Quelle: Insidekino
Die Kombination aus kinofreundlichem (lies: regnerischem) Wetter, unattraktiven Neustarts und dem letzten Ferienwochenende in drei Bundesländern hat dazu geführt, dass vergangenes Wochenende die älteren Filme an den deutschen Kinokassen einen Aufschwung verbuchten. Die meisten Filme verloren nur wenig gegenüber der Vorwoche und viele konnten sich steigern. Die größten Nutznießer waren dabei die Familienfilme. Dafür hat keiner der neuen Streifen es sogar unter die ersten drei Filme am Wochenende geschafft.
Die größte Erfolgsgeschichte am Wochenende war zweifelsohne Universals Minions. Die gelben Unruhestifter sind einfach nicht unterzukriegen und konnten nach vier Wochen Pause wieder die Spitze der deutschen Kinocharts erobern. Der Ableger der an und für sich schon erfolgreichen Ich – Einfach unverbesserlich-Reihe legte um 53% gegenüber dem letzten Wochenende zu und lockte von Donnerstag bis Sonntag knapp 125,000 Zuschauer in die Kinos. Damit hat der Film fast 6,500,000 Besucher in Deutschland erreicht und seinen Vorsprung zum zweitplatzierten Film der Jahres-Charts von 2015 (Fifty Shades of Grey) weiter ausgebaut. Dass einem Film ein Comeback auf Platz 1 in der 10. (!) Woche gelingt, haben wir hierzulande schon sehr lange nicht mehr erlebt. Insgesamt verbrachte Minions sechs seiner bisherigen zehn Wochen auf Platz 1 der Charts in Deutschland. Nur noch weniger als 200,000 Besucher trennen ihn davon, Ice Age 4 zu überholen und zum erfolgreichsten Animationsfilm in Deutschland seit Ice Age 3 vor sechs Jahren zu werden. Außerdem hat Minions jetzt schon mehr Besucher in Deutschland begeistert als die beiden Ich – Einfach unverbesserlich-Filme zusammengerechnet! Es ist ein phänomenales Ergebnis und wirkt umso eindrucksvoller, wenn man sich das Einspiel anschaut. Mit €55,1 Mio befindet sich der Film bereits auf Rang 21 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten in Deutschland. Sehr bald wird er schon die €56,5 Mio von Ice Age 3 überholen und zum umsatzstärksten Animationsfilm aller Zeiten hierzulande werden.
Da bis Ende September keinerlei Konkurrenz für Familien im Kino angeboten wird, sollte Minions noch einige erfolgreiche Wochen vor sich haben und mindestens 6,8 Millionen Zuschauer insgesamt erreichen, bevor er die Kinos verlässt. Das wäre genug, um ihn unter die fünf besucherstärksten computeranimierten Filme aller Zeiten in Deutschland zu bringen (hinter Findet Nemo und den ersten drei Ice-Age-Abenteuern). Mit sehr viel Glück und falls er so lange in den Kinos bleiben kann, könnte Minions aber sogar an der 7-Mio-Marke kratzen.
Das Hip-Hop-Biopic Straight Outta Compton zeigte seine Frontlastigkeit, indem der Film mit 29% einen höheren Zuschauerverlust gegenüber der Vorwoche verbuchte, als jeder andere Film in der Top 20. Mit 118,000 Besuchern belegte er Rang 2 der deutschen Kinocharts und war der einzige Film, der sechsstellige Zahlen schrieb. Insgesamt wurde der Streifen in Deutschland von etwa 382,000 Zuschauern in 11 Tagen gesehen, was angesichts der Thematik hierzulande schon als solider Erfolg gewertet werden darf. In den nächsten Wochen wird Straight Outta Compton vermutlich schnell fallen und nicht mehr als 600,000 Besucher insgesamt erreichen.
Mission: Impossible – Rogue Nation hatte zwar einen leicht enttäuschenden Start in Deutschland, hielt sich aber in den darauffolgenden Wochen umso besser. An seinem fünften Wochenende legte er sogar um 1% auf 89,000 Besucher zu und steht nun bei insgesamt 1,274,000 Zuschauern. Damit hat er Mission: Impossible 3 bereits hinter sich gelassen. Die Gesamtbesucherzahl von Mission: Impossible – Phantom Protokoll (1,58 Mio) wird er vermutlich leider knapp verfehlen, doch immerhin konnte er auch Filme wie Ted 2 und 96 Hours – Taken 3 bereits toppen, obwohl beide stärker gestartet sind. Mit etwas Glück wird die fünfte Mission von Ethan Hunt etwa 1,5 Millionen Zuschauer in Deutschland erreichen.
Der erfolgreichste Neueinsteiger war letztes Wochenende das unnötige Reboot The Transporter Refueled. Dass die Zuschauer kein Interesse an einem Transporter-Film ohne Jason Statham hatten, zeigte sich an dem Startergebnis. Nur 80,000 Zuschauer (inkl. Previews) sahen den Film bis Sonntag. Am eigentlichen Wochenende waren es 76,000, was zu einem erbärmlichen Schnitt von 191 Besuchern in 395 Kinos führte. Viel mehr als 250,000 Besucher sind hier sicherlich nicht drin, und das wäre in etwa die Hälfte des Startergebnisses von Transporter 3. So viel zum Thema Reboot.
Ein weiteres Reboot, an dem die Kinogänger in Deutschland wenig Interesse zeigen, ist Hitman – Agent 47. In seiner zweiten Woche erreichte der Film 64,000 Zuschauer (-24%) und steht jetzt bei 184,000 Besuchern. Immerhin war der Rückgang angesichts sehr direkter Konkurrenz von The Transporter Refueled respektabel. Allerdings erwarten auch den neuen Hitman nicht mehr als 300,000 Besucher in Deutschland – weniger als die Hälfte des Endergebnisses des letzten Hitman-Films, obwohl jener sogar eine FSK18-Freigabe trug.
Pixels begeisterte am Wochenende weitere 59,000 Zuschauer in Deutschland – 23% mehr als am Wochenende davor. Dem Film fehlen jetzt nur noch etwa 25,000 Besucher bis einer Million. Dann wird Pixels zum 12. Besuchermillionär für Adam Sandler.
Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen legte um gewaltige 82% zu und stieg um drei Plätze in der Top 10 auf Rang 7 auf. Mit 50,000 Zuschauern war sein drittes Wochenende sogar deutlich stärker als sein Startwochenende. Insgesamt steht der deutsche Animationsfilm jetzt bei 179,000 Besuchern. Bis zum Ergebnis von Teil 1 fehlen aber noch knapp 300,000 Zuschauer und ich bezweifle, dass er das noch schaffen kann.
Meryl Streeps Starpower konnte ihr beim Start von Ricki – Wie Familie so ist am Wochenende wenig helfen. Mit nur 43,000 Zuschauern von 249 Kinos belegte der Film Platz 8 der hiesigen Charts. Einschließlich Previews hat der Film bis Sonntag 69,000 Zuschauer in Deutschland verbucht. Mehr als 200,000 sind hier am Ende nicht drin.
Außerhalb der Top 10, auf Rang 12, startete Werner Herzogs neuer Film Königin der Wüste mit Nicole Kidman. Von 158 Kinos kamen für ihn 31,000 Kinogänger zusammen und sorgten mit 194 Besuchern pro Kino immerhin für den besten Schnitt unter den Neustarts. Außerdem belegte das Biopic den ersten Platz der deutschen Arthouse-Charts. Samt Sneaks und Previews steht Königin der Wüste bei 41,000 Besuchern und ich traue ihm ein Endergebnis von 200,000 zu.
Magic Mike XXL verabschiedet sich langsam aus den Kinos, doch bevor es soweit ist, wird er noch eine Million Besucher erreichen. Dazu fehlen der Stripperkomödie nur noch etwa 11,000 Zuschauer. Nächstes Wochenende könnte es schon passieren. Dieses Ergebnis ist extrem beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der erste Film vor drei Jahren nur 400,000 Besucher in Deutschland hatte. Magic Mike XXL ist damit definitiv einer der größten Überraschungshits des Sommers in Deutschland und hat mächtige Konkurrenz wie Terminator: Genisys und Mad Max: Fury Road hinter sich gelassen.
Auch die Zeit von Jurassic World im Kino neigt sich nach 13 Wochen dem Ende zu. Vergangenes Wochenende brachte er seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 4,1 Millionen. Leider wird er wohl die 4,18 Mio von Fast & Furious 7 nicht mehr toppen können.
Apropos Terminator: Genisys – das Sequel mit Arnie ist definitiv eine der größten Enttäuschungen an den deutschen Kinokassen diesen Sommer. Vergangenes Wochenende erreichte der Streifen endlich 800,000 Besucher in Deutschland, doch die Tatsache, dass er sogar 1 Million deutlich verfehlen wird, ist ziemlich peinlich. Ob es trotz oder gerade wegen der FSK12-Freigabe geschehen ist, darüber lässt sich streiten. Fakt ist, dass sogar Terminator: Die Erlösung vor sechs Jahren knapp 1,4 Millionen Besucher hierzulande hatte.