Auch wenn er seinen einzigen Oscar nicht als Schauspieler, sondern mit 27 gemeinsam mit Ben Affleck für das Drehbuch zu Good Will Hunting gewonnen hat, gilt Matt Damon seit über 20 Jahren als einer von Hollywoods größten etablierten Stars, der bislang nie eine ernsthafte Dürreperiode in seiner Karriere erleben musste. Damon ist zwar nicht ganz so produktiv wie Nicolas Cage oder Samuel L. Jackson während ihrer Fließband-Filmjahre, dennoch müssen Damon-Fans nie lange auf seine neuen Filme warten. Seit 1995 verging kein Jahr ohne einen neuen Matt-Damon-Film im Kino.
So viel Zeit an Filmsets rund um den Globus ist belastend für das Familienleben und so musste der vierfache Vater während der Paartherapie vor zwei Jahren seiner Ehefrau versprechen, endlich eine Pause von der Schauspielerei einzulegen. Eine Ausnahme konnte er jedoch mit ihr aushandeln: Sollte sich Christopher Nolan, in dessen Interstellar Damon eine kleine, aber wichtige Rolle als feiger Astronaut gespielt hat, bei ihm melden, würde er die Pause unterbrechen. Wer kann es ihm auch verübeln? Nolan gilt als einer der größten Regie-Visionäre unserer Zeit und es gibt vermutlich kaum jemanden in Hollywood, der für die Gelegenheit, mit ihm zusammenzuarbeiten, nicht alles stehen und liegen lassen würde.
Damons Gattin stimmte dieser Bedingung zu und wie das Schicksal es so will, rief Nolan kurze Zeit später an und schlug Damon die Rolle des Leslie Groves, Leiters des Manhattan Project (Foto unten), in Oppenheimer vor. Laut Damon war seine Frau wenig begeistert, doch abgemacht war abgemacht und Anfang 2022 stand er wieder vor der Kamera. Mit einem weltweiten Einspiel von fast einer Milliarde US-Dollar und sieben gewonnenen Oscars wurde Oppenheimer zum größten Triumph von Nolans Karriere und zum größten Hit in Damons. Deshalb muss die Schauspielpause wohl weiter warten, denn Nolan will auch seinen nächsten Film wieder mit Damon drehen. Der Regisseur ist ein Gewohnheitstier bei der Wahl seiner Schauspieler. Damon gehört bald zum Kreis von Darstellern wie Sir Michael Caine, Christian Bale, Top Hardy, Gary Oldman und Cillian Murphy, die jeweils mindestens drei Filme unter Nolans Regie gedreht haben.
Wie bei vielen Nolan-Projekten zum Zeitpunkt ihrer Ankündigung gibt es noch keinerlei Details zum Plot oder Genre seiner 13. Regiearbeit. Branchenblatt Deadline hat jedoch herausgefunden, dass der Film am 17.07.2026 in die nordamerikanischen Kinos kommen und natürlich auch im IMAX zu sehen sein wird. Beides ist keine Überraschung. Alle Nolan-Filme seit Inception liefen in IMAX-Kinos und fast alle von ihnen wurden Mitte Juli veröffentlicht, einem sehr lukrativen Zeitraum für große Blockbuster. Die Dreharbeiten sollen voraussichtlich Anfang 2025 beginnen und in nächster Zeit werden sich sicherlich alle, die in Hollywood Rang und Namen haben, um Rollen in dem Film bemühen.
Die Frage, welches Studio das Privileg haben würde, Nolans nächsten Film herauszubringen, hing nach dem Erfolg von Oppenheimer im Raum. Fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete Nolan ausschließlich mit Warner Bros. zusammen und war der größte Geldbringer des Studios. Doch die fragwürdige Entscheidung von Warners früherem Regime, alle Filme des Studios 2021 zeitgleich zum Kinostart in den USA auch im Stream bei HBO Max herauszubringen, hat den vehementen Streaming-Gegner und leidenschaftlichen Kino-Liebhaber Nolan dermaßen verärgert, dass er seine Zusammenarbeit mit dem Studio beendet hat. Universal konnte Nolan erfolgreich umwerben, indem das Studio Oppenheimer ein exklusives Kinofenster von mindestens 100 Tagen zugesichert hat.
Am Ende haben alle Beteiligten davon profitiert. Oppenheimer wurde zu einem wahren Kino-Phänomen und einem der profitabelsten Filme des letzten Jahres. Nolan gewann endlich den Regie-Oscar und verdiente dank prozentueller Beteiligung an den Einnahmen fast neunstellig. Nichtsdestotrotz hat sich Warner unter David Zaslavs neuer Führung redlich darum bemüht, Nolan wieder anzulocken. Unter anderem wurde ihm ein unverbindlicher Dankbarkeits-Scheck in siebenstelliger Höhe für Tenet, der als einziger Blockbuster mitten während der Pandemie in die Kinos kam, ausgestellt. Außerdem hat sich Warners neues Regime wieder exklusiven Kino-Auswertungen verpflichtet.
Doch letztlich hat es nichts genützt. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen. Nolan blieb bei Universal und das Studio wird dem oscarprämierten Filmemacher nach einem beinahe-Milliardenhit bei seinem nächsten Film sicherlich freie Hand lassen und alle Ressourcen zur Verfügung stelle. Denn kaum jemand kann Kunst und Kommerz heutzutage so gut unter einen Hut bringen wie Nolan.
Quelle: Deadline