie finden werden, ist noch unbekannt, doch ich hoffe inständig, dass man darauf verzichten wird.