Michael B. Jordan in Creed III – Rocky’s Legacy © 2022 MGM
Viele erfolgreiche Film-Franchises erreichen nach einiger Zeit den Punkt, an dem ihre bisherigen Stars nicht mehr weitermachen können oder wollen. Da Studios Franchises mit Hitpotenzial aber nie dauerhaft ruhen lassen können, wird meist die Übergabe an eine neue Generation versucht. Damit die Fans die neuen Franchise-Gesichter leichter akzeptieren können, treten sie zunächst an der Seite der sogenannten "Legacy Characters", also der Originalstars der Reihe, auf, die dann allmählich in den Hintergrund rücken. Es ist ein schwieriger Spagat, der nicht allen Franchises gleichermaßen gut gelingt.
Diesen Monat sind jedoch bereits zwei Filme erschienen, deren jeweilige Reihen den Generationenwechsel nahtlos geschafft haben und nun in eine vielversprechende neue Zukunft blicken können. Obwohl es ursprünglich anders geplant war, ist Neve Campbell nach gescheiterten Gehaltsverhandlungen aus Scream VI ausgestiegen. Das empfand ich zunächst als einen echten Verlust, bei der Sichtung des Films habe ich Sidney jedoch überhaupt nicht vermisst, sondern mit den im letzte Film eingeführten neuen Hauptfiguren voll und ganz mitgefiebert. Bei Fans und in der Kritik kommt der Film überwiegend gut an und steuert möglicherweise sogar auf das umsatzstärkste Startwochenende der ganzen Reihe hin.
Dieses legte Creed III bezogen auf das gesamte Rocky-Franchise eine Woche zuvor schon hin. Obwohl Creed III diesmal ganz ohne Sylvester Stallone auskommen muss, hat die Abwesenheit des Rocky-Darstellers dem großen Interesse keinerlei Abbruch getan. Sowohl in den USA als auch in Deutschland startete der Film weitaus besser als seine Vorgänger. Hierzulande steuert er auf mehr als eine Million Zuschauer zu und könnte in Deutschland sogar der zweiterfolgreichste Film der Rocky-Reihe (nach Rocky IV) werden. Wenn es irgendwelche Zweifel im Vorfeld gab, ob die Rocky-Spin-Off-Reihe auf eigenen Beinen stehen kann, wurden diese sehr eindrucksvoll ausgeräumt. Auch wenn Berichte abgebrochener Filmvorstellungen wegen Schlägereien in Kinosälen in Deutschland und Frankreich die Stimmung etwas trübten, ist Creed III zweifelsohne ein überwältigender Triumph und kann in meinen Augen sogar mit dem tollen ersten Creed-Film mithalten.
Creed-III-Star und -Regisseur Michael B. Jordan und Produktionsstudio MGM ahnten das Erfolgspotenzial des Films vermutlich schon im Voraus. Als Jordan kurz vor dem Kinostart gefragt wurde, wie es um Creed 4 steht, bestätigte er, dass der vierte Film definitiv kommen würde. Er hat sich jedoch nicht dazu geäußert, ob er die Regie wieder selbst übernehmen wird.
Nach dem bockstarken dritten Film habe ich auch große Lust auf Creed 4. Doch weil heutzutage ein stinknormales Film-Franchises Studios nicht mehr reicht, befinden sich Jordan und der neue MGM-Inhaber Amazon in aktiven Verhandlungen um ein erweitertes Universum rund um Adonis Creed, das Spin-Off-Filme, eine Realserie und eine Animeserie umfassen soll. Ein bereits angekündigtes Spin-Off, das Rocky-Schöpfer Stallone verärgert hat, soll sich um Ivan und Viktor Drago drehen. Florian Munteanu kehrte als letzterer in Creed III zurück, diesmal als Adonis' Sparring-Partner. Ein weiteres Projekt könnte von Adonis' junger gehörloser Tochter Amara (Mila Davis-Kent) handeln, die bereits in Creed III Ambitionen als junge Boxerin zeigte.
Hätte man mir vor zehn Jahren noch gesagt, dass es ein Film oder eine Serie über die kleine Tochter von Apollo Creeds Sohn geben könnte, hätte ich ungläubig die Augen verdreht. Das tue ich übrigens jetzt immer noch. Denn auch wenn die Creed-Reihe als Rocky-Spin-Off in jeder Hinsicht ein massiver Triumph ist, finde ich nicht, dass man es überstrapazieren sollte und mehrere weitere Ablegerserien und -filme klingen für mich genau danach. Oder wie seht Ihr das?