Christina Hendricks in "Mad Men" © 2013 Michael Yarish/AMC
Quellen: The Hollywood Reporter, Deadline
Vor 14 Jahren haben viele Industriebeobachter und Filmfans nicht schlecht gestaunt, als Cameron Crowes semi-autobiografische Liebeserklärung an die Rockmusik, Almost Famous, sein Nachfolger zum Megahit Jerry Maguire, nicht als "Bester Film" bei den Oscars nominiert wurde, nachdem er zuvor für alle wichtigen Vorläufer-Preise (Regiegewerkschaft, Schauspielergewerkschaft, Produzentengewerkschaft, Autorengewerkschaft) nominiert worden war. Seinen Platz nahm der von Harvey Weinstein heftig gepushte, wenn auch nur mäßig rezensierte Johnny-Depp-Film Chocolat ein – ein Umstand, der bis heute von vielen kritisiert wird. Immerhin gab es für Crowe damals den wohlverdienten Oscar für sein Drehbuch. Für viele Fans des Regisseurs bleibt Almost Famous der Höhepunkt seiner Karriere. Die darauffolgenden Filme Vanilla Sky, Elizabethtown und Wir kaufen einen Zoo spalteten entweder das Publikum oder lösten bestenfalls ein Schulterzucken aus.
Aus diesem Grund haben viele (mich eingeschlossen) mit großer Freude vernommen, dass Crowe demnächst wieder zur Rockmusik-Thematik zurückkehrt. In "Roadies", der ersten von ihm produzierten TV-Serie, folgt er wieder einer erfolgreichen Rockband auf Tour. Diesmal wird die Geschichte jedoch aus der Sicht der titelgebenden Roadies erzählt, der Crew-Mitglieder, die dafür sorgen, dass die Tour reibungslos über die Bühne geht (was sie aber mit Sicherheit nicht tut, sonst wäre es eine ganz schön langweilige Serie). Der Sender Showtime erwarb die Ausstrahlungsrechte an der Serie und Crowe selbst wird bei der Pilotfolge Regie führen. Sehr ansehnlich ist auch die Besetzung der Serie geworden, was sicherlich mit Crowes Namen als Aushängeschild des Projekts zu tun hat.
Christina Hendricks, die vor dem bevorstehenden Ende von "Mad Men" (siehe Artikelbild oben) sich direkt eine weitere Serien-Hauptrolle sichern konnte, spielt in der Serie Shelli, die toughe, aber privat emotionale Band-Managerin, die mit ihrer Arbeit verheiratet ist und verdammt gut darin ist, in dem was sie tut. Luke Wilson (Bild oben links aus Henry Poole) spielt ihre Kollegen Bill, den Tour-Manager. Der seit fünf Jahren trockene Ex-Alkoholiker ist müde vom Leben auf der Tour und leidet unter ständigem Schlafdefizit. Nichtsdestotrotz ist er der beste Freund, den eine Band sich auf der Tour wünschen kann. Rafe Spall (Bild oben rechts aus Prometheus) spielt Reg Whitehead, einen erfolgreichen britischen Finanzberater, der auf die Tour vom Plattenlabel geschickt wird, um ein Auge auf dem Budget zu haben, obwohl Reg gar keine Ahnung vom Musikgeschäft hat. Die zuckersüße Imogen Poots (Bild unten links aus Chatroom) spielt Kelly Ann, eine großartige Elektrotechnikerin mit großem Herz und fragwürdiger sozialer Kompetenz, deren großer Wunsch es ist, einen Abdruck in dieser Welt zu hinterlassen. Die für Whale Rider für einen Oscar nominierte Neuseeländerin Keisha Castle-Hughes (Bild unten rechts aus "The Almighty Johnsons") spielt die passionierte Tontechnikerin Donna Mancini, die jeden Tag das Lieblingsritual der Crew einleitet: Lied des Tages.
Ergänzt wird dieser hervorragende Cast durch Peter Cambor ("NCIS: Los Angeles"), der den skurrilen anglophilen Gitarrentechniker Milo darstellt, der keinen großen Wert auf persönliche Hygiene legt. Ron White kam an Bord der Serie als Phil, der berühmteste und schillerndste Road Manager der Welt, eine mit allen Wassern gewaschene Legende in der Welt der Rockmusik. Wo es eine berühmte Band gibt, gibt es natürlich auch verrückte Fans und Jacqueline Byers wird einen solchen Fan spielen, deren Verhalten an eine Stalkerin grenzt. Sie spielt Natalie Shin, eine leicht verrückte und sehr erfindungsreiche Liebhaberin der Musiker, die sich von nichts abhalten lässt, um der Band näherzukommen. Zu guter Letzt spielt Branscombe Richmond Puna, einen hawaiianischen Hellseher, der für die Security der Band zuständig ist – und Zugang zu anderen Dimensionen des Wissens hat, jedenfalls nach seinen eigenen Angaben.
Die Figuren klingen interessant, der Plot auch und das Projekt erinnert tatsächlich im besten Sinne an Almost Famous. Crowe produziert die Serie gemeinsam mit der "Willkommen im Leben"-Schöpferin Winnie Holzman und dem Hollywood-Giganten J.J. Abrams ("Lost"). Vielleicht wird das tatsächlich das nächste große Werk sein, auf das Crowes Fans seit fast 15 Jahren warten. Aber auch im Kino hat der Regisseur dieses Jahr einen neuen Film – Aloha (Trailer) mit den aktuell oscarnominierten Bradley Cooper und Emma Stone. Hoffentlich wird es ein gutes Jahr für die Fans des Regisseurs, die schon lange auf ein Comeback von ihm warten, das seiner früheren Arbeiten würdig ist.