Andre Braugher und Terry Crews in "Brooklyn Nine-Nine" © 2020 NBCUniversal Media, LLC
Quelle: Access Daily
Krimi- und Ärzteserien sind seit Jahrzehnten die beliebtesten Seriengenres mit einigen Serien, die weit über zehn Staffeln hinaus laufen. Doch während der Respekt gegenüber Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern nach der Corona-Epidemie höher ist denn je (auch wenn die Bezahlung gerade der letzten beiden Berufsgruppen zu wünschen übrig lässt), ist der Ruf der Polizisten in den USA aktuell vermutlich auf einem Tiefpunkt angelangt. Nach dem Mord an George Floyd und landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt (auf die die Polizei ironischerweise zum Teil mit mehr Gewalt reagierte) stehen die Gesetzeshüter in den Vereinigten Staaten in heftiger Kritik. In Los Angeles wurde bereits eine deutliche Verkürzung des Polizei-Etats angekündigt; in Minneapolis, dem Epizentrum der Proteste, ist sogar eine komplette Reform und Neugestaltung der Polizei geplant.
Diese gelinde gesagt skeptische Einstellung gegenüber der Polizei wird auch weitreichende Folgen für die Film- und Serienindustrie haben. Erfolgreiche Reality-Serien "COPS" und "Live P.D." wurden bereits eingestellt. Auch im fiktionalen Bereich wird es Auswirkungen geben. Der in Vergangenheit so beliebte Tropus einen Polizisten mit einem eigenen moralischen Kodex und eigenen Regeln ist absolutes No-Go. Die Polizei glorifizierenden Serien wie "Blue Bloods" und "Chicago P.D." werden nicht drum herumkommen, die aktuelle Lage irgendwie zu adressieren.
Doch Auswirkungen gibt es auch dort, wo man sie vielleicht auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde. Die herrlich absurde, Golden-Globe-prämierte Polizei-Sitcom "Brooklyn Nine-Nine" reagiert auf die anhaltenden Proteste und konzipiert die kommende 8. Staffel neu. Das hat ihr Darsteller Terry Crews verraten: (aus dem Englischen)
Unser Showrunner Dan Goor, sie hatten vier Episoden drehbereit, und sie haben sie einfach in den Müll geworfen. Wir müssen von vorne anfangen. Aktuell wissen wir nicht, in welche Richtung es gehen wird.
Crews ergänzte, dass die Staffel die aktuelle Situation natürlich nicht ignorieren wird:
Wir hatten viele ernste Gespräche und tiefgreifende Konversationen darüber, und wir hoffen, dass wir dadurch dieses Jahr etwas erschaffen können, was wirklich bahnbrechend sein wird.
Dass die vier Drehbücher verworfen wurden, bedeutet natürlich nicht, dass sie heikle Themen hatten, die man sich nicht traut zu zeigen. Vielmehr soll die Staffel höchstwahrscheinlich die aktuelle Situation bestmöglich reflektieren. Das heißt auch nicht, dass aus "Brooklyn Nine-Nine" plötzlich ein ernstes Drama wird. Trotz ihres häufig albernen Humors, ist "Brooklyn Nine-Nine" eine Comedyserie mit dem Finger am Puls der Zeit. Sexuelle Belästigung, Racial Profiling und Homophobie wurden schon allesamt in der Serie thematisiert, ohne von dem Humor abzulenken.
"Black Lives Matter"-Proteste werden nicht das einzige reale Ereignis sein, das Auswirkungen auf die Themen der achten Staffel haben wird. Auch die Coronavirus-Pandemie, die New York besonders schwer getroffen hat, wird laut Showrunner Dan Goor höchstwahrscheinlich auch nicht unbemerkt an der Serie vorübergehen. Wenn eine Comedyserie es schafft, diese beiden bitterernsten Themen in ihrer Handlung unterzubringen, ohne zugleich moralinsauer oder bedeutungsschwanger zu wirken, dann "Brooklyn Nine-Nine". Nach sieben großartigen Staffeln habe ich absolutes Vertrauen in die Macher.