Gemma Chan in Crazy Rich © 2018 Warner Bros. Pictures
Quelle: Deadline
Die Blütezeit von romantischen Komödien war in den 90ern und frühen 2000ern und schenkte uns Filme wie Pretty Woman, Während du schliefst, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill, Was das Herz begehrt und Tatsächlich… Liebe. Ob es nun am wachsenden Zynismus der Gesellschaft oder am Mangel an passenden Stars und guten Drehbüchern lag, Romcoms wurden nach und nach aus den Kinos verdrängt. Doch auch wenn sie inzwischen rar gesät sind, gibt es zum Glück immer wieder mal einen Genrevertreter, dessen Erfolg uns daran erinnert, weshalb diese Filme die Zuschauermassen begeistert haben. Wenn Romcoms nämlich gut sind, sind sie geradezu beflügelnd.
Eine der besten romantischen Komödien der letzten Jahr war Crazy Rich Asians, die hierzulande unter dem verkürzten deutschen Titel Crazy Rich veröffentlichte Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Kevin Kwan. Die Culture-Clash-Geschichte der jungen Wirtschaftsprofessorin Rachel (Constance Wu) aus New York, die ihren Freund Nick (Henry Golding) in seine Heimat Singapur zur Hochzeit seines besten Freundes begleitet und dort feststellt, dass Nicks Familie unfassbar reich ist, war der erste große Hollywood-Film seit 25 Jahren, der eine komplett asiatische Besetzung hatte. Der Streifen wurde sehr positiv aufgenommen und avancierte zum Überraschungshit an den Kinokassen mit rund $239 Mio Einspiel weltweit. Eine Golden-Globe- und eine Produzentengewerkschaft-Nominierung als "Bester Film" setzten dem Erfolg die Krone auf.
Da "Crazy Rich Asians" der Auftakt einer Romantrilogie war, die zudem aus "Crazy Rich Girlfriend" und "Crazy Rich Problems" (im Original "China Rich Girlfriend" bzw. "Rich People Problems") besteht, witterte Warner natürlich sofort die Gelegenheit für Sequels, die beide grünes Licht erhalten haben. Originalregisseur Jon M. Chu sollte für beide Fortsetzungen zurückkehren. Ein Gehaltsstreit mit Drehbuchautorin Adele Lim, die nur ein Zehntel der Gage ihres Co-Autors Peter Chiarelli erhalten sollte, führte jedoch zu Lims Ausstieg aus dem Projekt und nicht einmal Chus Intervention, der sich auf ihre Seite stellte und neue Verhandlungen mit Warner konnten sie zur Rückkehr bewegen.
Doch wer glaubt, dass Warner die Fortsetzungen aufgegeben hat, weil sie nach vier Jahren immer noch nicht gekommen sind, irrt sich gewaltig. Im Gegenteil: Das Studio will das Franchise noch weiter als geplant ausbauen. Jason Kim, Autor und Produzent der HBO-Comedyserie "Barry", ist mit der Idee eines Spin-Off-Films zu Gemma Chans Figur Astrid Young Teo an Warner herangetreten und das Studio war begeistert. Astrid ist Nicks hinreißende, modebewusste Cousine, deren Ehe im ersten Film bröckelt, als sie von der Affäre ihres Ehemanns erfährt. In der Abspannszene tauscht sie auf einer Party Blicke mit ihrem Ex Charlie Wu aus, gespielt von Harry Shum Jr. In den Büchern war Charlie einst mit Astrid verlobt, ihre Eltern verhinderten jedoch die Ehe, weil sie ihn für ungeeignet hielten. Die turbulente Liebesgeschichte der beiden ist eine Nebenhandlung in den Büchern und soll nun einen eigenen Film mit Chan und Shum Jr. bekommen, dessen Drehbuch von Kim geschrieben wird.
Die Geschichte von Rachel und Nick soll aber auch weitergehen. Im März wurde Newcomerin Amy Wang als neue Drehbuchautorin der beiden Sequels verpflichtet. In dem zweiten Roman reisen Rachel und Nick nach Shanghai, um Rachels leiblichen Vater zu finden.
Welcher Film nun zuerst produziert werden soll und wer die Regie beim Spin-Off führen wird, steht aktuell nicht fest. In Deutschland lief Crazy Rich leider nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil Warner ihm offenbar keinerlei Erfolgschancen zugetraut und ihn in weniger als 100 Kinos herausgebracht hat. Eine DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung hat bei uns nie stattgefunden, doch der Film ist aktuell auf Netflix zu sehen und ich kann ihn allen Romcom-Fans herzlichst empfehlen.