Christoph Waltz in Spectre (2015) © Eon Productions
Quelle: The Times
Eine Sache, auf die sich James-Bond-Fans vor dem Release von Spectre besonders freuten, war Christoph Waltz in der Rolle des Bond-Schurken, dessen Identität als Blofeld viele richtigerweise schon im Vorfeld angenommen hatten. Als Raoul Silva legte Javier Bardem in Skyfall die Messlatte für Bond-Bösewichte wieder sehr hoch (und hätte für die Performance eigentlich eine Oscarnominierung verdient!). Wer konnte als Nachfolger besser noch einen drauflegen, als das österreichische Ausnahmetalent, das mit Hans Landa in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds bereits einen der besten Filmbösewichte der letzten zehn Jahre gespielt hat.
Doch als der Film dann herauskam, stellten viele fest, dass die Erwartungen an Waltz' Performance vielleicht doch etwas zu hoch waren. Er war keineswegs schlecht, spielte routiniert, doch letztlich war es einfach die x-te Variation einer typischen, redegewandten Waltz-Performance, die er seit Inglourious Basterds so in jedem zweiten seiner Filme abgeliefert hat. Die Eifersucht auf Bond als seinen Adoptivbruder als Hauptmotivation von Blofeld war doch etwas zu platt und weit hergeholt zugleich, und obwohl Spectre mit 148 Minuten Laufzeit der längste Bond-Film überhaupt war, war Waltz' Auftritt im Prinzip auf drei längere Szenen beschränkt. Wenn man einen Schauspieler wie Waltz und eine Rolle wie Ernst Stavro Blofeld, erwartet man einfach etwas…mehr.
Nicht nur ich und diverse Zuschauer sahen das so, sondern interessanterweise auch Waltz selbst, der bereits 2016 in einem Interview mit dem Wochenmagazin "Mann" von der "Zeit" seine Unzufriedenheit mit der Performance äußerte. Er bezeichnete sie als "nicht wirklich gelungen", meinte, er habe nicht genug Inspiration gefunden, und lästerte sogar über den Bohei, der um die Premiere von Spectre in London in der Royal Albert Hall gemacht wurde. Es sei ja "nur ein Film", meinte Waltz, und fragte sich, ob die Premiere des nächsten Films gleich zu einem Nationalfeiertag gemacht werden würde.
In einem brandneuen Interview mit der britischen The Times anlässlich seines neuen Films Downsizing kam Waltz wieder auf Blofeld zu sprechen und beteuerte einerseits wieder, dass er in James Bond 25 nicht zurückkehren wird, obwohl seine Figur am Ende von Spectre noch lebt, und andererseits, dass er weder mit seiner Darstellung noch mit dem gesamten Prozess besonders zufrieden war: (aus dem Englischen)
Es war eine unglaubliche Erfahrung, Teil dieses kulturellen Nachkriegsphänomens zu sein. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass ich mit jedem Prozessschritt zufrieden war. Ich habe das Gefühl, dass es einige lose Enden bei meiner Performance gibt. Ich sage nicht, dass ich im nächsten Film dabei sein werde. Ich werde nicht dabei sein. Aber im Sinne des Gefühls, dass ich einen Zweck ausreichend erfüllt habe, gibt es noch einige weiße Flecken auf der Karte für mich persönlich. Ich möchte nicht etwas kritisieren, dass es nicht verdient, kritisiert zu werden, und deshalb drücke ich mich ein wenig kryptisch aus. Es gibt einfach bestimmte Dinge, mit denen ich nicht zufrieden bin. Ich wünschte, ich hätte die Gelegenheit, diese Makel auszubügeln.
Dem kann ich beipflichten. Es gab Potenzial für eine großartige Performance und einen denkwürdigen Bösewicht, doch das Ergebnis war leider weit davon entfernt. Interessant ist, dass Waltz scheinbar Interesse hätte, sich der Rolle wieder anzunehmen, doch die Bond-Produzenten haben offenbar andere Pläne.
[…] Christoph Waltz ist unzufrieden mit seiner Performance als Bond-Bösewicht in „SpectreR… Filmfutter […]