Taylor Swift in Cats © 2019 Universal Pictures
Quelle: The Daily Mail
Cats. Die Verfilmung des preisgekrönten, erfolgreichen Musicals, die letztes Jahr in die Kinos kam. Viele von Euch habe den Film vermutlich nicht gesehen (sonst wäre er ja nicht so bitterböse an den Kinokassen gefloppt), doch gehört haben von dieser Kuriosität bestimmt schon die meisten. Cats ist wie Matrix: Man kann ihn nicht erklären, man muss ihn selbst erleben. Genau das tat ich letztes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester, mit einem Kumpel und jeder Menge (wirklich jeder Menge!) Bier als seelischer Beistand.
Der Film übertraf alle meine Erwartungen. Nicht falsch verstehen, Cats ist kein guter Film per se, doch als Kinoerlebnis hatte ich den Eindruck, Zeuge der Geburt eines neuen Kultfilms zu sein. Was von Universal und Regisseur Tom Hooper (Les Misérables, The King’s Speech) sicher als ein Oscarkandidat intendiert war, ist vielmehr reif für Mitmach-Mitternachtsvorstellungen à la Rocky Horror Picture Show. Es ist ein Film mit unvergesslichen Bilder, wie von Schauspiellegende Sir Ian McKellen in einem digitalen Furry-Fetischoutfit Milch aus einer Schüssel schlürfend, und man kann allein aus dem Wort "Jellicle" ein gutes Trinkspiel machen.
Dabei sollte es eigentlich ganz anders kommen: Eine weltberühmte Vorlage, ein oscarprämierter Regisseur, der bereits ein Musical erfolgreich fürs Kino adaptiert hat, ein Star-Ensemble vor der Kamera und bahnbrechende Computereffekte, die die Jellicle-Katzen zum Leben erwecken sollten. Bereits der erste Trailer zog ganz andere Reaktionen als erwartet nach sich. "Gruselig" war ein Wort, das dabei häufig gefallen ist. Als der Film dann in die Kinos kam und durch die Bank verrissen wurde, distanzierten sich seine Darsteller wie James Corden, Taylor Swift und andere dezent von dem Film.
Auch Andrew Lloyd Webber, der Schöpfer der Musical-Vorlage selbst, hat wenig Gutes über die Filmadaption zu sagen, und sieht die Schuld bei der Herangehensweise des Regisseurs: (aus dem Englischen)
Das Problem mit dem Film war, dass Tom Hooper beschlossen hat, niemanden vom Originalstück zu involvieren. Das ganze Ding war lächerlich.
Lloyd Webber hat gemeinsam mit Taylor Swift den neuen Song "Beautiful Ghosts" zum Film beigesteuert, der für einen Golden Globe nominiert wurde und zu den wenigen nicht heftig kritisierten Aspekten des Streifens gehört. Ansonsten war er an der Entstehung der Verfilmung nicht beteiligt und musste vermutlich mit Schrecken mit ansehen, wie aus seinem Tony-prämierten Musical eine Leinwand-Groteske entstanden ist. Lloyd Webber, der auch Musicals wie "Das Phantom der Oper", "Evita" und "Jesus Christ Superstar" erschaffen hat, gehört zum erlesenen Kreis von nur 16 "EGOT"-Künstlern, die einen Emmy, einen Grammy, einen Oscar und einen Tony gewonnen haben. Seine Stücke haben Millionen von Zuschauern begeistert, mit den Filmadaptionen hatte er jedoch meist weniger Glück. Nichtsdestotrotz wurde mit Cats zweifelsohne ein neuer Tiefpunkt erreicht.
Oder Höhepunkt, je nachdem, wie man es betrachtet, denn weder Alan Parkers Evita noch Joel Schumachers Das Phantom der Oper werden einen ähnlichen Trash-Kultstatus erreichen wie Cats. Ich meine, bei den anderen Filmen gab es keinen Bericht, dem zufolge die Effekteleute des Films die ursprünglich animierten Arschlöcher (!) der Katzen wegretuschieren sollten. "Lächerlich" ist definitiv ein gutes Wort, um den Film zu beschreiben, auch wenn ich niemandem von ihm explizit abraten würde. Lediglich nüchtern sollte man sich nicht in ihn hineinbegeben, denn ansonsten ist die Gefahr eines irreversiblen Schadens zu hoch.
Falls Ihr Euch einen Eindruck von einer der bizarrsten Szenen des Films verschaffen wollt, müsst Ihr nicht weiter suchen als den Clip unten: