Charlbi Dean und Harris Dickinson in Triangle of Sadness © 2022 Alamode Film
Quelle: Variety
Nachdem die 73. Internationalen Filmfestspiele von Cannes vorletztes Jahr wegen Corona erst zum zweiten Mal in der langen Geschichte des prestigeträchtigsten Filmfestivals der Welt (nach 1968) abgesagt werden musste und das Festival letztens wegen der Pandemie von Mai bis Juli verlegt und mit einer eingeschränkten Besucherzahl ausgetragen wurde, konnte das Festival diesen Monat mit seiner 75. Ausgabe endlich zum üblichen Glanz und Glamour auf die Croisette zurückkehren. Stars, Sternchen und Filmjournalisten aus aller Welt sind nach Südfrankreich angereist, um sich 12 Tage größtenteils anspruchsvolle Filme von international renommierten Regisseuren anzuschauen, die um einen der begehrtesten Filmpreise der Welt buhlten: die Goldene Palme.
Das Rennen machte schließlich jemand, der erst vor wenigen Jahren den Hauptpreis mitnehmen durfte. Der schwedische Provokateur Ruben Östlund gewann für sein englischsprachiges Debüt Triangle of Sadness, eine bissige, böse Satire auf schnellen Ruhm, Eitelkeit und Größenwahn, seine zweite Palme. Bereits für seinen letzten Film The Square, eine Satire auf die Kunstwelt, wurde er in Cannes mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Später erhielt The Square auch eine Oscarsnominierung als "Bester fremdsprachiger Film". Die Kritiken zu Triangle of Sadness waren noch polarisierender als bei The Square und weit weniger positiv als bei letzten Cannes-Siegern wie Titane, Parasite und Shoplifters. Östlunds Sieg macht ihn zu einem von nur neun Regisseuren bzw. Regie-Paaren, die die Goldene Palme zweimal gewonnen haben. Nur drei von ihnen gelang dies mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Filmen. In Deutschland holte sich der Alamode Filmverleih die Rechte an Triangle of Sadness und wird den Film im Oktober bei uns in die Kinos bringen.
Neben Östlunds Sieg triumphierten koreanische Filme wieder einmal in Cannes. Park Chan-wook, dessen Filme Oldboy und Durst in Vergangenheit schon in Cannes ausgezeichnet wurden, gewann für den Thriller Decision to Leave den Regie-Preis. Broker, das koreanische Debüt des japanischen Palme-Gewinners Kore-eda Hirokazu (Shoplifters), erhielt den Hauptdarsteller-Preis für Song Kang-ho (Parasite) und den Preis der Ökumenischen Jury.
Claire Denis teilte sich den Großen Preis der Jury – die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals – für Stars at Noon mit dem jungen belgischen Regisseur Lukas Dhont (Close), der vor vier Jahren die Goldene Kamera (Preis für bestes Regiedebüt) für sein Erstlingswerk Girl erhalten hat. Dieses Jahr ging die Goldene Kamera an das Duo Riley Keough und Gina Gammell für War Pony.
Das im Vorfeld als eins der Festival-Favoriten gehandelte rumänische Drama R.M.N. des früheren Palme-Gewinners Cristian Mungiu (4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage) ging überraschend leer aus.
In der Sparte Un Certain Regard, in der noch unkonventionellere und risikofreudigere Filme laufen als im Haupt-Wettbewerb, wurde das französische Film-im-Film-Drama The Worst Ones ausgezeichnet, während die luxemburgische Schauspielerin Vicky Krieps ("Das Boot") für ihre Darstellerin der österreichischen Kaiserin Sisi in Corsage prämiert wurde.
Die meisten ausgezeichneten Film, aus dem Haupt-Wettbewerb haben entweder schon Kinostarttermine oder zumindest Verleihe in Deutschland. Auch bei den nächsten Oscars werden wir vielleicht den einen oder anderen Titel wiedersehen. Letztes Jahr waren es beispielsweise Drive My Car und Der schlimmste Mensch der Welt, die nach Cannes-Preisen auch jeweils für mehrere Oscars nominiert wurden.
Unten findet Ihr die Siegerinnen und Sieger aus den wichtigsten Kategorien: